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Oliver Laric. Schwellenwesen, Ausstellungsansicht

Oliver Laric. Schwellenwesen, Ausstellungsansicht

OLIVER LARIC Schwellenwesen aus dem 3D-Drucker

Oliver Laric beim Scannen der V_i_e_r_k_öp_f_i_g_e_n_ _S_p_h_i_n_x  © KHM-Museumsverband,

Oliver Laric beim Scannen der Vierköpfigen Sphinx © KHM-Museumsverband, Daniel Sostaric

Historische Artefakte weitergedacht & digital transformiert

Weißer Marmor dominiert die Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums. Die ernsthaft blickenden Gesichter der Figuren und Büsten blicken aus dem Altertum zu uns herüber. Man vermeint vor Originalen zu stehen, die vor gut zweieinhalb Jahrtausenden ein Griechischer Künstler als ewiges Erbe seiner Zeit geschaffen hat. Aber ein großer Teil sind bereits Repliken und zwar von römischen Bildhauern in großer Zahl hergestellt. Dazu waren aber immer noch Meißel, Hammer und eine geübte starke Hand erforderlich. Bis 15. Februar 2026 haben sie nun Gesellschaft aus dem Heute bekommen. Oliver Laric, ein 1981 in Innsbruck geborener, in Berlin lebender und arbeitender Künstler, hat sich auf dem Gebiet digitaler Bildhauerei längst einen großen Namen gemacht. Seine Werkzeuge sind 3D-Scanner und Drucktechnologien. Das Material ist ein thermoplastischer Kunststoff mit dem wenig romantischen Namen Polyamid. Damit hat er jedoch mehr als Kopien antiker Plastiken geschaffen. Es nennt sie „Schwellenwesen“, die ihre klassischen Vorbilder hinterfragen und den Blick darauf irritieren.

Oliver Laric. Schwellenwesen, Ausstellungsansicht

Oliver Laric. Schwellenwesen, Ausstellungsansicht

Oliver Laric. Schwellenwesen, Ausstellungsansicht

Oliver Laric. Schwellenwesen, Ausstellungsansicht

Oliver Laric selbst erklärt es so: „Für mich sind die Schwellenwesen keine abgeschlossenen Objekte, sondern Teil eines offenen Prozesses. Ich bin gespannt, wie die Scans in Zukunft von anderen genutzt werden und an welchen Orten sie auftauchen. Der Titel verweist auf die Schwelle als Ort der Verwandlung – zwischen Vergangenheit und Gegenwart, aber auch zwischen Identitäten.“ Sie sollen starre Kategorien überbrücken und, so das hehre Anliegen des Künstlers, „als alternative Perspektiven zu Anthropozentrismus und biologischem Determinismus“ agieren. Die geringste Angst hat Laric vor Duplikaten seiner Werke, die jeder Besitzer einer entsprechenden Kamera und dem erforderlichen Equipment in kürzester Zeit herstellen könnte.

Er selbst musste für eine digitale Kopie jedes der acht gezeigten Werke die Erlaubnis der jeweiligen Institution einholen. Zusammengetragen wurden die Vorbilder aus verschiedenen Museen und Sammlungen (z. B. “Horus“ aus dem British Museum London, „Sirene“ aus dem Archäologischen Nationalmuseum Athen oder „Zentaurin“ aus der Villa von Oplontis, Torre Annunziata). Als Copyright verbleibt ihm jedoch die Idee der Komposition, mit er beispielsweise sein Lieblingsobjekt der Antikensammlung, die Vierköpfige Sphinx, verfremdet hat. Teile seiner Kunststoffplastiken sind Metallgitter und die von den einstigen Meistern glatt polierte Oberfläche der originalen Gesichter wurde bis zur Unkenntlichkeit aufgeraut. Damit präsentieren sich die acht Werke scheinbar als Fragmente. Aber sie laden dazu ein, den Musentempel nicht nur als Ort des Bewahrens, sondern als Gelegenheit der permanenten Neubegegnung mit der Vergangenheit und so den tieferen Sinn dieser Intervention zu begreifen.

Oliver Laric. Schwellenwesen, Ausstellungsansicht

Bandhenkelamphora, Signatur des Töpfers und Werkstattbesitzers Nikosthenes © KHM-Museumsverband

Bandhenkelamphora, Signatur des Töpfers und Werkstattbesitzers Nikosthenes © KHM-Museumsverband

ZART GERITZT Das „Made by“ auf griechischen Vasen

Zart geritzt, Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband

Zart geritzt, Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband

Kleine, unscheinbare Inschriften erzählen große Geschichten.

Man kennt die teils üppig bemalten Tongefäße der griechischen Antike. Als nachgemachte Souvenirs stehen sie in vielen Wohnzimmern, vor allem diejenigen, die mit hocherotischen Darstellungen das Auge erfreuen. Die originalen Stücke sind jedoch auch beschriftet, zum Teil als gemalte Inschriften, entstanden mit dem Vasenbild und Teil des „künstlerischen“ Gesamtkonzeptes sind, teils aber auch mit feinen Ritzungen nach dem Brand, die mit dem offensichtlichen Sujet der Malerei nichts zu tun haben. Sie sind Signaturen der Töpfer und Händler, die meist, aber nicht nur an der Unterseite angebracht wurden und beispielsweise mit „Nikosthenes epoísen“ (Nikosthenes hat es gemacht) diesen kunstreichen Handwerker unsterblich gemacht haben.

Zart geritzt, Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband

Zart geritzt, Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband

Zart geritzt, Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband

Zart geritzt, Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband

„Vitrine EXTRA #7“ rückt erstmals die große Vielfalt solcher Aufschriften mit dem Titel „Zart geritzt, flott gepinselt, gut versteckt“ (bis 1. März 2026) ins Zentrum. Es beginnt mit einem Video, das einen der griechischen Töpfer bei der Erfindung eines verschiedenfarbigen Brandes zeigt.

Viele der Objekte – sie stammen aus der Antikensammlung des Hauses – wurden auf den Kopf gestellt, um die Notizen für die Betrachtenden zugänglich zu machen. Sieben weitere Stationen führen im Saal XIV zu Themen wie der Entwicklung des griechischen Alphabets oder den sogenannten Kalos-Inschriften, die sich bereits von ihrer Bezeichnung her mit der Schönheit athenischer Jünglinge und damit dem Eros, einer erlesenen Form antiker Männerliebe, beschäftigen. Es bleibt dennoch rätselhaft, was man mit so mancher Notiz ausdrücken wollte, vor allem mit Buchstabenfolgen, die keinen Sinn ergeben. Auch wer nicht das Vergnügen hatte, im humanistischen Gymnasium mit Altgriechisch gequält zu werden, hat keine Probleme, da die (sinnvollen) Texte allesamt in Übersetzung zu lesen sind. Denn bei der Gestaltung dieser Ausstellung wurde in erster Linie davon ausgegangen, dass über Altertumsforscher und Altphilologen hinaus ein allgemeines Interesse an den Geheimnissen hinter den Bildern und Schriften der beliebten Vasen, Amphoren oder dem Krater für das gesellige Symposion, einem kultivierten Besäufnis, bestehen dürfte.

Weinkanne, Szene in einem Textilgeschäft, die Inschriften auf dem Bildgrund ergeben keinen Sinn

Weinkanne, Szene in einem Textilgeschäft, die Inschriften auf dem Bildgrund ergeben keinen Sinn © KHM-Museumsverband

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