Kultur und Weindas beschauliche MagazinFlower Power, Ausstellungsansicht FLOWER POWER von Kulturpflanzen und Kunstblumen
Woher kommt die Bezeichnung „Tulpe“? Man sollte es nicht glauben, aber darin steckt der Turban. Biologe Martin Pfosser ist der Geschichte dieses Ablegers der Liliengewächse nachgegangen und hat Erstaunliches entdeckt. Als Kurator der Ausstellung „Flower Power“ (bis 15. Februar 2026) im Untergeschoss der Landesgalerie Niederösterreich erzählt er im Rahmen einer „Kulturgeschichte der Pflanzen“ über die Tulpenmanie, die im 17. Jahrhundert zu einem veritablen Börsencrash geführt hat. Aber nicht nur zu dieser einst um ein Vermögen gehandelten Zwiebel gibt es Spannendes zu erfahren. Die Flora an sich ist ein weites Feld, durch das es sich zu streifen lohnt. Kunst und Wissenschaft werden gekonnt verbunden und so auch für die botanischen Laien – aber wer ist das schon? Im Grunde unseres Herzens wollen wir doch alle einen grünen Daumen haben – nicht nur verständlich, sondern ungemein anregend aufbereitet. Mehr als 400 Exponate bilden eine bildgewaltige Hommage an die Pflanzenwelt. Augenfällig sind die Gemälde. Sie sind der Beweis, wie wesentlich vor allem Blumen als Motiv der Kunst sind. Man denke nur an die Sonnenblume und Vincent van Gogh. Aber auch Andy Warhol hat sich vom britischen Fotografen Steve Wood 1981 mit einer Sonnenblume ablichten lassen und so das hier gezeigte Werk der Pop-Art geschaffen. In übersichtlichen Settings werden Kunstwerke mit kulturhistorischen Objekten und wissenschaftlichen Präparaten von jeweils einer Pflanzengattung kombiniert und in den Wandtexten leicht verständlich das erforderliche Wissen mitgeliefert. Rose und Apfel als symbolische Schwergewichte, aber auch Tabak und andere Gift- bzw. bedenkliche Genusspflanzen, Erdäpfel und Getreide, sogar die Algen werden vor den Vorhang geholt; nicht ohne auf anstehende Probleme mit der Umwelt oder rezente Kolonialisierung der sogenannten Dritten Welt hinzuweisen. Der Blick auf unsere stillen Genossen in der Natur wird dadurch gewiss geschärft und möglicherweise sogar eine neue, tiefere Beziehung als bisher zu ihnen aufgebaut.
Im Erdgeschoss prallt man im ersten Moment zurück. Von der Decke des Gewölbes baumeln an Flaschenzügen dicke Bündel von Kunstblumen. Für Regula Dettwiler, einer in der Schweiz geborenen und seit 30 Jahren in Österreich arbeitenden Künstlerin, sind sie der geeignete Ausdruck für „UNVERGESSLICH“. Das Material stammt von Friedhöfen, kurioserweise zu einem guten Teil vom Komposthaufen, aus dem die Plastikblüten erlaubterweise geborgen wurden. „Regula Dettwiler widmet sich der symbolischen und emotionalen Kraft floraler Zeichen – mit dem forschenden Blick einer Naturwissenschaftlerin und der feinen Wahrnehmung einer Poetin“, streut ihr dazu Gerda Ridler, künstlerische Direktorin der Landesgalerie, Rosen des Lobes.
Ihre sinngemäße Fortsetzung findet Dettwilers Installation im „Herbarium der Gefühle“. Menschen aus Krems und Umgebung haben dazu getrocknete bzw. gepresste Blüten und Gewächse zur Verfügung gestellt, verbunden mit der Information, was sie jeweils damit an Emotionen oder besonderen Ereignissen verbindet. Von der Künstlerin wurden die Pflanzen auf Papierbögen montiert, aber anstelle der in Herbarien üblichen wissenschaftlichen Klassifikation mit einem poetisch-erzählerischen Kommentar versehen. Zu spüren sind aus den Texten Glück, Freude, Trauer, aber auch Ekel, Angst und Wut. Damit decken diese Blumen und Kräuter als schweigende Begleiter unseres Lebens dennoch ungemein beredt das gesamte Spektrum möglicher Empfindungen ab. Statistik |