Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Moritz Mausser, Ensemble © VBW-Deen van Meer

Moritz Mausser, Ensemble © VBW-Deen van Meer

ROCK ME AMADEUS Die Story eines Superstars namens Falco

Alex Melcher, Moritz Mausser, Ensemble © VBW-Deen van Meer

Alex Melcher, Moritz Mausser, Ensemble © VBW-Deen van Meer

Die Hommage an einen jungen Wiener, der mit seiner Musik die Welt begeistert hat.

Hansi Hölzel war, glaubt man dem Buch von Christian Struppeck, schon als Schulbub überzeugt, einst ein großer Popstar zu werden. So beginnt das ihm gewidmete Musical nach dem einleitenden Vorgriff auf sein Begräbnis mit einer Sequenz, in der ein ignoranter Klassenlehrer zum Trottel gemacht wird. Dabei wird übersehen, dass diesem Kind schon mit fünf Jahren bei einem Vorspieltermin an der Wiener Musikakademie das absolute Gehör bescheinigt wurde, eine Tatsache, die eine musikalische Laufbahn eigentlich logisch machte. Die überzeugende Musik (am Pult des Orchesters der VBW steht Carsten Paap) lässt aber gerne diesen Lapsus vergessen, immerhin haben sich Michael Reed als Arrangeur der Falco Hits und Roy Moore der Orchestrierung angenommen. Dazu kommen eine mitreißende Choreographie von Anthony van Laast und ein überwältigendes Bühnenbild von Stephan Prattes, die von Regisseur Andreas Gergen in einer grandiosen Inszenierung umgesetzt wurden.

Moritz Mausser, Martin Enenkel, Ensemble © VBW-Deen van Meer

Moritz Mausser, Martin Enenkel, Ensemble © VBW-Deen van Meer

Tanja Golden, Moritz Mausser, Ensemble © VBW-Deen van Meer

Tanja Golden, Moritz Mausser, Ensemble © VBW-Deen van Meer

Wenn nun die Hauptperson auftritt und im Tonfall des von ihr verehrten Oskar Werner in gepflegtem, etwas hochnäsigem Wienerisch seine Meinung kundtut, glaubt man tatsächlich, Falco vor sich zu haben. Ein derart authentischer Darsteller wie der junge Moritz Mausser musste erst gefunden werden. Er lässt das Publikum den Aufstieg des Falken vom unbekannten Tingeltangel-E-Bassisten bis zum Höhenflug als Number One der Charts in den USA unmittelbar miterleben. Viel Raum wird der Liebe und der folgenden Ehe mit Isabella (Katharina Gorgi) gewidmet.

Falco muss schmerzlich zur Kenntnis nehmen, dass das vermeintlich gemeinsame Kind nicht von ihm ist. Eine Frau hält jedoch eisern zu ihm. Seine Mutter (Shlomit Butbul) ist die Warnerin in seinem Leben, die jedoch bei ihrem Sohn kein Gehör findet. Ihr Hansi ist vielmehr den Produzenten ausgeliefert, so einem gewissen Horst (Andreas Lichtenberger), der ihn auch in einer veritablen Schaffenskrise nicht mit dem Druck, immer neue Hits zu produzieren, verschont. Dass dabei der so österreichisch anmutende Titelsong „Rock Me Amadeus“ aus niederländischer Elternschaft stammt, ist nur eine der vielen staunenswerten Fakten. Die größte Rolle spielt jedoch sein Alter Ego. Die in Gesang ausgetragenen Diskussionen mit Alex Melcher zählen zu den bestens herausgearbeiteten Szenen, da sie einen tiefen, aufschlussreichen Blick in Falcos Seele ermöglichen. An Emotionen wird nicht gespart. Ihren Höhepunkt erreichen sie zweifellos am Ende, wenn Falco mit seinem letzten Song „Out of the Dark“ von einem Leben voll innerer Zerrissenheit Abschied nimmt und, wie es in Wien halt so üblich ist, nach seinem Tod zu ewiger Größe aufsteigt.

Moritz Muasser, Ensemble © VBW-Deen van Meer

Moritz Mausser, Ensemble © VBW-Deen van Meer

Abla Alaoui, Ensemble © Disney

Abla Alaoui, Ensemble © Disney

Der GLÖCKNER von NOTRE DAME Das Disney-Musical frei nach Victor Hugo

David Jakobs (Quasimodo), Ensemble © VBW-Deen van Meer

David Jakobs (Quasimodo), Ensemble © VBW-Deen van Meer

Zwischen Glockenstube, Narrenfest und Wunderhof turnt behände der Buckel des verliebten und wunderschön singenden Quasimodo.

Gleich vorweg: Es gibt kein Happy End. Die Walt Disney-Studios lassen im Zeichentrickfilm die Guten am Leben. Nur der böse Frollo wird in die Tiefe gestürzt. Im Musical sind sowohl Esmeralda als auch Quasimodo dem Tod geweiht. Schuld daran kann nur Peter Parnell sein, er hat das Buch verfasst, das von Michael Kunze getreulich ins Deutsche übersetzt wurde. Bis zum letalen Showdown gibt es reihenweise Songs mit üppiger Musik von Alan Menken und Texten von Stephen Schwartz. Am Pult stand am 18. November 2022 Carsten Paap, der eine nahezu erdrückende Klangpracht aus dem Orchester der Vereinigten Bühnen Wien holte. Grandios ist auch die Bühne (Alexander Dodge). Vor einer der berühmten Fensterrosetten der gotischen Kathedrale wechseln dynamisch die Schauplätze vom heiligen Ort bis in die Spelunken in den finsteren Gassen von Paris. An Glocken wurde nicht gespart und sie werden auch geläutet, fallweise sogar zur Unzeit. Aber damit sind wir schon beim Inhalt dieser traurigen Liebegeschichte zwischen einem Zigeunermädchen und dem verkrüppelten Monster, das von seinem Onkel in den Turm hinauf verbannt wurde.

Cast of Der Glöckner von Notre Dame © Disney

Cast of Der Glöckner von Notre Dame © Disney

Mit mächtigem Bariton lässt Andreas Lichtenberger keinen Zweifel an der bösen Natur seines Erzdiakons Claude Frollo, der unter dem kreuzbestickten Mäntelchen der Frömmigkeit den Fremdenhass und die strikte Ablehnung des fahrenden Volks, angeführt vom gleich listigen wie brutalen Clopin Trouillefou (Mathias Schlung), predigt. Dummerweise verliebt Frollo sich in Esmeralda (Abla Alaoui), ein Zigeunermädchen, das klarerweise seine Zudringlichkeiten ablehnt. Sie ist hübsch, kann verführerisch tanzen und virtuos mit dem Tamburin die Zuschauer begeistern. Höchst angetan von ihr ist auch der Offizier Phoebus de Martin (Dominik Hees), und wäre da nicht dieses geistliche Ekel, würde es auch was mit den beiden. Die arme Kreatur dazwischen ist Quasimodo, mit dem der sportliche Charles Kreische Mitgefühl einfordert, vor allem wenn er mit den singenden „Steinfiguren“ Zwiesprache hält. Bei so viel emotionalem und akustischem Druck sind begeisterte Standing Ovations unvermeidlich.

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