Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Jakob Oberschlick, Julian Loidl © Baden Media

URFAUST als kurzweilige Collage aus Musik und Goethes Text

Urfaust Baden Ensemble © Baden Media

Was die Welt im Innersten zusammenhält? Gott und Teufel sind verdächtig gute Freunde.

Das Zentrum für interkulturelle Begegnung (ZiB) in Baden bei Wien ist bis 14. März 2019 auch Treffpunkt transzendenter Gestalten. Über den, nach eigener Aussage, mit allen Wissenschaften beschlagenen Dr. Faustus machen sich Gott selbst und ein Geist, der stets verneint, er heißt übrigens Mephistopheles, lustig. Sie schließen eine Wette ab. Der Herr, wie Gott in Faust 1 genannt wird, überlässt es Mephistopheles, seinen Knecht auf dessen Weg mit herab zu führen, wohl in der Meinung, dass Faust standhaft bliebe. Aber auch seine Allwissenheit übersieht dessen geistige Saturiertheit und den Hang zur Magie. Der Versucher ertappt ihn just in einem Moment, in dem den einsamen Gelehrten bei derlei spirituellen Spielen junges, heil´ges Lebensglück erfüllt. Nach kurzem Zögern willigt Faust in eine weitergehende Zusammenarbeit ein. Er lernt Margarethe kennen und schwängert das bezüglich der infernalischen Hintergründe ahnungslose Mädchen. Schließlich bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihre eigene Mutter mit einem Schlafmittel umzubringen und ihr Neugeborenes zu ertränken.

Julia Prock-Schauer, Christoph Wagner-Trenkwitz

Sie selber wird wahnsinnig und es graut ihr teuflisch vor ihrem Heinrich. Der Stoff hat´s also in sich. Johann Wolfgang Goethe  (erst ab 1782 von Goethe) war begeistert und hat noch in seiner Sturm und Drang Periode eine Art Entwurf, gemeinhin als Urfaust oder schlicht Faust bezeichnet, für sein großes Drama „Faust. Der Tragödie erster Teil“ geschrieben.

 

Für die Badener Theatertage 2019 wurde in der Intendanz und Regie von Otto Brusatti unter dem Titel „Urfaust“ eine Kurzfassung von Goethes Faust-Werken erarbeitet. Man will das Publikum offenbar nicht mit den Texten des großen Dichterfürsten langweilen und hat sie für diese Fassung nicht nur auf eine Stunde und 25 Minuten gekürzt, sondern das Ganze mit Musik aufgepeppt. Unerschütterlich und gut spielt Petar Klasan am Flügel unter anderem Teile aus Klaviersonaten Ludwig van Beethovens. Dazu wird mutig Goethe rezitiert. Bernd Jeschek darf Gott spielen und liest auffallend monoton einen Text, den er fallweise auch aus einer Tageszeitung bezieht. Warum er das so macht, erfährt man nicht, aber man weiß zumindest beim Schlussapplaus, dass auch ein Allmächtiger nicht vor schlechten und unnötigen Witzen gefeit ist.

Das Weibervolk, bestehend aus Marthe, Schankwirtin und Lieschen wird von Johanna Rieger anständig unanständig bewältigt. Schüler und Valentin ist in Personalunion Jakob Oberschlick, der glaubhaft zwischen einem Medizinstudium und der Erkenntnis von allem Himmel und all Natur, soviel sein Geist vermöcht zu fassen, schwankt. Der Star ist selbstverständlich Dr. Faust, dem Christoph Wagner-Trenkwitz Leben einzuhauchen versucht. Mit Laptop und Handy versehen ist er ein durchaus kompetenter Magister, Doktor gar, als Liebhaber hat er noch Luft nach oben. Aber sei´s, wie´s sei. Das zarte Gretgen (Julia Prock-Schauer) mit ihren süßen 14 Lenzen verknallt sich in den graumelierten Herrn und rennt seinetwegen in ihr Verderben. Schuld daran ist niemand anderer als Mephistopheles. Julian Loidl ist eine erfrischend nachvollziehbare Verkörperung von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft. Sein umtriebiger Geist hat genügend höllischen Charme, um sehenswert durch alle die irdischen und himmlischen Unzulänglichkeiten zu wirbeln.

Bernd Jeschek © Baden Media

Nächste Vorstellungstermine:

10., 13., 14. März 2019 (+ Sonderaufführungen), jeweils 19.30 Uhr

 

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Beethovenhaus Baden

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