Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Kopf & Kragen, Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband, Foto Tom Ritter

Kopf & Kragen, Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband, Foto Tom Ritter

KOPF & KRAGEN Münzen als Galerie der Eitelkeiten

Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband, Foto Tom Ritter

Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband, Foto Tom Ritter

Kunstwerke en miniature erzählen große Geschichten.

Für die Herrschenden war diese frühe Form der PR nicht nur äußerst einträglich, sondern auch ungemein wirksam. Sie ließen ihr Porträt auf die Münzen ihres Reiches prägen und waren so ihren Untertanen täglich sichtbar. Es sind wenige Quadratzentimeter, die dafür zur Verfügung standen. Aber die Künstler waren imstande, auf diese winzige Fläche viel mehr als nur das Konterfei ihrer Herrschaft zu gravieren. Sie schufen aussagekräftige Bilder ihrer Zeit. Manche der Prägungen sind wahre Modejournale. Abenteuerliche Frisuren, auffallende Kopfbedeckungen, ausladende Halskrausen und Bärte, sogar die unnatürlich hohe Schädelform, die den Adel eines Stammes der Hunnen bis heute dokumentiert. Damit nicht genug der Feinheit! So wurden beispielsweise in die winzigen Helme noch Begebenheiten aus dem Heldenleben des Dargestellten eingearbeitet oder die angedeuteten Edelsteine in der Krone des Kaisers bis zur Struktur des Spitzentuchs einer Herzogin.

Medaille auf die Vermählung des russischen Kronprinzen, Kunsthistorisches Museum, Münzkabinett

Medaille auf die Vermählung des russischen Kronprinzen, Kunsthistorisches Museum, Münzkabinett

Sterbetaler auf Herzogin Elisabeth Maria von Württemberg-Öls, Kunsthistorisches Museum, Münzkabinett

Sterbetaler auf Herzogin Elisabeth Maria von Württemberg-Öls, Kunsthistorisches Museum, Münzkabinett

„Kopf & Kragen“ klingt verhängnisvoll. Wer will sich schon derart existentiell schaden?! In der aktuellen Sonderausstellung geht es jedoch nicht um die gewohnte Semantik dieser Wortkombination. Die Enthüllung bietet der zweite Teil des Titels „Münzen machen Mode“. Das Kunsthistorische Museum präsentiert im Münzkabinett aus eigenen Beständen eine faszinierende Auswahl an Prägungen, die allesamt sehr viel zu erzählen haben. Man muss nur sehr genau hinschauen, um die auf den Begleittexten angekündigten Botschaften auch zu erkennen. Nur ein Beispiel von vielen auf den Zahlungsmitteln überlieferten Äußerlichkeiten: Auf einer Grafik an der Wand wird einem Mann von einer Frau der Bart abgeschnitten; eine Freveltat sondergleichen! König Alfred von England verfügte im 9. Jahrhundert, dass jeder, der den Bart eines Mannes und damit seine Würde abschnitt, eine hohe Geldstrafe zu bezahlen hatte.

Bei Kaiser Franz Joseph hätte es ohnehin niemand gewagt, gegen seine markante Backenbehaarung eine Schere zu richten. Damit ist er auf den nach wie vor als sichere Geldanlage beliebten Dukaten am ersten Blick zu erkennen. Andererseits plaudern die Münzen aber auch darüber, dass Zar Peter der Große selbst glatt rasierte Wangen hatte und seinen rückständigen Bojaren eine Bartsteuer aufbrummte. Wie es sich für ein derart Trends schaffendes Thema geziemt, wurde der Katalog der Ausstellung als opulentes Modemagazin in Hochglanz gestaltet. „Coins in Fashion“ ist anregender Lesestoff zu dem in Metall verewigten Zeitgeist. Als ergänzendes Highlight gibt es moderne Schmuckstücke, kreiert in der KunstModeDesign Herbststraße, die in einen Dialog mit den historischen Exponaten treten.

Heiliges Römisches Reich: Heinrich III. (reg. 1039–1056), Kunsthistorisches Museum, Münzkabinett

Heiliges Römisches Reich: Heinrich III. (reg. 1039–1056), Kunsthistorisches Museum, Münzkabinett

KHM Lgo 300