Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Stift Altenburg © Schewig Fotodesign

Eine neue, würdige Heimstätte für die SAMMLUNG ARNOLD

Heroische Landschaft mit Samsons Kampf mit dem Löwen Edmund von Wörndle zu Adelsfried

Ein barocker Schatz bereichert das „Trogerstift“ Altenburg

 

Traurige Mitteilung:

Univ.-Prof. Dr. Konrad Arnold ist am 19. Juli 2019 verstorben.

 

Prof. Dr. Konrad Arnold ist glücklich, seine barocken Gemälde, übrigens die wichtigste Privatsammlung Österreichs, in guter Hand zu wissen. „Man kann sie nun mit entsprechendem Abstand betrachten“, freut er sich, um hinzuzufügen, dass ihm zuhause in der Innsbrucker Wohnung diese Distanz nicht möglich war. Sich von den geliebten Objekten seiner Sammelleidenschaft zu trennen, scheint ihm keinerlei Wehmut zu bereiten. Schließlich ist das Ambiente, das diese Bilder nun umgibt, der wohl würdigste Rahmen für die Kunstwerke. Sie wurden in dieser Zeit geschaffen, als auch Stift Altenburg nach Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg als Brockjuwel des Waldviertels strahlend wiederauferstanden ist. Baumeister war der in Südtirol geborene Paul Troger, von dem natürlich auch in der Sammlung Arnold Werke vertreten sind. Sie sind wie einst der Künstler von Tirol nach Niederösterreich übersiedelt.

Die heilige Margarethe mit dem Drachen, Franz Sebald Unterberger

Dr. Arnold hatte beschlossen, seine Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und dem Stift Altenburg als Schenkung zu vermachen. Im Stift selbst hat man ihr die ehemaligen Wohnräume der kaiserlichen Residenz zur Verfügung gestellt. Die als Studierzimmer der Sängerknaben verwendeten Räume wurden mit nicht geringem Aufwand im wahrsten Sinn des Wortes wieder wohnlich gemacht. Der Stuck leuchtet wieder von der Decke und die Wände, an denen in den dazwischen liegenden Jahrhunderten Malereien angebracht wurden, sind mit fein gearbeiteten Holzwänden verdeckt und damit geschützt, wie Pater Michael, der Prior des Stiftes, bei der Führung verrät. Gemeinsam mit Abt Thomas hat er auch die Schenkung in Empfang genommen und diese sensationelle barocke Galerie mit der Eröffnung am Freitag, den 15. Juni 2018 als neuen Teil den Sehenswürdigkeiten des Stiftes hinzugefügt.

Die Hochzeit von Theseus und Phädra von Johann Georg Platzer © Fotostudio Stanger

Das Bild, das Dr. Konrad Arnold quasi infiziert hat, hängt an einem Ehrenplatz rechts nach dem Eingang in die Ausstellung. Es handelt sich bei der „Heroischen Landschaft mit Samsons Kampf mit dem Löwen“ von Edmund von Wörndle zu Adelsfried zwar um das Werk eines Historienmalers, zeigt aber deutlich barocken Einfluss. Es hing bei seiner Großmutter in dem Raum, in dem er als Vierjähriger schlief. Der dramatische Kampf zwischen dem Mann und der Bestie ängstigte den Buben.

Der Löwe könnte den Kampf gewinnen und dann aus dem Bild heraus auf ihn losgehen. Aber Konrads Phantasie fand in diesem Gemälde auch einen Retter, nämlich ein quer liegendes Felsenmotiv, das er als einen erstarrten Riesen erkannte. Das Kind hoffte, dieser würde im rechten Moment aus seiner Starre erwachen, um ihn vor dem Löwen zu schützen.

Die Liebe zur Malerei war also erwacht und verknüpfte sich später mit der Begeisterung für die Musik. Konrad Arnold studierte Klavier, schlug später aber die Laufbahn eines Juristen ein. Der Kunst blieb er treu, indem er gemeinsam mit seiner Gattin Herta Gemälde um Gemälde ankaufte und sich dabei auf den Barock spezialisierte. Die bekanntesten Meister dieser Zeit ließen sich, so Arnold, auf verschiedenste Weise erwerben: „Es waren Schnäppchen dabei, Entdeckungen im Kunsthandel aber auch Tschacherer, die einen oft abenteuerlichen Preis forderten. Aber immer war es mein persönlicher Wunsch, ein Bild zu besitzen. Mein Zugang war nie berechnend, analytisch oder akademisch.

Die GRablegung Christi nach Raffael

Das teuerste Bild hängt in einer eigens dafür geschaffenen Schatzkammer im Verein mit besonders wertvollen Schöpfungen des Barock wie einem Altarmodello oder einer Marienkrönung. Es handelt sich um die Hochzeit von Theseus und Phädra von Johann Georg Platzer, das in der für diesen Stil typischen Üppigkeit den furchtbaren Angriff von Amazonen auf die feiernde Gesellschaft zeigt.

Ausstellungsansicht

Das waren die Krimis von damals“, lächelt Dr. Arnold und führt zur Bestätigung weiter zu einem Bild, das grausig deutlich den Hals von Johannes zeigt, nachdem er geköpft worden war. Aus den Adern schießt in Strömen Blut, während Salome mit nahezu unanständiger Seligkeit ihre Trophäe, nämlich seinen Kopf, umarmt. Der Sammler hat auch die feinen Auswege entdeckt, mit denen sich die Maler über zu enge moralische Grenzen hinwegsetzen durften. Mit leuchtenden Augen steht er vor einer Darstellung der heiligen Maria Magdalena.

Deren ungeheuer sinnlicher Busen und die schimmernde nackte Haut sind nur mit einer Haarlocke verdeckt. Der beinahe mit erotischer Hinwendung in ihrer Rechten gehaltene Totenschädel ist ein wunderbares Beispiel für den ewigen Gegensatz von Tod und Mädchen, der Künstler bis heute fasziniert. Humoriges findet Dr. Arnold in „Die himmlische Liebe stutzt Amor die Flügel“ von Andreas Brugger und einem eher kleinformatigen Bild von Franz Sebald Unterberger.

Die heilige Margarethe hält spielerisch an einer Leine den Drachen, der wütend faucht und Feuer speit, sich im Übrigen aber durchaus harmlos wie ein Hündchen gibt. Es gibt zu jedem Bild eine Geschichte, aber jedes von ihnen wirkt auch aus sich selbst heraus auf den Betrachter, zumal der Zugang zur Sammlung Arnold wie zur Einstimmung durch die Sala terrena des Stiftes führt, in der neben der prächtigen Bibliothek und der mit unzähligen Engeln bestückten Kirche Barock in seiner schönsten Form zu erleben ist.

Darstellung Jesu im Tempel (Detail) Franz Karl Palko und Werkstatt
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