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Mesner (Horst Lamnek), Chor der operklosterneuburg © operklosterneuburg

Mesner (Horst Lamnek), Chor der operklosterneuburg © operklosterneuburg

TOSCA Die Engelsburg im Kaiserhof des Stiftes

Scarpia (Serban Vasile), Tosca (Federica Vitali) © operklosterneuburg

Scarpia (Serban Vasile), Tosca (Federica Vitali) © operklosterneuburg

Puccinis Oper lässt es an nichts fehlen: Es gibt Liebe, Gewalt und Arien für große Stimmen.

Scarpia wird von Tosca in höchster Emotion erstochen. Er hat vorher um den Preis, dass ihm die schöne Sängerin zu Willen ist, ihr zugestanden, den von ihm gefolterten Cavaradossi nur zum Schein erschießen zu lassen, und ein Papier verfasst, das den beiden Liebenden freies Geleit aus dem Vatikanstaat zusichert. Diese Szene ist gewiss der Höhepunkt der Oper, sowohl von der Handlung als auch von der Komposition her. Giacomo Puccini hat das Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica, das eine nur scheinbar historische Handlung aus der Zeit der Napoleonischen Kriege in Rom erzählt, zu einem ewigen Meisterwerk der Opernkunst erhöht. Es ist eine Partie für die berühmtesten Sopranistinnen, die seit der Erfindung der Tonaufnahme damit unsterblich geworden sind. Gefordert sind aber auch die Männerstimmen: Als Tenor der Sänger des Mario Cavaradossi und für den Bariton, der als böser Polizeichef Scarpia nach einem höchst anspruchsvollen zweiten Akt sein Leben aushaucht, eine nahezu unbegreifliche Mammutaufgabe.

Scarpia (Serban Vasile) Cavaradossi (Fabian Lara) Valentino Blasina (Spoletta) Federica Vitali

Scarpia (Serban Vasile), Cavaradossi (Fabian Lara), Valentino Blasina (Spoletta), Federica Vitali (Tosca) © Lukas Beck

Tosca (Federica Vitali), Scarpia (Serban Vasile) © operklosterneuburg

Tosca (Federica Vitali), Scarpia (Serban Vasile) © operklosterneuburg

Die zum Theaterfest NÖ zählende operklosterneuburg hat sich unter der neuen Intendanz des Opermsängers Peter Edelmann erfolgreich, wenn auch in einer etwas gerafften Fassung dieser Oper angenommen. Für die Regie wurde Leonard Prinsloo gewonnen, für eine zeitlich nicht immer stimmige Inszenierung in einer multifunktionalen Kulisse (mit wenig Aufwand erlaubt sie drei Schauplätze); aber dieser Routinier wird schon wissen, warum die Kostüme (Karin Fritz) nicht historisch waren. In der erstaunlich guten Akustik des Kaiserhofes des mächtigen und prächtigen Augustiner Chorherrenstifts stand Francesco Cilluffo am Pult der Beethoven Philharmonie. Der 1979 in Turin geborene Komponist und Dirigent wird als der „Hohepriester der italienischen Oper zwischen Verdi und Puccini“ bezeichnet und wurde diesem Beinamen vollkommen gerecht. Er lässt Puccinis Komposition in ihrer genial instrumentierten Farbenpracht erblühen, mit feinem Gespür für Tempi und Dynamik, was es nicht zuletzt der Solistin und den beiden stimmgewaltigen Herren in ihrer Gesellschaft ermöglich hat, Arien und Duette hinreißend zu interpretieren. Fabián Lara ist ein Tenor, dem höchste Töne und weite Kantilenen offensichtlich einen Mordsspaß machen.

Sein Cavaradossi überzeugt die Geliebte von der Treue ebenso kraftvoll wie er Scarpia noch nach schweren Misshandlungen schmäht. Seine Hochform erreicht er unter den Sternen, die am Himmel über dem Stift bei der Premiere bereits geblitzt haben. Mit „E lucevan le stelle“ berührt er die Herzen. Ein ähnlich sängerisches Kaliber ist Serban Vasile. Dessen Bariton ist jedoch zum Fürchten mächtig. Er beherrscht nicht nur seine Polizisten, sondern auch den Chor operklosterneuburg, der sich in diversen Kostümen professionell hören lässt. Die Diva des Abends ist Federica Vitali. Als Tosca wirbelt sie eifersüchtig durch die Kirche Sant´Andrea della Valle, weil sie im Versteck des geflohenen Cesare Angelotti (Bass: Karl Huml) eine Nebenbuhlerin vermutet. Schließlich entlockt sie nach zähem Hin und Her dem zudringlichen Scarpia den Freibrief. Sie bewegt nicht nur ihn zum Einlenken, sondern lässt auch das Publikum den Atem anhalten, wenn sie erklärt, nur für die Kunst und die Liebe zu leben. Bei „Vissi d´arte“ hätte man eine Stecknadel fallen gehört, so ergreifend schön hat diese Traumarie den Kaiserhof erfüllt.

Tosca Federica Vitali © Mark Glassner

Tosca Federica Vitali © Mark Glassner

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