Kultur und Weindas beschauliche MagazinPETER FRIEDL. TEATRO Die ganze Welt ist Bühne...
Sie bezeichnet dort die Kunst von Peter Friedl als Resultat einer ästhetischen Strategie „radikaler Neutralität“. Näher ans Publikum, das an derlei Formulierungen üblicherweise kopfschüttelnd scheitert, kommt der scheidende Direktor der Kunsthalle Wien Nicolaus Schafhausen, der im Zusammenhang mit der Ausstellung „Peter Friedl. Teatro“ (bis 9. Juni 2019) von „brutaler Poesie“ spricht. Es geht um ein Welttheater, das Theatrum mundi, das über einfaches Bühnengeschehen weit hinausgeht und die Zuschauer ebenso einbindet wie die vom Künstler engagierten Akteure. Damit wird ein Rundgang durch die Arbeiten des in Österreich geborenen, in Deutschland arbeitenden Peter Friedl zum berührenden Erlebnis, das sich jeder Besucher selbst in seiner Fantasie inszenieren kann. Die Elemente sind bald gefunden: Modell, Sprache, Geschichte, Übersetzung, Theatralik, anhand derer man mit kindlichem Staunen und einem Schmunzeln vor allem keine Motive finden muss, die zu diesen durchwegs reizvollen Schöpfungen geführt haben mögen.
Im bravem Kleid komplettiert Giulia (Julia Schucht), die Ehefrau von Antonio Gramsci (italienischer Schriftsteller und Kommunist) das Quartett. Freilich ist es rein technisch nicht möglich, die vier Figuren zu bewegen, das sie von der Decke hängend zwar am Boden stehen, in ihrer angedeuteten Gestik aber arretiert sind. Dennoch ist es eine Herausforderung, die verschiedenen Zeiten und Orte, denen die Puppen entstammen, im eigenen Kopf zu einer zusammenhängenden und vor allem sinnvollen Story zu verbinden.
Das Hauptwerk, eine Videoinstallation, erfordert vom Betrachter Geduld und vielseitige Sprachenkenntnis. Hinter dem Titel „Report“ (2016) steht Franz Kafka und dessen „Ein Bericht für eine Akademie“, in dem der Affe Rotpeter vor den „Hohen Herren“ über seine geglückte Menschwerdung referiert. Der Monolog ist bei Peter Friedl auf 24 Menschen aufgeteilt, die in ihrer Sprache Teile daraus rezitieren, so in Arabisch, Farsi, Französisch, Griechisch, Kurdisch oder Swahili. Allein, es fehlt der deutsche Beitrag, was das Ganze insofern spannend macht, weil man sich automatisch gefordert fühlt, die jeweilige Sprache zu erkennen.
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