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Tabita Rezaire Omu Elu, 2024 Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband, Weltmuseum Wien, 2025 Foto: D

Tabita Rezaire Omu Elu, 2024 Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband, Weltmuseum Wien, 2025 Foto: Daniel Sostaric

TABITA REZAIRE Das Universum ist eine große Kalebasse

Tabita Rezaire, Des/astres, © KHM-MV, WMW, Foto: Daniel Sostaric

Tabita Rezaire, Des/astres, © KHM-MV, WMW, Foto: Daniel Sostaric

Das Ausstellungsformat WMW Contemporary schafft neue Perspektiven.

Es ist eine Ausstellung, die sich über drei Räume und drei Installationen erstreckt. Die in Paris geborene und heute in Cayenne in Französisch-Guyana lebende und arbeitende Künstlerin Tabita Rezaire zeigt damit Beispiele aus dem von ihr betriebenen AMAKABA, einem Zentrum für die Künste der Erde, des Körpers und des Himmels. Nach oben aus, in die Endlosigkeit des Weltalls, führt auch der Titel „Calabash Nebula: Cosmological Tales of Connection“. Erklärt wird es so: Der Rest eines sterbenden Sterns, 5.000 Lichtjahre weit weg, stößt seine äußeren Hüllen ab und der dabei entstandene Nebel entwickelt die Form einer Kalebasse. Dabei handelt sich um die getrocknete Hülle des Flaschenkürbisses, die in vielen afrikanischen und indigenen Kulturen als Symbol mit tiefer Bedeutung für die Zusammenhänge in einem ihr Dasein bestimmenden Kosmos aufgeladen ist.

Tabita Rezaire, Omu Elu, 2024, Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband, Weltmuseum Wien

Tabita Rezaire, Omu Elu, 2024 © KHM-Museumsverband, Weltmuseum Wien, 2025 Foto: Daniel Sostaric

Tabita Rezaire, OMI: Yemoja Temple, 2024 Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband, Weltmuseum Wien

Tabita Rezaire, OMI: Yemoja Temple, 2024 © KHM-Museumsverband, Weltmuseum Wien, 2025 Foto: Daniel Sostaric

Mit der Doppeldeutung des französischen Wortes Des/astres (astres für Sterne, das ganze Wort für Desaster) spielt die Künstlerin in einem Gemeinschaftshaus des Wayana-Volkes in Rezaires Wahlheimat. Dort sind kosmische Wesen zugange, während Veranstaltungen und Feste stattfinden. An der Decke der Kuppel läuft ein kreisrundes Video, das von Hängematten aus bequem betrachtet werden kann. Der 61-minütige Film führt darin astronomische Traditionen des Amazonasgebietes mit der strategischen Position Franz. Guyanas als wichtiges Startgebiet der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) zusammen. Der Verweis auf die widersprüchliche Realität eines von kolonialer Ausbeutung geprägten Territoriums liegt auf der Hand.

In „Omo Elu“ zeigen sieben gefärbte Textilien die unterschiedlichen Inkarnationen der göttlichen Wesen, genannt Orisha Yemoja. Sie sind Mutter, Heilerin, Schöpferin, Wasser, Herrscherin und Tänzerin. Verehrt werden sie hauptsächlich im westlichen Afrika. Die Blautöne entstehen mit Indigo, einem in vielen Kulturen symbolträchtigen Pigment. „OMI: Yemoja Temple“ ist die dritte Station dieser ethnographischen Reise an der Hand zeitgenössischer Kunst, wie sie ab jetzt im Weltmuseum Wien regelmäßig zu sehen sein wird. Auch diese Installation ist der Gottheit Yemoja gewidmet. Sie hat die Form eines Tropfens aus dem Wasser des Tanganjikasees in Tansania, dessen Ökosystem vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Konstanz erforscht wurde. Wieder sind es mit Indigo gefärbte Textilien, die sich über eine Holzstruktur spannen, in der eine Klangkomposition aus rituellen Gesängen und wissenschaftlich-künstlerischen Reflexionen zu einer Begegnung mit dem Wasser als Quelle des Lebens und Ort kosmischer Verbundenheit einladen.

Tabita Rezaire, 2023 © Yussef Agbo-Ola

Tabita Rezaire, 2023 © Yussef Agbo-Ola

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