Kultur und Weindas beschauliche MagazinGeorg Kusztrich, Doris Richter Bieber © Robert Peres DIE GERAUBTE VENUS „Thriller“ um die steinzeitliche Preziose
Gerhard Loibelsberger ist bekannt für seine Naschmarkt-Morde. Darin erzählt er ungemein authentisch vom Treiben der Wiener Strizzis und Dirnen Ende des 19. Jahrhunderts. Seine Sprache ist dabei voller literarischem Witz, wenngleich die Ausdrücke „aus der untersten Lad´“ gefischt werden und dabei alles andere als salonreif sind. Die Fans seiner Romane lieben deswegen diese „kriminellen“ Zeitreisen, die sie in eine Welt entführen, in der ein beleibter Herr Inspector zwischen seiner geliebten Küche und dem Milieu üblen Machenschaften auf der Spur ist. Sie haben nun die einmalige Gelegenheit, Loibelsbergers Debüt als Dramatiker zu erleben. Für die Wachaufestspiele Weissenkirchen schuf er im Auftrag von Intendant Marcus Strahl eine Kriminal-Posse mit Gesang. Dabei hat er allerdings die Handbremse gezogen und unbeschwertem Lachen vor dem finsteren Bösen klar den Vorrang gelassen. Tatort ist schließlich die Wachau anno 1908 und das nahezu unblutige Verbrechen der Raub der höchst wertvollen „Venus von Willendorf“. Ein Extrablatt verkündet die Sensation. Der manische Kunstsammler Erzherzog Franz Ferdinand will über seinen Adjutanten Odilo von Schmarrn (Victor Kautsch) den fähigsten Mann im k.k. Polizeiinstitut mit der Wiederbeschaffung beauftragen lassen. Joseph Maria Nechyba weilt allerdings mit seiner resoluten Gattin Aurelia (Doris Richter Bieber) auf Sommerfrische in dem von Bühnenfachmann Martin Gesslbauer auf Seinerzeit gestalteten Weissenkirchner Gasthof. Seine Rundlichkeit pflegt er durch Einnahme erstaunlicher Mengen von Essbarem. Da der Inspector nicht bereit ist, seinen Urlaub durch Arbeit stören zu lassen, muss der subalterne k.k. Polizeiagent Ferdinand Nepomuk Pospischil für seinen Chef eben dort tätig werden.
Ein raffinierter Schachzug des Autors: Er hat damit gleich zwei Rollen für grandiose Komiker geschaffen. Nechyba findet in Reinhard Nowak seine füllige Körperlichkeit, als Pospischil grantelt sich Georg Kusztrich durch Weinkeller und Verdächtige. Erst als Undercoveragent in der Verkleidung als Kräuterweiberl ist er erfolgreich. Angeraten wurde ihm dieser Mummenschanz von Ying Yang (Xina Dongnan Ziegler), der Gesellschaftsdame einer ominösen Baronin (Nici Neiss). Helene von Hochtrab wird jedoch als Hochstaplerin Helli Hrdlitschka aus Hernals enttarnt. Als Täterin nicht auszuschließen ist auch Frau von Streng (Leila Strahl), die ihr Mündel Rosi (Daniela Lehner) mit Tanz, Sport und Moral für das Leben in der Cottage ertüchtigt. Höchst verdächtig ist selbst der Archäologe, Hofrat Herr von Stein, denn außer einer Schramme unter einem Pflaster auf der Stirn hat Tony Bieber keine Verletzungen von diesem Angriff auf seine Person erlitten.
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