Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Der Herr vom Amt Ensemble © M.Krauss-Boneau

DER HERR VOM AMT macht die Kellergasse zum einträglichen Büro

Ensemble links, Felix Krasser, Rainer Doppler © M.Krauss-Boneau

Erstaunlich, dass Bürgermeister und andere Honoratioren bei diesem Stück lachen können

Die deutsche Autorin Susanne F. Wolf hat ein ausgesprochen feines Gefühl für die Leut´ vom Wagram im tiefsten Niederösterreich. Sie hat ihnen aufs Maul geschaut, sich an den alten Klassiker „Der Revisor“ von Nikolai Gogol angelehnt und in eine dieser Ortschaften verlegt. Authentischer geht´s wohl nicht, wenn diese vor Bosheit und bitterscharfem Witz strotzende Komödie in einer Kellergasse eben dieser Gegend aufgeführt wird. Üblicherweise wandelt dort der Weinliebhaber durch die kleinen Dörfchen ohne Rauchfänge, kostet da und dort von einem Glas, das ihm ein Weinbauer kredenzt und erfreut sich des bukolischen Friedens, der von den in langen Fassreihen lagernden Wein ausgeht. Wenn eben dort die Hiobsbotschaft durchdringt, dass ein Herr vom Amt inkognito unterwegs sei, um sich um die Missstände in und abseits der Gemeindestube zu kümmern, ist´s jedoch vorbei mit jedweder Beschaulichkeit. Jeder Fremde könnte dieser Vertreter des Amtes für Finanz-Landes-Bauzufriedenheit-Umwelt-Hygiene-Rechtschaffenheit-und-Gesamtdurch-leuchtung sein. Die Angst ist groß.

Elisabeth Pink (Chantal) © M.Krauss-Boneau

Jeder und jede hat Dreck am Stecken. Nüchterndes Denken ist allein durch entsprechenden Konsum gepantschten Schnapses ein Fremdwort, das wie viele andere Termini Technici zum Zerkugeln falsch ausgesprochen und angewendet wird. Es wird geschmiert und gekuppelt, vernadert und hintertrieben, dass es eine Freude ist, besser gesagt, Schadenfreude, wenn alle am Ende draufkommen, dass sie, wie man ja bereits von Gogol weiß, einen ausnehmend sympathischen Hungerleider wohlhabend gemacht haben.

Evi Leutgeb (Bügermeistersgattin), Bircan Batir (Maxl) © M.Krauss-Boneau

Die Kellergassen Compagnie, eine Theatertruppe wie geschaffen zur Rettung dieses der Vergänglichkeit anheim gegebenen Kulturgutes abseits der Ortschaften, hat für dieses Horrorszenario Königsbrunn am Wagram mit seiner malerischen Kellergasse Bromberg ausgewählt. Luzia Nistler, Prinzipalin und Regisseurin, hat dafür wieder ein tolles Ensemble zusammengestellt und mit Lukas Gartler drei Kellerhäuser in die Bar Old Cellar, das Wirtshaus und das Heim des Bürgermeisters verwandelt.

Dem Gemeindechef von Wigrinsdorf, Anton Schwan-Dunkelstein (Rainer Doppler), ist bald das Hemd näher als der Rock, wenn er zur Rettung seines Dorfes seine Tochter Stephanie (Lisa-Lena Tritscher) nicht dem Dorfpolizisten, pardon, Stadthauptmann Fritz Bornweiler (Leopold Selinger), sondern dem Unbekannten als Frau verspricht. Das will sich der Abgeschasselte ebenso wenig gefallen lassen wie dessen Sangesbrüder Otto Wornweiler (Jürgen Pfaffinger), dem Baumeister, der sich durch schräge Geschäfte drei Ferraris erwirtschaftet hat, und Siegi Hornweiler (Peter Sommersgutter), der durch getürkte juridische Gutachten zu seinem Vermögen gekommen ist. Der Joker in diesem Treiben ist Maxl (Bircan Batir), ein energetischer Berater in erster Linie von Frau Bürgermeister Anna (Evi Leutgeb), die damit urbane Esoterik ins Dorf bringen. Eine Frau mit wahrer feministischer Energie ist Chantal Penelope Bauer (Elisabeth Pink). Sie vermag sogar aus Küchenschaben Hochprozentiges herzustellen, während sich die nach Männern angelnde Lisa Dornweiler (Valerie Anna Gruber) zuerst ihren Chef, in der Folge den Unbekannten und am Schluss den Polizisten fischt. Einer der Treffpunkte der Verschwörer ist das Wirtshaus von Hansi Felsinger.

Peter Josch verleiht ihm die wahrhaftige Gestalt eines um seinen Schweinsbraten besorgten Gastwirtes. Sie alle umschwirren Ignaz Alfons Schreckendorf, der sich mit seinem Glück zuerst gar nichts anzufangen weiß. Felix Krasser lässt seine dankbare Figur Lieder dichten, bringt diese mit krächzender Stimme auch zu Gehör und macht sich sichtlich lustig über Bürgermeister und Honoratioren, die zahlreich auch im Publikum vertreten waren und zu seiner großartigen Performance herzlich gelacht haben.

Jürgen Pfaffinger (Otto Wormweiler), Peter Sommersgutter (Siegi Hornweiler) © M.Krauss-Boneau
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