Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


MINING PHOTOGRAPHY, Ausstellungsansicht

MINING PHOTOGRAPHY, Ausstellungsansicht

MINING PHOTOGRAPHY Bilderflut zwischen Kunst & Wissenschaft

Lake Bed Developing Process 2013 © Optic Division of the Metabolic Studio

Lake Bed Developing Process © Optic Division of the Metabolic Studio

Bedenklich veränderte Natur durch die Fotografie in Hundertwassers grünem Museum

Bilder von ausgetrockneten Flussläufen, unter Hochwasser ersoffenen Feldern und von Stürmen verwüsteten Wäldern machen uns betroffen. Kaum ein anderes Medium führt uns den Klimawandel deutlicher vors Gesicht als die Fotografie. Aber halt! Hat nicht gerade das Lichtbild, die Lichtzeichnung, von Anfang an selbst einen gewaltigen Anteil an der nunmehr virulenten Katastrophe? Eine gemeinsam mit dem Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg und dem KUNST HAUS WIEN erstellte Ausstellung zeigt in fünf Akte gegliedert deutlich auf, dass jeder Druck auf den Auslöser von Anbeginn aus gewaltige negative Auswirkungen auf die Ökologie unseres Planeten gezeitigt hat. Natürliche Rohstoffe mussten und müssen dafür unter teils rücksichtlosen Voraussetzungen gewonnen, besser gesagt, ausgebeutet werden. Im 19. Jahrhundert waren es Salz, Kupfer und Silber. Es folgten die Silbergelatineabzüge und zuletzt das so praktische Smartphone, das ohne Seltene Erden und spezielle Metalle mit fragwürdiger Herkunft kein einziges Foto aufnehmen könnte. Darüber hinaus ist eines eine locker akzeptierte Ungeheuerlichkeit, dass das Speichern und Versenden von Milliarden Schnappschüssen ungeheure Mengen CO2 produziert.

Silberbarren im Tresor (1945) © Courtesy: Rare Books, Special Collections and Preservation
MINING PHOTOGRAPHY, Ausstellungsansicht

o.: MINING PHOTOGRAPHY, Ausstellungsansicht

l.: Silberbarren im Tresor von Kodak (1945) © Courtesy: Rare Books, Special Collections and Preservation, University of Rochester

Fotografieren hat also erstaunlich viel mit dem Bergbau zu tun; daher der Titel: „MINING PHOTOGRAPHY. Der ökologische Fußabdruck der Bildproduktion.“ (bis 29. Mai 2023).

Kuratorin Esther Ruelfs will damit jedoch keineswegs nur den Zeigefinger mahnend erheben. Ihr ging es nicht darum, die „böse“ Fotografie abzuklagen, sondern darum, „am Beispiel der Fotografie erst mal vor der eigenen Tür zu kehren.“ Deswegen wurde die der Schau vorgesetzte Wissenschaft mit künstlerischen Positionen und Experteninterviews ergänzt. Auf Bildschirmen kommen u. a. der Biologe Hans Joosten, die Aktivistin Hannah Pilgrim, der Chemiker Rainer Redmann und die Kunsthistorikerin Katherine Mintie mit teils hochinteressanten Positionen zu Wort. Es wäre nicht das Kunst Haus, wenn sich nicht aus unterschiedlichen Perspektiven auch künstlerische Arbeiten dem Thema näherten. Der von Boaz Levin kuratierte Musenreigen beginnt mit frühen Meisterwerken der Daguerreotypien beispielsweise vom kalifornischen Gold Rush über Madame d´Ora und ihren erschütternden Aufnahmen in Schlachthöfen und setzt sich fort bis in eine engagierte Gegenwart, in der Tobias Zielony, Tristan Duke oder Mary Mattingly dem Thema Werke beigesteuert haben, deren Botschaften – passend in das Grüne Museum – durchaus Besorgnis zu erregen imstande sind.

John Cooper, Minenarbeiterin 1860 © The Mater ans Fellows of Trinity College, Cambridge

John Cooper, Minenarbeiterin 1860 © The Mater ans Fellows of Trinity College, Cambridge

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