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Julius von Bismarck, Firie with Fire

Julius von Bismarck, Fire with Fire (Yellow Carr), 2019 Courtesy: Julius von Bismarck; Esther Schipper, Berlin, Paris, Seoul; alexander levy, Berlin; Sies + Höke, Düsseldorf © Julius von Bismarck, Photo: Simon Vogel, VG Bild-Kunst, Bonn 2025

NORMALE KATASTROPHE Begegnung von Naturgewalten und Kunst

Ausstellungsansicht © KunstHausWien / Foto Sandro E. E. Zanzinger

Ausstellungsansicht © KunstHausWien / Foto Sandro E. E. Zanzinger

Julius von Bismarck kämpft gegen das Gefühl von Normalität angesichts globaler Krisen.

„Punishment“: Ein düsteres Video zeigt einen Mann, der unermüdlich mit einer Peitsche am Strand auf die tosende Gischt einschlägt. Wofür will er das Meer bestrafen? Für einen Tsunami oder für die Schiffbrüche in dessen Wellen? Inspiriert wurde dazu der Künstler Julius von Bismarck (*1983) von einer antiken Anekdote. Dem Perserkönig Xerxes war eine Schiffbrücke in den Dardanellen von der stürmischen See zerstört worden. Als Reaktion ließ er sie von seinen Soldaten auspeitschen, in der irrigen Ansicht, mit dieser unsinnigen Maßnahme die Natur sanktionieren zu können. Doch ihre Gewalten werden wir nie vollends beherrschen, so der Künstler, trotz unserer Hybris, die uns an eine scheinbare Überlegenheit glauben lässt. Es ist der rote Faden in seiner Arbeit, sich diesen Phänomenen zu stellen. Er liefert dazu keine Erklärungen, sondern Erfahrungen, die er mit selbstlosem Einsatz persönlich mit Wasser und Feuer gemacht hat.

Ausstellungsansicht © KunstHausWien / Foto Sandro E. E. Zanzinger

Julius von Bismarck, Normale Katastrope, Ausstellungsansicht © KunstHausWien / Foto Sandro E. E. Zanzinger

Eine Auswahl von Werken ist bis 8. März 2026 im KunstHausWien unter dem Titel „Normale Katastrophe“ zu erleben. Sie sollen den Gleichmut aufrütteln, der sich angesichts täglicher Meldungen von Bränden, Hochwasser oder ähnlich gewaltiger Reaktionen einer gequälten Natur gleichsam schützend vor unsere Wahrnehmung stellt. Beeindruckend sind Bismarcks Aufnahmen von Blitzen in „Talking to Thunder“. Wie einst Göttervater Zeus hat er die machtvollen elektrischen Entladungen des Himmels für sich gefügig gemacht. Konstruiert wurden dazu Blitzraketen, mit denen Blitze gezielt ausgelöst werden und rechtzeitig der Verschluss der Kamera offen steht.

Entstanden sind beeindruckende Serienaufnahmen und das geniale Einzelbild einer Palme, die vom grellen Strahl getroffen wird. Dadurch entstehen nicht selten Feuersbrünste, wie das Video „Fire with Fire“ anschaulich macht, auf dem ganze Wälder von unlöschbaren Bränden vernichtet werden. Auch im Innenhof des KunstHausWien hat ein Baum Feuer gefangen und lädt mit zuckenden Flammen zum Besuch der Ausstellung ein. Thematisiert wird darin auch die Umweltverschmutzung in „The Day the Ocean Turned Black“. „Den Himmel muss man sich wegdenken“ lautet die Forderung einer beschaulichen Videoarbeit, auf der sich eine Sturmwelle wie ein monochromes Bergmassiv auftürmt und in extremer Zeitlupe bedrohlich auf die Betrachtenden zurollt. In „Landscape Painting“ treibt wiederum ein riesiges Stofftuch als grafische Wellenstruktur über die Bismarcksee, um unsere liebgewonnene Sicht auf Landschaft an sich zu irritieren. Alle die Fotos und Videos wollen spürbar machen, wie sehr unsere Wahrnehmung von Natur kulturell geprägt ist. „Es heißt ‚Landschaft‘, wenn Natur im Bild ist. Ich versuche, die alten, tradierten Bilder zu zerstören und neue zu schaffen“, so der Künstler.

Julius von Bismarck, Talking to Thunder (Palm Tree)

Julius von Bismarck, Talking to Thunder (Palm Tree), 2017 Courtesy: Julius von Bismarck; Esther Schipper, Berlin, Paris, Seoul; alexander levy, Berlin; Sies + Höke, Düsseldorf © Julius von Bismarck, VG Bild-Kunst, Bonn 2025 Herunterladen

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