Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Christoph Fälbl, Robert Kolar, Samantha Steppan © Monika Fellner

WENN SCHON DENN SCHON lügen, dass sich die Zwerchfelle biegen

Kristina Sprenger, Martin Schlager © Monika Fellner

Turbulent ist ein Hilfsausdruck für die amourösen Verwicklungen englischer Politik

So ein Ausflug in die Stadt kann den Frömmsten auf schräge Gedanken bringen. Ray Cooney, britischer Altmeister der Boulevard-Komödie, setzt einen Staatssekretär und dessen Gattin einer solchen erotischen Versuchsanordnung aus. Mann will eine Angebetete zum Tête-à-Tête treffen, während Frau dem sexlosen Ehealltag mit einem vorgetäuschten Theaterbesuch ein Schnippchen schlagen will. Wozu gibt´s brave Beamte, die dafür eingespannt werden können? Für ihn, er heißt Richard Willey, soll eben dieser unter einem Alias-Namen ein Zimmer im selben Hotel, in dem das Ehepaar abgestiegen ist, reservieren. Mrs. Pamela Willley entdeckt den guten George Adams, so wird das Faktotum offiziell genannt, als Bettgenossen für erotische Dienste, während ihr Angetrauter angeblich im Innenministerium schuftet. Abgesehen davon, dass den anglikanischen Briten damit katholische Sinnlichkeit zuerkannt wird, ist der Rest durchaus logisch. Es muss, um diese Seitensprünge einigermaßen unbeschadet durchziehen zu können, gelogen werden. Politiker sind darin ohnehin Profis.

Alexander Jaksch, Franziska Hetzel © Monika Fellner

Geschlagen werden sie nur von Ehemännern, die sich auf Abwegen befinden. Wenn dann die Freundin selbst auch verheiratet ist und ihr Mann im falschen Moment erscheint, eine politische Kontrahentin just zwischen den beiden Zimmern logiert, ein chinesischer Kellner ungeniert die Hand aufhält, ein auf die Ordnung bedachter Concierge beinahe verrückt wird und ein aus Mexiko stammendes Stubenmädchen die Unwahrheit in Stratosphärenhöhen treibt, dann muss der beste Champagner warm werden und Lachs sowie Austern verderben ungenossen. Erstaunlich, wie stabil das Lügengebäude bis zum Schluss den Ruf erhält und ruiniert, je nachdem, wer darin gerade logiert.

Martin Schlager, Eric Lingens, Doris P. Kofler, Christoph Fälbl © Monika Fellner

Die Festspiele Berndorf haben diesen Lachschlager mit dem geheimnisvollen Titel „Wenn schon denn schon“ für den heurigen Sommer ins Programm geholt, gleichzeitig mit einem großartigen Leading Team und einem Ensemble, das für Komik vom Feinsten sorgt. Andreas Steppan führt Regie, die Bühne, die sich vom Empfang bis in die Schlafzimmer dreht, hat Martin Gesslbauer geschaffen und die bis ins kleinste Detail passenden Kostüme Alexandra Burgstaller entworfen.

Alexander Jaksch ist Richard Willey, der von einem Heuschnupfen geplagt, blöderweise statt Histamin- massenweise Amphetamintabletten schluckt und entsprechend aufgedreht den Verwirrungen um die missglückten Schäferstündchen gegenüber steht. Seine Gattin Pamela wird trotz versuchter Unmoral sympathisch und knackig komisch von Kristina Sprenger verkörpert. Ihr Wunschpartner dieses verworfenen Nachmittags ist George Adams (Martin Schlager), der wohl die vielschichtigste Rolle zu bewältigen hat. Es genügt nicht, dass er nolens volens Pamela den Rücken wäscht, er muss sich auch als Dr. Peter Paul Himmelfahrt ausgeben und sich nachsagen lassen, dass er mit Ed, dem Teaboy vom Außenministerium ein Verhältnis habe. Dass dieser Ed in Wirklichkeit Edward Bristow (Eric Lingens) und ahnungsloser Gatte der zu Richard ins Hotel gekommenen Jennifer (Franziska Hetzel) ist, trägt nur wenig zur Klärung der Verhältnisse bei.

Als Lilly Chatterton webt resolut und neugierig Doris P. Kofler durch das Geschehen. Dass sie blöd stirbt, ist nicht zuletzt das Verdienst des hübschen Zimmermädchens Consuela (Samantha Steppan), die im wahrsten Sinn des Wortes mit Christoph Fälbl, der gelben Gefahr in Gestalt des Kellners, im rechten Moment unter einer Decke steckt. Sie alle garantieren für Lacher am laufenden Band, die auch ein in dieser Beziehung durchaus verdächtiger Robert Kolar als Concierge nicht verhindern kann.

Robert Kolar, Alexander Jaksch, Martin Schlager © Monika Fellner
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