Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


ich bin ein kind der stadt – frühe Erinnerungen von CHRIS LOHNER

ich bin ein kind der stadt Cover 900

Sehr persönliche Erzählungen aus „ihrem“ Wien nach dem Krieg

Eigentlich ist sie nur „die Lohner“, die uns nach wie vor am Bahnsteig verlässlich sagt, wo es lang geht, nachdem sie sich als Rundfunk- und TV-Sprecherin zurückgezogen hat. Sie macht aus ihrem Geburtsdatum kein Hehl. Am 10. Juli 1943 kam sie zur Welt und wurde am 5. September des selben Jahres Christin Edith getauft, aus der 1960 offiziell eine Christine wurde. Wir haben ihren Vornamen einfach wieder gekürzt, zu unser aller Chris Lohner, der vor Witz sprühenden Frau mit unwiderstehlichem Charme, glockenheller Stimme und markanter Frisur, zu der sie ihren attraktiven Rotschopf schneiden lässt. Die ersten Jahre haben noch wenig von der späteren Bekanntheit erwarten lassen. Der Vater war bei ihrer Geburt draußen im Feld. Kennengelernt hat sie ihn erst, wie sie schreibt, „als er auf Heimaturlaub und ich ein schon einigermaßen fotogenes Baby war.

Gewohnt wurde in engsten Verhältnissen in Zimmer, Küche, Kabinett mit Bassena und Klo am Gang. Zum Essen war gerade so viel da, dass niemand in der Familie, die sich in der Zwischenzeit um ihre Schwester Elfi vergrößert hatte, verhungert ist. Chris Lohner erzählt aber auch über diese schwere Zeit mit dem ihr eigentümlichen Humor und entwirft damit für alle Nachgeborenen ein kurzweilig lesbares Bild von Wien, das sich diese kaum vorstellen können. Allein wenn vom Ziegelstein die Rede ist, der im Backofen erhitzt wurde und in Zeitungspapier gewickelt die einzige Wärmequelle im eisigen Schlafzimmer war, dürfte manche Vorstellungskraft an ihre Grenzen stoßen. Dazu kommen Anekdoten aus einer längst vergangenen Welt, Erlebnisse mit den Nachbarkindern und schließlich die Schulzeit, die das lebhafte Mädchen bis zur Matura geführt hat, trotz einer Schwäche in Mathematik, die jedoch Dank eines großartigen Lehrpersonals aufgrund seiner vielfältigen Begabungen übersehen wurde.

 

Chris Lohner, geb. Keprda, legt in dieser launig verfassten Biografie früher Jahre ein klares Bekenntnis, mehr noch, eine Liebeserklärung zu Wien ab. Den Titel „ich bin eine kind der stadt“ hat die „wienerin sein 1943“ von einem Gedicht von Anton Wildgans geborgt. Das Vorwort dazu stammt von niemand Geringerem als Hugo Portisch, dem geschätzten Kollegen und liebgewonnenen Freund aus ORF-Zeiten. Mit „Aufgewachsen zwischen Bomben, Hunger und Soldaten“ leitet er das 2020 im echomedia Buchverlag erschienene Buch ein, um sich vor der in jeder Beziehung großen Dame zu verneigen, wenn er auf ihre Popularität hinweist: „Mit Chris Lohner sind wir aufgewachsen. Für uns war sie die schönste Frau im Fernsehen.“ Sie hat schon viel aus ihrem interessanten Leben in Büchern erzählt. Dass sie nun die ersten Jahre ihres Leben schildert, ist für Portisch, und nicht nur für ihn, ein besonderes, vor allem aber das überraschende Geschenk einer Chris Lohner, die wir so bisher nicht gekannt haben.

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