Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Anne FRank beim Tagebuchschreiben in ihrem Versteck

MADAME TUSSAUDS Zeitgeschichte mit „Figure Grouping“ in Wachs

Oskar Schindler, Leopold Figl

Der Zweite Weltkrieg und seine erinnerungswürdigen Protagonisten

Winston Churchill steht, wie es sich für einen englischen Premierminister gehört, neben einer roten Londoner Telefonzelle. Auf seinen Stock gestützt neben seiner Schreibmaschine. Er zählt zu den Siegern des Zweiten Weltkrieges. Nicht unwesentlich war seine Entschlossenheit, mit Hitler nicht zu verhandeln, die den Widerstandswillen der Briten trotz heftigster deutscher Angriffe stärkte. Dass man ihm nun so nahe kommt, um ihm für diese Leistung anerkennend auf die Schulter klopfen zu können, verdanken wir den Künstlern von Madame Tussauds Wien. Freilich darf man die Wachsfiguren nicht berühren, wenn sie einem noch so lebensecht gegenüberstehen. Aber man kann mit ihnen in einen stillen Dialog treten und sich seine Gedanken zu den schweren Tagen des Kriegsendes machen, das in diesem „Figure Grouping“ nachgestellt wurde. Es handelt sich dabei um bewusst zu diversen Themen arrangierten Figuren, die mehr als nur das Faszinosum der lebensechten, manchesmal einer sogar gespenstischen Ähnlichkeit ausstrahlen, sondern ernsthaft Zeitgeschichte erzählen.

Winston Churchill

Vorgestellt wird auch Anne Frank, die in ihrem Versteck am berühmten Tagebuch schreibt und die Besucher freundlich anlächelt, noch immer mit der Hoffnung, den Nazischergen zu entgehen, die sie jedoch aufgestöbert und im März 1945, also in den letzten Tagen dieser Schreckensherrschaft im KZ Bergen-Belsen umgebracht haben. Nahe bei ihr steht Oskar Schindler, der durch eine geschickte Firmenstrategie hunderte Juden aus den KZ und vor dem Tod erretten konnte.

Neben diesem stattlichen Mann nimmt sich unser erster Bundeskanzler der Zweiten Republik klein aus. Dennoch, Leopold Figl war ein großer Staatsmann, der aus eigener persönlicher Erfahrung die Grausamkeiten der Konzentrationslager kannte. Er breitet die Arme aus, als wolle er den Betrachter umarmen. Karl Renner hingegen scheint eher freundlich distanziert, verzichtet nicht auf seine Zigarre und ist bereit, nach 1918 zum zweiten Mal den Karren Österreich aus dem Dreck zu ziehen. Diesmal als Bundespräsident. Über den Köpfen hängen originale Care-Pakete, um die damals trostlose Situation fühlbar zu machen und in „Feelboxen“ kann man Gasmaske und Telefonhörer ertasten. Quentin Tarantino und Brad Pitt beschließen das Geschehen am Set zum Antikriegsfilm „Inglourious Basterds“, das den Besucher zu den übrigen Attraktionen von Madame Tussauds Wien entlässt. Wer trotz des ernsten Themas Lust auf ein Selfie hat, für den malte eine junge Künstlerin ein Mural mit zwei Friedensflügel an die Wand.

Karl Renner
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