Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


  Ceremony II  Foto: Markus Sepperer

Ceremony II Foto: Markus Sepperer

WIEN MODERN Das Festival noch nie gehörter Musik

  Ingrid Schmoliner  Foto: Elvira Faltermeier

Ingrid Schmoliner Foto: Elvira Faltermeier

Neuproduktionen unter dem Motto: Mach doch einfach was du willst

Auch Musik will immer wieder neu geschaffen werden, nicht nur durch die Interpreten des Bestehenden, sondern auch durch Komponisten. Neue Klänge werden ersonnen, indem ganze Felder an Geräuschen dem Notenschlüssel untergeordnet werden und das daraus Gewonnene in ungewöhnliche Zusammenhänge des Kunstgeschehens wie Malerei oder Installationen gebracht wird. Diese Art des interdisziplinären Musizierens oft weit abseits des Dreiklangs hat längst eine beachtliche Schar von begeisterten Zuhörern bzw. –sehern gewonnen, die im Rahmen des nunmehr zum 34. Mal stattfindenden WIEN MODERN eine selten reiche Auswahl an diesbezüglichen Events finden. So sind etliche der „Charakterköpfe“, die im Programm 2021 aufscheinen, bis dato kaum musikalisch konnotiert gewesen. Wer denkt bei Georg Baselitz an ein Konzert? Und doch sind seine Kopfüber-Werke Inspiration für Martino Formenti, der die 760 Minuten lange Performance Feldman 760 im Rahmen eines Schwerpunktes für eine Baselitz-Werkschau in der Albertina konzipiert hat.

  ensemble xx jahrhundert  Foto: Ben Fodor

ensemble xx jahrhundert Foto: Ben Fodor

  Chorprobe  Foto: Michael Scheidl

Chorprobe Foto: Michael Scheidl

Wenn es um die persönlichen musikalischen Vorlieben des deutschen Künstlers geht, so stehen zeitgenössische Streichquartette auf dem Programm. Georg Baselitz + comprovise[#3] ist ein vom Musikverein und Wien Modern gemeinsam kuratiertes Festival im Festival. „Alte Meister“ sind in der vierstündigen Installationsperformance ceremony II von Georg Friedrich Haas angesagt. 70 Bläser und Streicher (die Gruppen im Orchester werden nicht gegendert!) auf Instrumenten aus sechs Jahrhunderten werden die Räume des Kunsthistorischen Museums bespielen. Das Publikum darf sich dabei zwischen wundervollen Gemälden und historisch anmutenden Klängen frei bewegen.

 

Die Zahlen zu Wien Modern sind beeindruckend. 32 Spieltage (30.10.-30.11.2021), 38 Spielstätten in 11 Wiener Gemeindebezirken, 56 Produktionen, davon acht Musiktheater-Aufführungen und 20 Begleitveranstaltungen sind die äußere Hülle, in der sich rund 80 Uraufführungen verbergen, gute 30 sind österreichischer Provenienz und lassen auf reges Schaffen im legendären Musikland schließen.

  Vertigo  Foto: Arotin & Serghei

Vertigo Foto: Arotin & Serghei

  Selina Ott  Foto: Nancy Horowitz

Selina Ott Foto: Nancy Horowitz

Ein Großteil davon sind Frauen, worauf seitens der Veranstalter besonderes Augenmerk gelegt wurde. In der Kunst klafft längst ein tiefer Riss zwischen den Geschlechtern. Sie ist entweder dominant männlich oder unterdrückt weiblich – ein untragbarer Zustand, der umgehend behoben werden muss. Dazu die Worte des Veranstalters: Werke von rund 60 Komponistinnen tragen dazu bei, das unzeitgemäße Bild der Musik als Männerdomäne ein klein wenig zu aktualisieren. Die einst einfache Regel, dass jemand mit Qualität Erfolg hat, gilt es also schleunigst zu korrigieren und die Ohren weg von künstlerischen Erwartungen für geschlechtsspezifische Vorgaben zu justieren.

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