Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Theo Colarusso, Marco Trespioli © Andreas Anker

Theo Colarusso, Marco Trespioli © Andreas Anker

L´OCCASIONE FA IL LADRO Rossini begeistert auch im Wilden Westen

Emilio Marcucci, Ana Cvetkovic © Andreas Anker

Emilio Marcucci, Ana Cvetkovic © Andreas Anker

Ein grandioses Ensemble hatte gewaltigen Spaß mit einem musikalischen Scherz.

Einst, als es noch keine Passfotos gab, brauchte man nur den Ausweis eines anderen zu finden und schon konnte man in dessen Identität schlüpfen. Anfang des 19. Jahrhunderts, als Gioachino Rossini das Libretto von Luigi Prividali nach der Vorlage eines Vaudevilles von Eugène Scribe in die „burletta per musica“ (musikalischer Witz) „L´occasione fa il ladro“ umsetzte, genügte dazu die Verwechslung von zwei Reisetaschen. Genau das passiert, als während eines Gewitters Don Parmenione und Conte Alberto in einer Herberge Schutz suchen. Parmenione findet in der Tasche des anderen das Porträt von dessen Braut. Er verliebt sich auf der Stelle in diese Frau und will sie heiraten. Die darauf abgebildete Dame selbst kennt ihren Zukünftigen noch nicht und beschließt ihrerseits dessen Prüfung. Berenice tauscht die Rolle mit ihrem Kammermädchen Ernestina, die zugleich eine gute Freundin ist. In der bei Rossini gewohnten Rasanz gerät alles gründlich durcheinander, um am Ende aus diesem Chaos wie eine probate Heiratsvermittlung die passenden Ehepartner zu vereinen.

L´occasione fa il ladro, Ensemble © Patrick Piller

L´occasione fa il ladro, Ensemble © Patrick Piller

Sevana Salmasi, Andrés Alzate Gaviria  © Patrick Piller

Sevana Salmasi, Andrés Alzate Gaviria © Patrick Piller

Das kleinste Opernfestival des Landes hat es mit dieser Oper einmal mehr für einen nahezu ausverkauften Maulpertsch-Saal im Schloss Kirchstetten geschafft. Seit 20 Jahren wird erfolgreich auf „Belcanto hautnah!“ gesetzt. Damit gibt es regelmäßig die wunderbare Gelegenheit, Werke abseits des Mainstreams in einzigartiger Qualität zu erleben. Das gilt nicht nur für die lauschenden Gäste, sondern auch für das Ensemble, das mit ungeheurer Freude diese seltenen Gelegenheiten ergreift und mit spürbarer Spielfreude dieses Genre hochklassig umsetzt. Das Orchester besteht aus Musikern der Virtuosi Brunenses, das die von Dirigent Hooman Khalatbari für Kleinstbesetzung idealen Arrangements verblüffend klangvoll umsetzt. Die Bühne selbst wird von Regisseur Richard Panzenböck den knappen Gegebenheiten angepasst und stets zu einer überraschenden Ergänzung der Handlung gestaltet.

Marco Trespioli © Andreas Anker

Marco Trespioli © Andreas Anker

Ana Cvetkovic © Patrick Piller

Ana Cvetkovic © Patrick Piller

Heuer war es der Wilde Westen, in den diese prickelnde Schurkerei verlegt wurde, also in eine Zeit, in der es keinerlei Sicherheiten bezüglich der Personen gab und Betrügereien an der Tagesordnung waren. Deswegen tragen nicht nur der Bariton Emilio Marcucci als eloquenter Don Parmeniore und der scheinbar geprellte Conte Alberto (Tenor Marco Trespioli) Cowboy-Hüte und Gilets. Dasselbe Outfit (Kostüme Almasa Jerlagic) ziert auch ihre Diener Martino (Bass Antoine Amariutei) und den Schauspieler Theo Colarusso. Zu Andrés Alzate Gaviria hätte ein Colt recht gut gepasst.

Aber ein wahrer Don Eusebio verlässt sich lieber auf seine Stimme, einen klaren Tenor, wenn es um die Wahl des Zukünftigen seiner resoluten Nichte Berenice geht. Sopranistin Ana Cvetkovic schießt nicht nur scharf mit dem Wasserspritzer, viel mehr lässt sie mit kraftvollen Höhen die anderen ängstlich erbeben; sie hat schließlich als einzige den Überblick. Western-Fransen zieren sowohl ihr Kostüm wie auch das von Sevana Salmasi, die als Ernestina mit ihrem Mezzo ein Duell mit Marcucci im Schnellsingen austrägt. Schwer zu sagen, wer dabei gewonnen hat, Nutznießer ist zweifellos das Publikum, das sich an einem selten so intensiv erlebten Rossini köstlich laben durfte.

Marco Trespioli, Ana Cvetkovic, Emilio Marcucci © Andreas Anker

Marco Trespioli, Ana Cvetkovic, Emilio Marcucci © Andreas Anker

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