Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Jacques-Louis David Die Kämpfe des Diomedes, 1776 © Albertina

Jacques-Louis David Die Kämpfe des Diomedes, 1776 © Albertina

GÖTTER, HELDEN & VERRÄTER Bilder für zeitlose Konversation

Johann August Nahl d. J., Venus rettet Helena vor der Rache des Aeneas

Johann August Nahl d. J., Venus rettet Helena vor der Rache des Aeneas (Detail), Albertina Wien

Viel zum Schauen bei den zahllosen Geschichten im Historienbild um 1800

Die Blätter ruhten geschützt in Mappen, wurden aber immer wieder daraus hervorgeholt, feierlich auf den Tisch gebreitet, betrachtet und besprochen. Zur Zeit ihrer Entstehung Ende des 18. Jahrhunderts wusste man sich viel mehr mit den darauf dargestellten Szenen anzufangen als heute. Griechische Mythologie, römische Geschichte oder biblische Themen waren damals den einigermaßen gebildeten Menschen durchaus geläufig. Herzog Albert von Sachsen-Teschen und seine Gemahlin Maria Christina liebten diese Art der Konversation und verbrachten, so wird es überliefert, viele Stunden mit sogenannten Historienbildern. Ihnen stand eine Fülle an diesbezüglichem Anschauungsmaterial zur Verfügung, zumal Albert ein leidenschaftlicher Sammler war. Er kaufte die Kunstwerke direkt in den Ateliers der maîtres modernes und besuchte renommierte Akademieausstellungen. Dabei handelte es sich um Zeichnungen, Studien und Skizzen; durchwegs Arbeiten auf Papier, von denen manche bereits beachtliche Formate aufwiesen.

Heinrich Friedrich Füger, Jupiter, Neptun und Pluto, 1789-1790, ALBERTINA, Wien

Heinrich Friedrich Füger, Jupiter, Neptun und Pluto, 1789-1790, ALBERTINA, Wien

Der Stil dieser Epoche war der Klassizismus, zu dessen Hauptvertretern der in Österreich lebende Großmeister Heinrich Friedrich Füger (1751-1818) zählte. Seine Werke stehen nun im Zentrum der Ausstellung „Götter, Helden und Verräter. Das Historienbild um 1800“ (bis 27. August 2023). Mit verschmitztem Lächeln erklärt Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder, dass zwei Kuratoren dafür verantwortlich zeichnen. Zum einen ist es Mag. Julia Zaunbauer, zum anderen jedoch Albert von Sachsen Teschen selbst. Jedes Objekt wurde von ihm einst persönlich ausgewählt, erworben und aufbewahrt. Ermöglicht wurde damit die „Contemporary“-Werkschau einer Zeit, in der das Historienbild seinen absoluten Höhepunkt erreicht hatte. Jede der Arbeiten strahlt moralischen Idealismus mit dem Anspruch des Erzieherischen aus und ist von – nach heutigem Empfinden – übertriebenem Pathos geprägt. Durchwegs sind es Genre-übergreifende Meisterwerke mit allen nur möglichen Herausforderungen an den Künstler.

Es beginnt bei der Bewegung und Pose über die oft kulissenhaft wirkende Landschaft bis zum detailliert ausgeführten Stillleben.

 

Anhand von aufschlussreichen Wandtexten werden die Besucher durch die Breite des Themas geführt. Überschriften wie „Die Antike als Vorbild“, „Akademie und Akt“ oder „Homer und seine Helden“ laden ein, sich punktuell zu vertiefen, mehr wäre ohnehin bei der gezeigten Fülle nicht möglich. Es sind 80 Bilder, von denen jedes einzelne befragt werden will. Die beigegeben Titel wurden, so sie nicht bekannt waren, nach eingehenden Recherchen von der Kuratorin festgelegt und sind damit der erste Schritt zum Verständnis des Gezeichneten.

Womit wir wieder am Anfang dieses Artikels angekommen sind, bei der Konversation, dem Abgleich verschütteten Wissens aus dem Gymnasium mit neuen Erkenntnissen beispielsweise aus Wikipedia und dem Vorhaben, sich mittels des dazu erschienenen Kataloges in abendlicher Beschaulichkeit gemeinsam Geschichten wie „Der Zweikampf zwischen Eteokles und Polyneikes“ von Bartolomeo Pinelli (um 1820) oder „Tankred tauft Clorinde“ von Angelika Kauffmann (1770) neu zu erzählen.

Anron von Maron, Flöte spielender Satyr, Albertina

Anron von Maron, Flöte spielender Satyr, Albertina

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