Kultur und Weindas beschauliche MagazinSouth Pacific, Ensemble © Christian Husar/Bühne Baden SOUTH PACIFIC Südseeträume mit Krieg und Cultur Clash
Die USA waren im Zweiten Weltkrieg nicht nur in Europa gegen Nazi-Deutschland im Einsatz. Auf der anderen Seite der Welt betrieben die Japaner ein ähnliches Großmachtstreben. Mit dem unangekündigten Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 hatten auch sie die Amis zu Feinden gemacht. Das unfassbar grausame Ende dieser Front ist bekannt: Abwurf von Atombomben über Hiroshima und Nagasaki mit Hunderttausend Toten und einem weltweiten Entsetzen über die alles vernichtende Wirkung dieser Waffe. Bis dahin herrschte im pazifischen Raum, genauer gesagt, auch in der Südsee blutiges Kriegsgeschehen. Was immer Oscar Hammerstein II und Joshua Logan dazu veranlasst hat, eine dieser Inseln zum Schauplatz eines letztlich unterhaltsamen Musicals zu machen, entzieht sich heutiger Beurteilung. Doch nachdem Richard Rodgers grandiose Musik dazu geschaffen hat, war dem zwischen Lovestories, ethnischen Betrachtungen und Militäreinsatz pendelndem Werk anhaltender Erfolg gesichert.
Für die Bühne Baden hat es Regisseur Leonard Prinsloo gewagt, Heiteres und Todernstes in einer Welt unter Palmen zu einem ansprechenden Abend zu verbinden – ohne in diverse Fallen wie kulturelle Aneignung oder „Blackfacing“ zu tappen. GIs und Krankenschwestern stellen das Gros des Personals als Chor und Ballett. Dazu kommen Insulaner, teils eingewandert wie der Franzose Emile de Becque (Gezim Berisha), der sich in seinem neuen Leben dort eine Plantage aufgebaut hat, und Natives, die ohne große Berührungsängste bei den anwesenden Soldaten ihre Vorteile suchen. So betreibt Akiko Nakajima als Bloody Mary einen schwunghaften Handel mit Baströckchen, Schrumpfköpfen und Eberzähnen. Sie hat auch einen Heiratskandidaten für ihre Tochter im Auge. Lieutenant Joe Cable (Dominik Hees) ist eben angekommen, als sie ihm List (alternierend: Ran Takahashi, Kaori Morito) wie eine Ware anpreist und er sich auf der Stelle in das Mädchen verliebt.
zurück zur Titelseite zur Seite Bühne Ricardo Frenzel Baudisch, Ensemble © Christian Husar VIKORIA UND IHR HUSAR Wenn die dritte Hochzeit abgesagt wird
Es ist ja wirklich eine unglückliche Fügung des Schicksals, dass der aus einem sibirischen Gefangenenlager entkommene Husarenrittmeister in der US-Botschaft in Japan feststellen muss, dass seine große Liebe inzwischen den dort amtierenden Gesandten geheiratet hat – für einen schneidigen Ungarn eine untragbare Situation. Er ist überzeugt, dass diese Frau noch immer ihm gehört. Sie hingegen ist anderer Meinung, prallt aber mit ihren durchaus nachvollziehbaren Erklärungen bei ihm ab. Erdacht haben sich diese Kollision von Emotion und Vernunft im Zeichen von Csárdás und Paprika Alfred Grünwald und Fritz Löhner-Beda und haben um der Attraktivität willen die Handlung auf der ganzen Welt verteilt, um sie doch in der Puszta enden zu lassen. Vertont hat das Libretto Paul Abraham. Entstanden ist eine ungemein gefällige Musikrevue, die durch ihre jazzigen Elemente bereits zwischen Operette und Musical angesiedelt werden kann.
Melodien wie „Ja, so ein Mädel, ein ungarisches Mädel“, „Meine Mama war aus Yokohama“, „Nur ein Mädel gibt es auf der Welt“ oder das herzzerreißende „Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände“ werden nach wie vor gern gehört – nicht nur von den Magyaren, sondern auch von einer nicht unbeträchtlichen Schar von Operettenfans weltweit. So hat auch die Bühne Baden darauf zurückgegriffen und „Viktoria und ihr Husar“ zuversichtlich auf den Spielplan gesetzt. Mit Michael Zehetner am Pult des Orchesters ist der Schwung der einst neuen Rhythmen garantiert. Sie führen mitreißend durch die teils opulente, teils ernsthafte (z. B. mit Einspielungen aus dem Ersten Weltkrieg) Inszenierung von Michaela Ronzoni und Volker Wahl. Das Regieduo hatte den Mut, den Bürgermeister von Doreszma (Artur Ortens) zu enttäuschen.
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