Kultur und Weindas beschauliche MagazinDrew Sarich, Ensemble © Christian Husar CABARET Amüsement mit einer bitteren Pointe
Das Musical könnte durchaus auch heißen: „Wehret den Anfängen!“ Es spielt in den späten 1920er-Jahren in einem Berlin, unter dessen allseitiger Freizügigkeit die finstere Herrschaft der Nazis wie ein stinkender Schimmelpilz zu wuchern beginnt. Da es die Betroffenen selbst nicht wahrhaben (wollen), muss ein junger Amerikaner anreisen, um sich just in dieser Stadt Inspiration für seinen nächsten Roman zu holen. Er hat allerdings nicht damit gerechnet, hier den Inhalt einer Story zu finden, die sich von seiner eigenen Trauer und das Entsetzen an den absehbaren Entwicklungen beinahe von selbst zu schreiben beginnt. Die dem Musicalstoff zugrunde liegende Literatur ist autobiographisch (mehr dazu ist im Programmheft nachzulesen). Als Teil des frühen „Nicht Vergessens!“ haben Joe Masteroff (Buch), Fred Ebb (Liedtexte) und John Kander (Musik) Mitte der 1960er-Jahre daraus einen Allzeit-Hit auf den Bühnen der Welt geschaffen. Der Titelsong richtet sich an alle, an die Darsteller und das Publikum: „Willkommen!“ im CABARET, das mit seiner offenherzigen Show gegen menschenfeindliche Realität wohl zu jeder Zeit machtlos ist.
An der Bühne Baden durfte das Publikum am Freitag, den 7. Juli 2023, eine Premiere bejubeln, die nicht zuletzt von einer Starbesetzung getragen war. Regisseur Leonard Prinsloo brauchte die namhafte Riege der Darsteller nur geschickt genug in das raffinierte Bühnebild von Alexandra Burgstaller einzusetzen, um sie mit schauspielerischem Können und grandiosen Stimmen Faszination verbreiten zu lassen. Als amerikanischer Schriftsteller Cliff findet Alexander Donesch bald zu Skepsis gegenüber seinem Zufallsbekannten Ernst Ludwig (Jan Walter), spätestens dann, wenn dieser offen die Hakenkreuzbinde trägt. Dass er auf die rücksichtslose Zudringlichkeit der quirligen Sängerin Sally Bowles (Ann Mandrella) hereinfällt und sich unsterblich in die leichtfertige Schönheit verliebt, ist seiner Jugend geschuldet. In derselben Pension wie er wohnt Fräulein Kost (Iva Schell).
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