Kultur und Weindas beschauliche MagazinDie gefesselte Phantasie, Ensemble mit Löwen © Joachim Kern DIE GEFESSELTE PHANTASIE und deren Befreiung durch Poesie extrem
Eine Insel voller Dichter!? Bei einem derartig dichten Aufkommen von Reimeschmieden ist es eigentlich selbstverständlich, dass der König dieses Eilands namens Flora ebenfalls ein Meister der schönen Worte und der Kunst des dazugehörigen Versmaßes ist. Im Original-Zaubermärchen von Ferdinand Raimund gibt es dort eine ledige Königin. Zu deren Vermählung braucht es einen Impuls, den ausgerechnet zwei böse Schwestern liefern. Sie können nur unschädlich gemacht werden, wenn die Königin einen würdigen Partner heiratet. Der soll in einem Poesie-Contest ermittelt werden. Die beiden grauslichen Kreaturen schaffen es aber, die Phantasie zu knebeln und geben damit einem heruntergekommenen irdischen Harfenisten und Gstanzlsänger die Chance, sich in diesem Reich der feinen Gedanken und zarten Gefühle zum Herrscher aufzuschwingen. Grad´ dass es sich am Ende noch ausgeht und der Richtige die Hand der Königin ersingt.
Johannes Krisch hat diese Rarität für die Raimundspiele Gutenstein als ideal für seine erste große Premiere entdeckt. Mit dem Regisseur und Maler Achim Freyer hat er dazu den passenden Künstler gefunden. „Die gefesselte Phantasie“ braucht in dessen Inszenierung keine Angst zu haben, dass sie lange gefangen bleibt. Alles, das ganze Drumherum, angefangen von der Bemalung des Zeltes über die Kostüme und Masken bis zu reizenden Kleinigkeiten wie dem Einzug einer Schafherde, ist phantastisch poetisch, einfach ein Gedicht, dessen Form übrigens auch die Dauer der Aufführung entspricht, die sich mit knapp eineinhalb Stunden begnügt.
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