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 Angelika Loderer in der Ausstellung "Angelika Loderer. Soil Fictions"  Foto: Kunst-Dokumentation

Angelika Loderer in "Angelika Loderer. Soil Fictions" Foto: Kunst-Dokumentation.com, Manuel Carreon Lopez © Bildrecht, Wien 2024

ANGELIKA LODERER Fundstücke, Pilzmyzelien und Erdlöcher

Angelika Loderer, Schüttloch (Gips 4), 2023 Foto: Kunst-Dokumentation.com, Manuel Carreon Lopez

Angelika Loderer, Schüttloch (Gips 4), 2023 Foto: Kunst-Dokumentation.com, Manuel Carreon Lopez © Bildrecht, Wien 2024

Eine Installation, die auf eigenwillige Weise den Untergrund sichtbar macht

Das zerbrochene Schwert scheint von Archäologen ausgegraben und damit den Jahrhunderten entrissen worden zu sein. Erst beim genauen Hinschauen entdeckt man die Initiale der Bildhauerin auf dem Griff. Der Titel dieser Arbeit: Angeliki. Angelika Loderer will damit darauf hinweisen, dass der Boden auch die Rolle eines Zeit- und Wissensspeichers spielt, der zumindest die Artefakte wie fein geschmiedete Waffen konserviert. Dieses „Fundstück“ soll von den Auseinandersetzungen um den Boden erzählen, von einst und mit etwas Phantasie auch von heute. Unter dem englischen Titel „SOIL FICTIONS“ (bis 15. September 2024) sind passender Weise im Untergeschoss des Belvedere 21 derartige Werke der 1984 in Feldbach in der Steiermark geborenen Künstlerin zu einer Installation vereint auf dem Boden ausgebreitet.

Ausstellungsansicht "Angelika Loderer. Soil Fictions" Foto: Kunst-Dokumentation.com

Ausstellungsansicht "Angelika Loderer. Soil Fictions" Foto: Kunst-Dokumentation.com, Manuel Carreon Lopez © Bildrecht, Wien 2024

 Angelika Loderer, Moth Trap (Detail), 2024  Courtesy Sophie Tappeiner  Foto: Kunst-Dokumentation

Angelika Loderer, Moth Trap (Detail), 2024 Foto: Kunst-Dokumentation.com, Manuel Carreon Lopez © Bildrecht, Wien 2024

Man muss dabei zumindest geistig in die Tiefen der Erde eintauchen, um den Gedankengängen Loderers folgen zu können. Mit dem Lageplan in der Hand kann man die einzelnen Objekte ihrer Bezeichnung zuordnen und auf der Rückseite ihre Bedeutung erfahren. Die Materialien reichen von Bronze über Gips, Lehm und Wachs bis zu lebendigen Organismen. In Petflaschen gedeihen Myzelien, wie sie sich sonst nur im Waldboden geheimnisvoll zu einem mächtigen Pilz ausbreiten, der an überraschenden Stellen einen Fruchtkörper als Schwammerl produziert.

„When Days Turn Me“ ist ein Holzstück, an dem ein Biber Spuren seiner Zähne hinterlassen hat, was allein genügt, um in gemeinsamer Autorenschaft von Tier und Mensch als „Kunstwerk“ zu gelten. In „Parallel“ können auf zwei übereinander gestapelten Bildschirmen die gleichzeitige Wanderung auf der Oberfläche und in dem darunter verlaufenden Kanalgang beobachtet werden. Den Hauptanteil machen jedoch die sogenannten Schüttlöcher aus. Dafür wurden beispielsweise die Röhren von Maulwurfbauten, aber auch winzig kleine Eingänge zu Grillenbauten ausgegossen. Die damit gewonnenen Formen wurden fallweise für den Guss verwendet. Wie schmutzige Wurzeln winden sich die Ergebnisse flach über den Fußboden oder strecken sich aufgeschreckt in die Höhe. Sie alle zusammen ermöglichen einen Blick in ein verborgenes Reich von Formen, die von Angelika Loderer, um es mit den Worten von Kuratorin Verena Gamper zu beschreiben, als „aktueller wie virulenter Beitrag im zeitgenössischen Diskurs um das Anthropozän, seine Folgen und Alternativen“ aus dem Dunkel des Übersehenwerdens gehoben werden.

 Angelika Loderer, Schüttloch (6), 2022  Courtesy Sophie Tappeiner  Foto: Kunst-Dokumentation.com

Angelika Loderer, Schüttloch (6), 2022 Courtesy Sophie Tappeiner Foto: Kunst-Dokumentation.com, Manuel Carreon Lopez © Bildrecht, Wien 2024

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