Kultur und Weindas beschauliche MagazinAlexander Waechter als heiliger Trinker © Andreas Anker Die Legende vom heiligen Trinker oder unverhoffte Wunder am Lebensende
Roth war selbst ebenfalls dem Suff verfallen. Die letzten Lebensjahre verbrachte er im Exil in Frankreich und starb in Paris an Alkoholsucht. Vielleicht war es das Herbeischreiben von Hoffnung, das ihn zur Novelle „Die Legende vom heiligen Trinker“ bewogen hat, die 1939 posthum erschienen ist.
Sein Andreas begegnet unvermittelt einer Reihe von Wundern. Es beginnt mit einem unbekannten Herrn, der ihm 200 Francs gibt, mit der Auflage, diese nicht ihm, sondern der heiligen Therese von Lisieux in der Kapelle Ste-Marie des Batignolles zu erstatten. Er setzt das gesamte Geld in Pernod um, erhält aber beinahe gleichzeitig die Möglichkeit, exakt diese Summe durch Gelegenheitsarbeit zu verdienen. Ein Mirakel folgt dem nächsten, vom Treffen mit einem zu Vermögen gekommenen Schulkameraden, über Nächte mit schönen Frauen bis zum Fund von 1000 Francs in einer übertragen erworbenen Brieftasche. Roth schreibt dazu: An nichts gewöhnen sich Menschen schneller als an Wunder. Allein, es gelingt Andreas Kartak nicht, sein Versprechen der Heiligen gegenüber einzulösen, bis sie ihn selbst zu sich holt. Man spürt aus dem menschlich dichten Text unmittelbar die Verzweiflung eines Menschen, der seinen Schwächen ausgeliefert ist. Dazu kommt das ergreifende Spiel von Alexander Waechter, der in seinem „theater franzjosefskai21“ sowohl den Antihelden als auch dessen Begegnungen lebendig werden lässt und damit begreiflich macht, dass es innerhalb des Wunders nichts Verwunderliches gibt. Statistik |