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Leiko Ikemura Triptychon Teile 1-3 (Genesis, Tokaido, Tokaido), 2015 © 2025 Leiko Ikemura

Leiko Ikemura Triptychon Teile 1-3 (Genesis, Tokaido, Tokaido), 2015 © 2025 Leiko Ikemura Foto: Jörg von Bruchhausen

LEIKO IKEMURA Mutterschaft für fantastische Welten

Leiko Ikemura, Doppelfigur mit Vogel im Arm, 1998/2002

Leiko Ikemura, Doppelfigur mit Vogel im Arm, 1998/2002

Bilder und Skulpturen im fließenden Übergang von Abstraktion und Gegenständlichkeit

Die Künstlerin spricht von ihrer Kreativität als einen Tanz, von „körpereigenen Rhythmen und Wellenbewegungen“, die sie als Frau deutlicher als ein Mann empfinden kann. Deswegen werden ihre Gemälde auch unter dem Titel „Motherscapes“ (deutsch: Mutterlandschaften) zusammengefasst. Ein solches Triptychon steht auch im Mittelpunkt der Ausstellung, die Leiko Ikemura in der Albertina bis 6. April 2026 gewidmet ist. 1951 wurde sie in Japan geboren und ist über die Schweiz in Deutschland gelandet. Die nun großteils in Berlin lebende und arbeitende Malerin und Bildhauerin hat sich als Ort der Präsentation die Pfeilerhalle ausgesucht. In diesen stimmungsvollen Gewölben mit spannenden durch die Trägerelemente gelenkten Sichtachsen im Hauptraum und einer Art Krypta kämen ihre Werke, so Ikemura, entsprechend zur Geltung, besser als in einer weiten Halle.

Öeiko Ikemura, Usagi mit Flügeln, Katze 2022-2023

Glas: Öeiko Ikemura, Usagi mit Flügeln, Katze 2022-2023

Leiko Ikemura, Motherscape, Ausstellungsansicht

Leiko Ikemura, Motherscape, Ausstellungsansicht

Obwohl sie seit 1991 an der Universität der Künste Berlin im Kreise von Kollegen wie Georg Baselitz und anderer großer Namen als Professorin unterrichtet und bereits etliche Preise einheimste, hatte Leiko Ikemura, wie sie offenherzig mit einem Lächeln zugibt, schlaflose Nächte, als sie die Einladung der weltberühmten Albertina erreichte. Es war offenbar eine Art Lampenfieber, das vor einem gelungenen Auftritt die Kräfte für einen Erfolg konzentriert. Sie reüssiert mit Werken, die ihre Weiblichkeit als schöpferische, lebensspendende Kraft gegen ein von ihr nach wie vor übermächtig empfundenes Patriarchat in diesem Metier zum Tragen bringen sollen.

Mit sensiblem Farbauftrag lässt Leiko Ikemura ästhetisch ungemein ansprechend westliche und östliche Einflüsse zu in ihr geborenen Landschaften ineinander fließen. Dazu kommen eher irritierende Zeichnungen mit hintergründigem Humor, der durchaus auch bei Snoopy von den Peanuts Anleihen genommen haben könnte. In eine vollkommen andere Wirklichkeit entführen ihre Plastiken aus Ton, Bronze und Glas. Beeindruckend ist das Mutterwesen „Usagi Kannon Janus“, eine über mehrere Meter hohe weibliche Figur mit Hasenohren, deren nach vorne offener Rock an eine in der katholischen Kirche verehrte Schutzmantelmadonna erinnert. Berührend in ihrer nahezu surrealistischen Ausführung sind die kopflose „Doppelfigur mit Vogel im Arm“, das „türkise Baby“ oder die aus glasierter Terrakotta nach alter japanischer Tradition gefertigte „Mutter mit Miko“. Für Leiko Ikemura sind sie die feministische Manifestation des Prinzips von Entstehung, Wandel und Erneuerung. Sie stehen jenseits geschlechtlicher Zuordnungen und als Metapher für künstlerische Kreativität.

Leiko Ikemura, Motherscape, Ausstellungsansicht

Leiko Ikemura, Motherscape, Ausstellungsansicht

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