Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


UNTER DER TREPPE Schwul? Was solls, sie lieben einander!

Gerhard Ernst als Harry und Stephan Paryla-Raky als Charles © Komödie am Kai

Gerhard Ernst, Stephan Paryla-Raky © Komödie am Kai

Ein altes Paar und ein ganz normaler Alltag, unaufgeregt und berührend.

Als das Stück „Staircase“ von Charles Dyer 1966 uraufgeführt und drei Jahre später mit Rex Harrison und Richard Burton verfilmt wurde, war es noch ein großes Thema, das für heftige Diskussionen und nicht zuletzt deshalb für einen durchbrechenden Erfolg sorgte. Zwei Männer, schon ein gutes Stück über die besten Jahre hinaus gewachsen, leben zusammen. Es ist mehr als eine WG, es ist eine Liebesbeziehung, die sich im Grund in nichts von einem in die Jahre gekommenen Ehepaar aus Mann und Frau unterscheidet. Die körperlichen Reize sind längst vom unerbittlichen Zahn der Zeit vernichtet. Die Rollen sind klar aufgeteilt, zwischen „ihr“, die kocht und putzt, und ihm, der noch immer von einer Karriere als Schauspieler träumt. Das Geld verdienen die beiden mit einem kleinen Friseursalon. Wenn sie nach Feierabend beisammensitzen, haben sie Zeit zum Streiten, nicht ernsthaft, weil die scheinbaren Auseinandersetzungen durch den einen bedeutenden Umstand nie wirklich ernst werden: Sie lieben einander!

Gerhard Ernst als Harry und Stephan Paryla-Raky als Charles © Komödie am Kai

Gerhard Ernst als Harry und Stephan Paryla-Raky als Charles © Komödie am Kai

Gerhard Ernst als Harry und Stephan Paryla-Raky als Charles © Komödie am Kai

Gerhard Ernst als Harry und Stephan Paryla-Raky als Charles © Komödie am Kai

Wenn das Stück mit dem deutschen Titel „Unter der Treppe“ heutzutage aufgeführt wird, gibt es über die beschriebene Konstellation keine Aufregung mehr. Schwule Paare sind zur Selbstverständlichkeit geworden. Deswegen ist es auch schwierig, in das kleinliche Hickhack der beiden Protagonisten noch Spannung zu bringen. Regisseur Karl Absenger konnte sich jedoch auf zwei grandiose Darsteller verlassen. In der von Martin Gesslbauer bescheiden, aber praktisch eingerichteten Küche zeigen Gerhard Ernst als Harry und Stephan Paryla-Raky als Charles, wie sich zwei alte Herren in aller Zuneigung das Leben schwer machen. Der eine trägt, um sich als Frau zu fühlen, auf seinem mittlerweile blanken Haupt einen sehr weiblichen Turban, während der andere noch immer den Feschak gibt, den Mann, der einst sogar eine Tochter gezeugt hat. Diesen beiden Schauspielern ist es zu verdanken, dass dieses Paar ohne Peinlichkeiten seine Liebe ausleben darf und mit fein platzierten Pointen dazu beiträgt, dass eine nicht existente Handlung dennoch nicht langweilig wird.

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