Kultur und Weindas beschauliche MagazinMartin Fournier (Direktor der Komödianten), Chor und Statisterie der Oper Graz © Werner Kmetitsch DIE VERKAUFTE BRAUT Große Stimmen in dörflicher Grobheit
In der Oper Graz wird ein Allzweck-Turnsaal zum Schauplatz der Niederlage von Kecal, dem Heiratsvermittler. Wo er doch so intelligent ist und stets die zwei Richtigen vor den Traualtar bringt. In diesem Fall spielt ihm jedoch Hans, ein im Dorfe scheinbar Unbekannter, einen Streich. Marie, die Tochter des Bauernpaares Krušina und Ludmila, liebt den Hans und der sie. Aber Vater hat beschlossen, dass sie den stotternden Wenzel, Sohn von Tobias Mícha, zum Mann nehmen soll, natürlich wegen der Mitgift. Als Kecal bei Hans auf Granit beißt, hilft nur mehr ein Handel. Hans unterfertigt den Vertrag, der ihm für die Braut 300 Gulden zuspricht, unter der Voraussetzung, dass diese den Sohn von Mícha heiratet. Erst ganz zum Schluss, nach einer Verzweiflungsarie Maries, offenbart sich Hans als verloren geglaubter Sprössling des Mícha, er bekommt Marie und Kecal schaut durch die Finger.
Regisseurin Adriana Altaras hat das Komische dieser Oper durchaus ernst genommen, aber in der Darstellung dörflicher Grobheiten etwas übertrieben. Welche Erfahrungen hat sie gemacht, wenn sie selbst sagt, dass sie dabei an das Dorf ihrer Kindheit gedacht hat und es in jeder steirischen Ortschaft nicht anders zugeht? Am Anfang ist es noch sportliche Betätigung, der die Burschen auf dem Land nachgehen, aber bald dominiert das Saufen und mit unmotivierten Travestien – die Männer tragen Strapse – mischt sich in die Hetz ein unangenehmer Beigeschmack. Wenn die Landleute angesichts des Brautverkaufes ihre Enttäuschung in Brutalität umsetzen und auf Hans noch am Boden hintreten, hört sich der Spaß endgültig auf.
Umso erfreulicher sind erstens das Orchester unter Roland Kluttig, das seine Virtuosität mit der rasanten Ouvertüre beweist, und zweitens die Solisten, die durch die Bank tolle Leistungen bringen.
Statistik |