Kultur und Weindas beschauliche MagazinEnsemble © Reinhard Winkler LA FORZA DEL DESTINO Als legitim konzentrierte Linzer Fassung
Kann so etwas wirklich passieren? Zuerst löst sich ein unbeabsichtigter Schuss aus der vom adeligen Mestizen als Friedensangebot hingeworfenen Pistole und tötet den Vater der Geliebten, die zwei Flüchtigen werden getrennt, ihr Bruder glüht vor Rache, wird aber ausgerechnet vom – nicht erkannten – Mörder seines Vaters gerettet. Als sich dessen Identität herausstellt, kommt es zum Zweikampf, der just vor der Klause der zur Einsiedlerin in einem Männerkloster mutierten Frau endet. Der Bruder verliert das Duell, ersticht aber mit letzter Kraft noch seine Schwester und lässt einen am Boden zerstörten Liebenden zurück. Ausgedacht hat sich diese unwahrscheinlich anmutend tödlichen Verwicklungen der Spanische Grande Ángel de Saavedra. Giuseppe Verdi, der kurz davor durch einen Kompositionsauftrag aus St. Petersburg aus einer veritablen Schaffenskrise gerettet worden war, nahm sich des Stoffes an und schuf mit „La forza del destino“ eine seiner längsten Opern. Von ihrem Aufbau – ein Tenor und eine Sopranistin lieben einander, der Bariton hat etwas dagegen – ist es ein typisch italienisches Werk, das am Sitz des russischen Zaren zwischen den dort herrschenden Richtungen der Nationaloper, Stichwort Modest Mussorgski, und einem immer beliebter werdenden Musikdrama von Richard Wagner dieses Genre etablieren sollte. Verdi war Erfolg beschieden, ließ ihn später aber dennoch einschneidende Änderungen durchführen, die jedoch nicht verhindern konnten, dass dieses Werk gegenüber anderen Opern aus seiner Hand eher selten aufgeführt wird.
Regisseur Peter Konwitschny nutzte umgehend die Chance, sich einen Lebenstraum zu erfüllen, als der Linzer Intendant Hermann Schneider an ihn mit dem Angebot herantrat, diese Oper zu inszenieren. Gemeinsam mit dem Dramaturgen Christoph Blitt wurde eine neue Fassung erarbeitet. Das Erstaunliche: Sie dauert nur an die eineinhalb Stunden. Trotzdem scheint nichts zu fehlen. Es waren vor allem die launigen Volksszenen, die dem Rotstift zum Opfer gefallen sind. Vier Mal unterbricht der Chor die solistisch gestaltete Abhandlung von Liebe, Hass, Rassismus, Freundschaft und Rache. Es sind Appelle gegen den Krieg an sich, die sich im berühmten Rataplan zum gespenstisch rhythmischen Nachahmen der Trommel reduziert. Entsprechend schlicht gehalten ist das Bühnenbild, genügt aber vollends, um einem im Nachtgewand auftretenden Marchese von Calatrava (Michael Wagner) durch die in Superzeitlupe aufsteigende Kugel sterben zu lassen.
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