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Romeo und Julia, Ensemble © Jerome Berg

Romeo und Julia, Ensemble © Jerome Berg

ROMEO UND JULIA Das Musical für das tragische Liebespaar

Romeo (Eike N.A. Onyambu), Julia (Anna Zagler) am Balkon © Jerome Berg

Romeo (Eike N.A. Onyambu), Julia (Anna Zagler) © Jerome Berg

Brunnvergifter, Thronräuber, klirrende Degen und eine Weltpremiere

Tonnen von Taschentüchern wurden schon nass geweint, wenn sich die zwei jungen Leute aufgrund eines blöden Missverständnisses des eigenen Lebens berauben. William Shakespeare hat die alte Geschichte von den verfeindeten Familien und der damit unmöglichen Liaison zweier ihrer Sprösslinge in der wohl meistgespielten Tragödie verdichtet und für die Ewigkeit einen Publikumsmagneten geschaffen. Die beiden zugkräftigen Namen Romeo und Julia stehen aber auch für Bearbeitungen frei. Die Prinzipalin, pardon, Intendantin des Musicalsommers Winzendorf, Marika Lichter, hat als Spezialistin für ihr Genre auf einen zum guten Teil neuen Inhalt und auf die Musik gesetzt, um diese traurige Lovestory im atmosphärischen Steinbruch der Steinfeldgemeinde erfolgreich auf die Bühne zu bringen. Benedikt Karasek als Autor und Komponist Günther Fiala haben ein Musical für den Anlass quasi maßgeschneidert und damit in der großen Historie dieses Themas ein neues Kapitel aufgeschlagen. Es gibt definitiv Böse und ausgesprochen Gute, die in einem wahren Krimi die wunderschöne Stadt Verona zum Schauplatz von Verbrechen, persönlichen Animositäten und eben der großen Liebe machen. Wenn sich die Zuschauer seit jeher ein Happy End wünschen, in Winzendorf liegt es auf der Hand, wenn auch nicht ganz, aber der Grund dafür wird hier nicht verraten.

Marika Lichter, Romald Tettinek, Michael Perner © Jerome Berg

Marika Lichter, Romald Tettinek, Michael Perner © Jerome Berg

Axel Herrig, Benjamin Oeser © Jerome Berg

Axel Herrig, Benjamin Oeser © Jerome Berg

Der Autor selbst hat die Regie übernommen und ein recht uriges Verona in die wildromantische Felslandschaft gestellt. Er gibt seiner Inszenierung die Zeit, damit die gewaltigen Emotionen auch sauber ausgespielt werden können, auf die Gefahr hin, dass im zweiten Teil stellenweise Längen auftreten. Man ist ja schon gespannt, wie sich das Ganze am Ende löst und muss eben seine Ungeduld bezähmen. Kein Problem dank Maximilian Klakow und dem Orchester, das eine der jeweiligen Stimmung und dem Inhalt bestens angepasste Musik zündend umsetzt und für die Solisten mit ihren anspruchsvollen Songs eine verlässliche Stütze bietet. Gefordert war Choreograf Paul Friess, der mit seinem Ensemble den Ball, Saufgelage und vor allem Zweikämpfe möglichst rasant und voll Schwung umsetzen muss. Wahre Akrobaten mit ihren Degen sind Florian Klein als aggressiver Tybalt, ein nicht weniger angriffslustiger Alexander Doevendans (Mercutio), aber auch Michael Konicek, der als Benvolio jedoch mit seinen Friedensbemühungen scheitert. Das Ekelpaket Paris (Benjamin Oeser) ist in diesem Fall der miese Bruder der gerechten Fürstin (Rebecca Soumagné), die als offenbar einzige bis zuletzt einen klaren Kopf behält. Zum Fürchten ist Axel Herrig, der mit mächtigem Bariton seinem Lord Capulet nicht nur Herzlosigkeit, sondern auch die kriminelle Energie eines Brunnvergifters angedeihen lässt, um mit Paris die Herrschaft in Verona übernehmen zu können. Er hat aber nicht mit dem Schlafmittelverteiler Pater Lorenzo (Ronald Tettinek) und mit der Amme (niemand Geringerer als Marika Lichter herself darf gleich in mehreren Solonummern glänzen) gerechnet. Trotzdem können die beiden Wohltäter nicht ganz verhindern, was schon der alte Shakespeare vorgeschrieben hat. Bei den beiden Titelgestalten versteht man gern, warum die beiden aufeinander fliegen. Wuschelkopf Eike N.A. Onyambu ist ein bildhübscher Romeo, der sich einfach in die liebreizende und doch sehr selbstbewusste Julia (Anna Zagler) (un)sterblich verlieben muss.

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