Kultur und Wein

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Liebesgeschichten & Heiratssachen, Ensemble © benjaminwald.at

Liebesgeschichten & Heiratssachen, Ensemble © benjaminwald.at

LIEBESGESCHICHTEN & HEIRATSSACHEN

Nestroy gratuliert J. Strauss zum 200er

Laura Luisa Hat, Gerhard Ernst © René Brunhölzl

Laura Luisa Hat, Gerhard Ernst © René Brunhölzl

Wenn eine Posse zu einem Musical wird, das sich schwungvoll im Walzertakt dreht.

Was hätte ein solches Gespann nicht alles schaffen können?! Johann Nestroy (1801-1862) als Librettist für den Operettenkomponisten Johann Strauss Sohn (1825-1899). Es hat nicht sollen sein! Bis 2025, als Peter Hofbauer, Prinzipal im Metropol Wien, ein wenig nachgeholfen hat. Gemeinsam mit dem Musiker Florian Schäfer wurde ein Musical kreiert, das mit Themen aus Walzern und Polkas von Strauss die an Nestroy angelehnte Geschichte von den „Liebesgeschichten & Heiratssachen“ zum Singen und Tanzen bringt. Ein erster, sehr überzeugender Erfolg dieses Experiments wurde bereits mit dem Schlossfestival Weitra im Sommer gefeiert und nun mit einem begeisterten Publikum bei der Premiere in Wien prolongiert.

Liebesgeschichten & Heiratssachen, Damenriege © benjaminwald.at

Liebesgeschichten & Heiratssachen, Damenriege © benjaminwald.at

Andreas Peer, Andy Lee Lang © René Brunhölzl

Andreas Peer, Andy Lee Lang © René Brunhölzl

Peter Kratochvil hatte das Vergnügen, bei dieser Neuschöpfung Regie zu führen. Schließlich steht ihm eine flott aufspielende Band und ein Ensemble zur Verfügung, das neben perfektem Gesang und Tanz auch den Wiener Schmäh virtuos beherrscht. Das erklärte Ziel dieser Posse ist ja eine Art Massentrauung. Das erste, an sich logische Paar sind Alfred (Michael C. Havlicek) und die Tochter des Hausherren Valentina Fett (Katrin Fuchs), zwei junge Leute, die sich ganz natürlich ineinander verliebt haben. Das Problem: Alfred ist der inkognito anwesende hochwohlgeborene Sohn des Marchese Vincelli (Alfred Pfeifer), der einem gesellschaftlichen Abstieg schwerlich zustimmen wird. An der Lösung dieses Problems arbeitet unter anderem die Wahrsagerin Yvonne (Laura Luisa Hat), die den alten Geldsack mit ihren Reizen gekonnt umgarnt – wer kennt das nicht: Greis und junge Frau im Doppelbett. Ein schwer zu knackender Junggeselle ist der Wirt von nebenan.

Der Logik einer heiratswilligen Zofe namens Philipine (Elisabeth Blutsch) hat Andy Lee Lang (mit vollem Haar und Backenbart) jedoch keine brauchbaren Argumente entgegenzusetzen – und auch er fällt freudig in die Ehe. Ganz aufs Heiraten versessen ist die in die Jahre gekommene und steinreiche Lucdia Distel (Seraphine Rastl). Ihr Wunschkandidat ist jedoch alles andere als zuverlässig. Der wie Nosferatu durch die Szene staksende Andreas Peer stellt sich der Dame als Baron von Nebelstern vor, bleibt aber der undurchsichtige Nebel, der die Zeche schuldig bleibt und mit Betrügereien an das große Geld zu kommen meint. Im Zentrum dieser Farce steht Florian von Fett, ein durch die Selcherei zu Vermögen gekommener Neureicher. Wer sonst könnte den Parvenü mit dem Sauschädel im Wappen würdiger vertreten als Gerhard Ernst, dank TV-Werbung bekannt als Fleischermeister der Nation. Wenn er auch die Liebe so unnötig wie einen Kropf betrachtet, so erkennt er doch die praktischen Seiten des Ehestandes und erbarmt sich seiner Schwägerin Lucia, um damit das in Heiratssachen willige Quartett zu komplettieren.

Katrin Fuchs © benjaminwald.at

Katrin Fuchs © benjaminwald.at

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