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Ausstellungsansicht Richard Hawkins, Potentialities

Ausstellungsansicht Richard Hawkins, Potentialities

RICHARD HAWKINS „Potentialities“ in Malerei und Collage

Ausstellungsansicht Richard Hawkins, Potentialities

Ausstellungsansicht Richard Hawkins, Potentialities

Eine verwirrende Wanderung durch die Abgründe eines bunten Universums

Vor jedem der gut 100 Werke könnte man lange Zeit mit Schauen und Raten verbringen. Unzählige Schnipsel aus Drucken in Hochglanz, geklebt auf gemalten Hintergrund, drängen sich scheinbar ohne Zusammenhang in den Bildern von Richard Hawkins (geb. 1961, Mexia, Texas). Titel wie „Soft yet Weirdly Ways “,Mystery Cult of Harpocrates“ oder „pulsonial array “ geben ebenfalls nur spärliche Auskünfte über ihren Inhalt. Wenig hilfreich ist auch der Titel der ihm gewidmeten Personale: „Potentialities“, was im Englischen Möglichkeiten im Sinn von Potentialen bedeutet und damit jede Interpretation offen lässt. Aber die Ausstellung wirkt in ihrer überwältigenden Fülle an Farben und Details, mit der bis 6. April 2026 die spannend schräg eingezogenen Wände im ersten Stock der Kunsthalle Wien überzogen sind.

 Ausstellungsansicht Richard Hawkins: Potentialities, Kunsthalle Wien 2025 Courtesy des Künstlers;

Ausstellungsansicht Richard Hawkins: Potentialities, Kunsthalle Wien 2025 Courtesy des Künstlers; Galerie Buchholz, Köln/Berlin/New York und Greene Naftali, New York, Foto: Markus Wörgötter

 Richard Hawkins, Cavalier (Detail), 2022 Courtesy des Künstlers; Galerie Buchholz

Richard Hawkins, Cavalier (Detail), 2022 Courtesy des Künstlers; Galerie Buchholz, Köln/Berlin/New York; und Greene Naftali, New York; Foto: Zeshan Ahmed

Die Objekte stammen zum guten Teil aus einer neuen Werkreihe, in der, so der bei der Eröffnung anwesende Künstler, u. a. Schnappschüsse von Paparazzi mit Porträts von Schauspielerin in historischen Kostümen kombiniert werden. Dabei sollen sich einige davon mit dem Spätwerk des französischen Malers Pierre Bonnard auseinandersetzen. Aufgegriffen hat Hawkins die Farbgebung Bonnards, wenn er eine Gruppe von jungen Männern in fruchtbaren Landschaften voller Blütenwolken, Katzen und Schmetterligen inszeniert hat. Andere Arbeiten basieren in subtilen Andeutungen auf Studien über das Leben und die Obsessionen verschiedener Künstler wie den japanischen Choreografen Tatsumi Hijikata, den französischen Schriftsteller und Surrealisten Antonin Artaud oder den amerikanischen Maler Forrest Bess, einen Pionier des Abstrakten.

Wäre nicht uninteressant, sich in die jeweiligen Besessenheiten der Genannten zu vertiefen. Mitgedacht werden von Hawkins aber auch Alte Meister wie Caravaggio und Tizian oder jüngere wie der Dichter Oscar Wilde und der Komponist Richard Strauss, wenn von ihm die biblische Geschichte von Salome neu erzählt wird. Bei ihm wird daraus eine albtraumhafte Fabel über eine „Homo-Dystopie“, der Degeneration des Menschen vor dem Hintergrund eines Vergnügungsparks mit Bordell, in dem abgetrennte Köpfe männliche Prostituierte besuchen. So weit der Künstler zu seinen Werken. Alle diejenigen aber, die nicht das Glück hatten, gemeinsam mit den persönlichen Erklärungen von Hawkins die Schau zu erleben, sind auf ihre eigene Fantasie angewiesen, wenn sie durch die Abgründe dieses farbenfrohen Universums wandeln und neben Bildern auf Reliefs, vollständige Skulpturen und sogar ein „collagiertes“ Video in einer beängstigend gut abgedunkelten Kammer treffen.

 Richard Hawkins, Mystery Cult of Harpocrates, 2018 Courtesy des Künstlers; Galerie Buchholz

Richard Hawkins, Mystery Cult of Harpocrates, 2018 Courtesy des Künstlers; Galerie Buchholz, Köln/Berlin/New York; und Greene Naftali, New York

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