Zwischen Glockenstube, Narrenfest und Wunderhof turnt behände der Buckel des verliebten und wunderschön singenden Quasimodo.
Gleich vorweg: Es gibt kein Happy End. Die Walt Disney-Studios lassen im Zeichentrickfilm die Guten am Leben. Nur der böse Frollo wird in die Tiefe gestürzt. Im Musical sind sowohl Esmeralda als auch Quasimodo dem Tod geweiht. Schuld daran kann nur Peter Parnell sein, er hat das Buch verfasst, das von Michael Kunze getreulich ins Deutsche übersetzt wurde. Bis zum letalen Showdown gibt es reihenweise Songs mit üppiger Musik von Alan Menken und Texten von Stephen Schwartz. Am Pult stand am 18. November 2022 Carsten Paap, der eine nahezu erdrückende Klangpracht aus dem Orchester der Vereinigten Bühnen Wien holte. Grandios ist auch die Bühne (Alexander Dodge). Vor einer der berühmten Fensterrosetten der gotischen Kathedrale wechseln dynamisch die Schauplätze vom heiligen Ort bis in die Spelunken in den finsteren Gassen von Paris. An Glocken wurde nicht gespart und sie werden auch geläutet, fallweise sogar zur Unzeit. Aber damit sind wir schon beim Inhalt dieser traurigen Liebegeschichte zwischen einem Zigeunermädchen und dem verkrüppelten Monster, das von seinem Onkel in den Turm hinauf verbannt wurde.
Mit mächtigem Bariton lässt Andreas Lichtenberger keinen Zweifel an der bösen Natur seines Erzdiakons Claude Frollo, der unter dem kreuzbestickten Mäntelchen der Frömmigkeit den Fremdenhass und die strikte Ablehnung des fahrenden Volks, angeführt vom gleich listigen wie brutalen Clopin Trouillefou (Mathias Schlung), predigt. Dummerweise verliebt Frollo sich in Esmeralda (Abla Alaoui), ein Zigeunermädchen, das klarerweise seine Zudringlichkeiten ablehnt. Sie ist hübsch, kann verführerisch tanzen und virtuos mit dem Tamburin die Zuschauer begeistern. Höchst angetan von ihr ist auch der Offizier Phoebus de Martin (Dominik Hees), und wäre da nicht dieses geistliche Ekel, würde es auch was mit den beiden. Die arme Kreatur dazwischen ist Quasimodo, mit dem der sportliche Charles Kreische Mitgefühl einfordert, vor allem wenn er mit den singenden „Steinfiguren“ Zwiesprache hält. Bei so viel emotionalem und akustischem Druck sind begeisterte Standing Ovations unvermeidlich.