CANTINA CERESA Das junge Weingut in uralten Klostermauern im Herzen der Lugana
Über die Entdeckung des vielschichtig fruchtigen Weins aus der Turbianatraube
Wo sich der Gardasee aus dem schroffen Gebirge seiner Ufer befreit hat, erstrecken sich gen Südwesten hin sanfte Hügel, die über und über mit Wein bepflanzt sind. Lugana ist der offizielle Name dieses Weinanbaugebietes, von dem ein Teil bereits in der Lombardei, der andere in der Provinz Venetien liegt. Das hauptsächlich angebaute Gewächs ist die Rebsorte Turbiana, anderswo vielleicht besser bekannt unter Trebbiano di Lugana, deren Verwandte in ganz Italien und sogar in Frankreich durchaus große Weißweine ermöglichen. In den letzten Jahrzehnten gab es in der Lugana einen bemerkenswerten Qualitätsaufschwung, der sich allerdings noch lange nicht so weit herumgesprochen hat, wie es ihm zustünde.
Lugana DOP braucht keinen Vergleich mit den anderen Weißweinen Italiens zu scheuen. Er muss aus mindestens 90% Turbiana gekeltert werden und unterliegt in seiner Reifung einem strengen Reglement. Bei mindestens 11% Alkoholgehalt darf er frühestens ab 15. Jänner des Folgejahres als Lugana verkauft werden. Um als Superiore oder als Riserva auf den Markt zu kommen, sind mindestens zwölf bzw. 24 Monate Reifezeit vorgeschrieben. Freilich gibt es ihn auch als Spumante, der gemäß der Metodo classico hergestellt wird und einen erfrischenden Aperitif oder Begleiter für typische Pastagerichte ergibt. Nach und nach wird Lugana nun entdeckt, nicht zuletzt durch das Engagement von rührigen Winzern, die bemüht sind, ihre Region weltweit bekannt zu machen.
In der Gemeinde Pozzolengo im Herzen dieser Region findet sich der ideale Ausgangspunkt für eine Entdeckungsreise durch die Keller, in denen bester Lugana DOP auf den Weinfreund wartet. Geführt wird die Cantina Ceresa von Massimo Conti und seiner Frau Francesca. Der Name „Ceresa“ stammt übrigens von den Kirschbäumen, die, wie der Historiker Don Giuseppe Lenotto schrieb, nach der Rodung des Selva Lugana, einem dichten Wald, die fruchtbare Gegend geprägt haben.
Die Weingärten erstrecken sich über eine Fläche von mittlerweile acht Hektar, wobei die 250 Olivenbäume nicht unerwähnt bleiben sollen, die mit ihrem Laub silbriges Grau in die grünen Stockreihen bringen. Beheimatet ist die Cantina Ceresa in einem Kloster, das bereits im 15. Jh. erbaut wurde und über abenteuerliche Wege (einer der Besitzer war ein Graf, der sein Vermögen im Glücksspiel durchbrachte) in den Besitz der Familie Conti gelangt ist. 1987 hat Andrea Conti, der Vater des jetzigen Winzers, die gemischte Landwirtschaft auf Weinbau spezialisiert. Bis dahin wurde der Wein im ehemaligen Weinkeller des Klosters gelagert. Heute wird in diesen stimmungsvollen Räumlichkeiten Wein verkostet. Produziert wird längst in einer modernen Anlage. Massimo war von Anfang an begeistert vom Weinmachen. Seine Lehrjahre verbrachte er in Weingütern Norditaliens und in Brasilien, wo er bei einer Ernte dabei sein durfte. 2017 hat er den väterlichen Betrieb übernommen. Neben einigen Innovationen in der Technik und einer neuen Linie mit entsprechenden Etiketten ist der junge Mann dennoch bei der im Hause gepflogenen Philosophie geblieben, die größten Respekt vor der Natur und den Menschen vorsieht. Ihm zur Seite steht Francesca, die Rose des Weinguts. Benannt nach ihr ist der fein perlende Rosato Frizzante Francesca Conti.
Neben dem Lugana DOP gibt es unter anderem einen Spumante metodo classico Andrea, die Rosé Cuveé Chiarette „Grace“ (Name der Mutter Grazia) und einen ganz großen Roten, den Terre di battaglia aus selektionierten und handgelesenen Trauben, die unter dem Dach 45 Tage getrocknet und nach einer Mazeration von 20 Tagen gepresst werden, bevor der Wein nach einer sanften Vergärung über zwölf Monate im Barrique und anschließender Reifung in der Flasche seinen einzigartigen Charakter herausgebildet hat.
