Das Paradies, wie es Makis Warlamis den Menschen wieder geschenkt hat
„Manchmal, in seltenen Augenblicken, hat man das Glück: es öffnen sich winzige Poren im Universum und man erblickt das Paradies“, ist eine der schönsten Aussagen von Makis Warlamis. Er hat zeitlebens versucht, gerade diese Momente in seiner Kunst festzuhalten, sie mit seinen Bildern an die Mitmenschen weiterzugeben. Efthymios (Makis) Warlamis kam 1942 in Makedonien in Nordgriechenland zur Welt, in einer Art Arkadien mit durchsonnter Landschaft, mit Ruinen von antiken Tempeln und Olivenbäumen. Als Erwachsenen hat es ihn ins Waldviertel verschlagen, wo er in der herben Umgebung zwischen endlosen Wäldern und mächtigen Granitformationen seine Heimat gefunden hat und vor allem neue Inspiration für seine Arbeit. Am 27. Dezember 2016 ist Makis Warlamis verstorben. Aber er hat ein gewaltiges künstlerisches Erbe hinterlassen, das sich nicht nur in nahezu unzähligen Bildzyklen, sondern auch in Skulpturen, seiner ganz speziellen Architektur und in Gedichten, getragen von der Weisheit eines großen Denkers, erhalten hat.
Der Titel der schon vor seinem Tod geplanten Jahresausstellung in dem von ihm gegründeten Kunstmuseum Waldviertel in Schrems hat damit eine prophetische Tiefe erfahren. Bis 14. Jänner 2018 haben die Besucher nun auch nach dem in der Bibel überlieferten Sündenfall unserer Stammeltern Gelegenheit, wieder in den GARTEN EDEN zurück zu kehren. Die Orte des Erlebens sind zum einen von Warlamis gemalte Bilderzyklen im Inneren des Museums, zum anderen der bereits vor einigen Jahren angelegte, mittlerweile wunderschön bewachsene Skulpturen-Erlebnispark. Ob es sich um Gemälde handelt oder um das Freilufttheater und die Himmelssäulen, stets präsent ist das Anliegen von Makis Warlamis, Kunst als „glückliche Räume“ wahrzunehmen.
Es ist so deutlich zu spüren, dass Bernhard Antoni, Kurator der Ausstellung und langjähriger Wegbegleiter des Künstlers, es gar nicht für nötig hält, in seinen Führungen auf das hier allgegenwärtige Positive hinzuweisen. Warlamis selbst hat es so ausgedrückt: „Vielleicht habe ich immer nur das Paradies gemalt. Gleich ob Pflanzen, Blumen, Bäume, Landschaften und Menschen, immer habe ich das Verbindende, die Schönheit, das Befriedigende und Fröhliche gesucht.“
Warlamis war auch der Überzeugung, dass jeder Mensch über kreatives Potential verfügt und seine Werke laden ein, selbst wieder tätig zu werden, vielleicht einmal zum Pinsel zu greifen oder wie die Kinder, wenn sie auf ihren Schulausflügen das Museum besuchen, sich in den vom Museum angebotenen Workshops umgehend ihrer bis dahin versteckten Talente bewusst zu werden. „Warlamis hat Kunst für Kinder gemacht“, erzählt Antoni, „weil er die Kinder genauso ernst genommen hat wie die Erwachsenen.“ Sie sollen sogar die Bildern angreifen, die Kunst auch mit ihren Händen empfinden, um so eine unmittelbare Beziehung zum Kunstwerk zu erhalten.
Den Anfang macht eines der wenigen Selbstporträts von Makis Warlamis. Es zeigt einen zum Malen entschlossenen Mann, mit Pinseln in der fest geschlossenen Rechten. Es ist kurz nach einem Herzinfarkt entstanden und zeigt deutlich den Willen, weiterzuleben und weiterzuarbeiten. Es folgt ein Zyklus, der sich der Größe im ganz Kleinen widmet. Pflanzenknospen wurden im Augenblick des Aufspringens gemalt. Warlamis hat diesen winzigen Moment auch in poetische Worte gefasst: „Meine Sporen- und Samenbilder sind wie archaische Keime des Lebens und der Fantasie. In ihnen überwintert das Universum und sprießt im Frühling zu immerwährender Vitalität.“ Man erfährt die ganze Wucht der Schöpfung, wenn man den Blick von der Wurzel über die Knospe bis zur frei schwebenden Blüte wandern lässt.
Über Ausschnitte aus dem Mozart-Zyklus, Bilder von Arkadien und vom Baum des Lebens und Gemälden mit üppigen Rosen gelangt man in die Kapelle des Friedens. Warlamis war angetan von der minoischen Kultur, die für ihn Ausdruck für friedliches, konfliktfreies Zusammenleben ist.
Die Figuren, Menschen ebenso wie Engel, übertragen diese Seligkeit an den Ruhe suchenden heutigen Menschen. Bernhard Antoni weiß, dass manche Besucher, nachdem sie das Museum und den Park genossen haben, wieder in diese Kapelle zurückkehren, um noch kurz in der beglückenden Stimmung zu verweilen, um hinzuzufügen: „Wenn ein Besucher die Ausstellung verlässt, soll er um eine Spur zufriedener und glücklicher sein als vorher, dann haben wir unser Anliegen erreicht.“