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Ingeborg Bachmann, eine Hommage, Ausstellungsansicht

Ingeborg Bachmann, eine Hommage, Ausstellungsansicht

INGEBORG BACHMANN Verbeugung vor einer Ikone der Literatur

Ingeborg Bachmann, eine Hommage, Ausstellungsansicht

Ingeborg Bachmann, eine Hommage, Ausstellungsansicht

Originaldokumente führen zu den Stationen ihres Lebens mit der Schreibmaschine

Die so wunderschön altmodischen, dunklen Regale des Literaturmuseums machen es leicht, sich auf Einzelheiten zu konzentrieren. Der Blick kann sich einfach nicht in der Weite eines Raumes verlieren und ist in den schmalen Gängen auf die ihm gebotenen Objekte angewiesen. Er stößt an Briefe, deren Geheimnis nicht länger gewahrt bleibt, an mit vielen Korrekturen überarbeitete Manuskripte, an die daraus entstandenen Bücher, deren Inhalt irgendwo in den Fernen dunkler Erinnerung verschlossen bleibt, und schließlich an das Gesicht einer Sphinx, einer seltsam attraktiven Frau, der das Altwerden verwehrt geblieben ist. Ingeborg Bachmann (1926-1973) ist zum Begriff für Literatur der besonderen Art geworden. Was sie geschrieben hat, eignet sich nicht als Lektüre für das Nachtkastel. Jeder Satz, ob in ihren in einer Art Geheimsprache formulierten Gedichten oder in Erzählungen, Hörspielen und Essays, fordert innige Zuwendung, Zeit und Muße, um ihre „Sprachutopie“ zu entschlüsseln und der darin verborgenen Wahrheit auf die Spur zu kommen.

 Ingeborg Bachmann Schach spielend in Rom, 1962 – © Heinz Bachmann/Familienarchiv Bachmann
Ingeborg Bachmann: “Böhmen liegt am Meer”, Korrekturfassung © Österreichische Nationalbibliothek

l.: Ingeborg Bachmann Schach spielend in Rom, 1962 – © Heinz Bachmann/Familienarchiv Bachmann

o.: Ingeborg Bachmann: “Böhmen liegt am Meer”, Korrekturfassung © Österreichische Nationalbibliothek

Anlässlich des sich im kommenden Jahr zum 50. Mal jährenden Todestages wurde ihr im Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek eine Ausstellung (bis 5. November 2023) gewidmet. Zehn Stationen erleichtern in ihrer Systematik den Zugang zur Faszination und dem Mythos Bachmann. Sie war Medienstar, der das Cover des deutschen Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ zierte, ihre Auftritte im Kreise von Kollegen erregten regelmäßig Aufsehen und um ihren Unfalltod ranken sich bis heute düstere Geheimnisse.

Ingeborg Bachmann auf dem Cover der Zeitschrift „Emma“, 1991 – © EMMA Frauenverlag

Ingeborg Bachmann auf dem Cover der Zeitschrift „Emma“, 1991 – © EMMA Frauenverlag

Die Korrespondenz mit Max Frisch, mit dem sie knapp fünf Jahre liiert war, lässt eine labile Gesundheit anklingen. Der Schweizer Schriftsteller hatte sie im Roman „Mein Name sei Gantenbein“ unter dem Namen Lila als schöne, narzisstische, immer auf Selbstinszenierung Frau dargestellt und ohne ihre Zustimmung gemeinsam Erlebtes verarbeitet. In einem persönlichen Exemplar von Bachmann finden sich dazu etliche Anstreichungen und Notizzettel. Es sind also zahlreiche Puzzleteile, die zusammengesucht werden wollen. Sie stammen aus dem Nachlass, der durch eine Schenkung von Ingeborg Bachmanns Erben 1978 an die Nationalbibliothek gelangt ist. Mit der Hommage und dem ergänzenden Katalog, der dieser Literatin in Form von Interviews und reichem Bildmaterial nahe kommen will, haben nun auch spätere Generationen Gelegenheit, ihre Kenntnis vom Menschen hinter dem jährlichen Ingeborg-Bachmann-Preis, dem von Kulturmedien aufmerksam verfolgten Lesewettbewerb, zu erweitern und zu vertiefen.

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