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BARACK OBAMA Die spannende Reise in „Ein verheißenes Land“

Barack und Michelle Obama und ihre Töchter, Malia und Sasha, bei Sashas Taufe.*

Selbstkritische und mahnende Erinnerungen des 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten

Barack Obama selbst gesteht, dass es ihm schwer fällt, sich in seinen Ausführungen kurz zu halten. So waren auch für seine Autobiographie „Ein verheißenes Land“ (Band 1 der Jahre als Präsident, erschienen auf Deutsch im Penguin Verlag) wesentlich weniger Seiten geplant als es schließlich geworden sind. „Meinen besten Absichten zum Trotz wuchs das Buch in die Länge und Tiefe“, schreibt er im Vorwort des fast 1000 Seiten starken Werks, das damit wesentlich mehr geworden ist als eine Bilanz von Erfolgen und Flops einer der größten amerikanischen Präsidentschaften. Davon darf sich jedoch kein Leser abschrecken lassen. Genauso wie eine Fahrt im „Beast“, dem wohl sichersten Auto der Welt, durchaus komfortabel sein kann, ist auch die Lektüre dieser Aufzeichnungen ein flottes Dahingleiten durch die einzelnen Stationen, die den von Weltverbesserung träumenden Einsiedler zum ersten farbigen Präsidenten der USA geführt haben. Wäre Obama nicht Politiker geworden, so hätte er mit Krimis bestimmt einen Haufen Kohle gemacht. Unsereins hat noch einigermaßen die Geschehnisse im Kopf.

Ein verheißenes Land, Barack Obama, Cover 900

Trotzdem versteht er es, vibrierende Spannung aufzubauen und bis zum erlösenden „Wir haben es geschafft!“ oder einem zerknirschten „Wir sind gescheitert“ das jeweilige Ende der Unternehmungen offen zu halten; angefangen von seinem Wahlkampf über den Recovery Act zur Stimulierung der darniederliegenden Wirtschaft oder seinen Bemühungen um Frieden in Nahost bis zum Versuch der Ausschaltung von Osama bin Laden. Dazu kommen lebendig geschilderte Begegnungen mit den Menschen, die man durch Obama beinahe persönlich kennenlernen darf. An erster Stelle steht seine Familie. Neben seiner Gattin Michelle und den beiden Töchtern Malia und Sasha wird seiner hawaiianischen Großmutter Toot bedeutungsvoll Raum gegeben. Jeder einzelne Berater oder politische Kontrahent wird in einer Kurzbiographie vorgestellt, um deren Meinung oder Verhalten aus ihrem sozialen Umfeld zu erklären.

Bildtext im Feld unter dem Foto

Präsident Barack Obama und Vizepräsident Joe Biden auf demWeg zur Unterzeichnung des Dodd-Frank Wall Street Reform and Consumer Protection Act, 21. Juli 2010.***

Für uns Europäer ist dieses Buch mehr als aufschlussreich für die Politik der USA. Was uns gefiltert durch Korrespondenten und Social Media erreicht, ist herzlich wenig im Vergleich zu dem, was uns Barack Obama an teils unglaublichen Zuständen enthüllt. Was hierzulande als „Obamacare“ gefeiert wurde, ist nichts als die schmähende Bezeichnung seitens der „Tea Party“, einer rechten Randbewegung der Republikaner, seiner Bemühungen um ein Gesundheitssystem für alle. Mit dieser Partei, die in ihren Zielsetzungen an sich diametral zur Einstellung des Demokraten Obama steht, wird sachlich, aber hart abgerechnet.

Deren Senatoren und Kongressabgeordnete sind es, die den Klimawandel leugnen und jedes Gesetz dahingehend blockieren, die illegale Einwanderer als moderne Sklaven benützen, aber dem „Dream Act“ zu deren Legalisierung nicht zustimmen, und die alles gegen einen Präsidenten unternehmen, der nach den Midterm-Wahlen als „Lame Duck“ seine Pläne durchzusetzen muss. An Katastrophen gab es in Obamas Regierungszeit keinen Mangel. Noch unter George W. Bush war die Immobilienblase geplatzt, ständige Bedrohungen durch Terror und verheerende Wirbelstürme hielten ihn auf Trab und zu guter letzt explodierte die Ölbohrplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko und verursachte Umweltschäden von kaum wieder gutzumachenden Ausmaßen.

Als gegen Ende seiner ersten Amtsperiode eine skurrile Figur namens Donald Trump am politischen Parkett erscheint, klingt das wie eine Drohung. Was sich daraus an Gelächter und Schrecken für den Globus entwickelt hat, wird nobel verschwiegen, denn das Buch endet noch vor der Wiederwahl Obamas. Der Ausstieg aus diesen selbstkritischen und mahnenden Erinnerungen ist versöhnlich; es ist ein Blick vom Hubschrauber beim Anflug auf das Weiße Haus auf den Autostrom Washingtons: „Pendler wie du, dachte ich, die es nicht erwarten können, endlich nach Hause zu kommen.

Bildtext im Feld unter dem Foto

Präsident Barack Obama läuft mit dem Familienhund Bo durch den östlichen Säulengang des Weißen Hauses, 15. März 2009.***

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