Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Dss Schiffmuseum am Donauufer im 2. Bezirk

SCHIFFMUSEUM Ahoi! Und ablegen in die Vergangenheit

MS Frédéric Mistral Detail

Sehen und erleben, wie einst sogar der Kaiser auf der Donau gereist ist

Es ist ein schwimmendes Museum, das Kapitän Franz Scheriau an der Hafenzufahrtsstraße gegründet hat. Er selbst spricht von einem Missverständnis, das ihn vor einigen Jahren bewogen hat, seinen Altersitz im Festland Steiermark zu verlassen und ein nahezu zum Wrack verkommenes Schiff aus dem Schwarzen Meer zu holen. Damit begann ein Leben mit und auf historischen Schiffen, und der Käpt´n darf sich seither rühmen, der einzige Wiener zu sein, dessen Hauptwohnsitz auf dem Wasser liegt. Nach mühsamem Kampf gegen alle die Probleme, die ein solches Unternehmen mit sich bringt, dümpelt mittlerweile eine ansehnliche Sammlung von Wasserfahrzeugen an seinen Piers am Ufer des Stroms. Zusammen bildet diese Flotte aus betagten Dampf- und Motorschiffen das „Schiffmuseum Vienna“. Hochgehalten wird dort die Erinnerung an große Zeiten. So weiß Kapitän Scheriau, dass Ende des 19. Jh. Österreich die größte Binnenschifffahrts-Nation der Welt war und Lebensmittel und andere Waren über die Donau in die Haupt- und Residenzstadt Wien geschippert wurden.

Kombüse auf der MS Frédéric Mistral

Mit dem Zerfall der Monarchie 1918 war auch dieses ruhmvolle Kapitel der 1880 gegründeten DDSG zu Ende geschrieben. Das nunmehr zum Kleinstaat geschrumpfte Österreich hatte für die 857 Dampfschlepper und die über 800 Lastkähne mit 470.000 Tonnen Transportkapazität kaum mehr Verwendung. Freilich gibt es bis heute die gemächlich den Strom hinauf tuckernden Schubverbände. Nur wenige führen aber die rotweißrote Flagge. Sie ist den Farben der Staaten gewichen, die einst zum Kaiserreich gehörten und nun selbstbewusst als sogenannte Anrainerstaaten die Donau als praktischen Wasserweg nutzen.

Kapitän Franz Scheriau, Gründer des Schiffmuseums Wien

Der Stolz des Museums ist die „MS Frédéric Mistral“, getauft auf einen französischen Dichter. Gebaut wurde sie 1914 in Holland, was wiederum einen besonderen Grund hatte. Üblicherweise fertigen heimische Werften die österreichischen Schiffe. Da es sich bei diesem Fahrzeug um ein geheimes Inspektionsschiff für Kaiser Franz Joseph I. handelte, wollte man so allzu neugierige Spione austricksen. Damit war es dem Herrscher möglich, inkognito zu reisen und sein Reich auch auf der Donau zu befahren.

Nachdem der Kaiser auf dem damals noch „Columbia“ genannten MS als Passagier ausgefallen war, ereilte es ein durchaus wechselvolles Schicksal. Sein Dasein als Minensuchboot im Schwarzen Meer, havariert durch Kriegsbeschädigungen und im Zweiten Weltkrieg von den Alliierten mit Dynamit vollgepackt, um das Eiserne Tor zu sprengen, um die Nazis an der Durchfahrt zu hindern, überlebte das Schiff deswegen, weil es von der Deutschen Wehrmacht erobert wurde. Danach kam es in den Besitz der russischen Truppen und wurde schließlich von Marschall Tito als Befehlsstand für seine Partisanen genutzt. Die staatliche rumänische Reederei ließ nach dem Krieg das Schiff zusehends verfallen, bis es Kapitän Scheriau, dem „Franz vom Schiff“, gelang, sowohl die Mistral als auch deren Schwesternschiff Pascal zu erwerben.

Mannschaftsraum der MS Frédéric Mistral

Für die Besucher des Schiffmuseums ist es zweifellos spannend, sich in den Bauch der Mistral hinabzuwagen. Staunend betritt man einen Salon und lugt in die „Kaiserkabine“ am Bug, die für den Schlaf des Monarchen komfortabel eingerichtet wurde. Dazu kommen die vielen Kleinigkeiten, die einer Landratte das Alltagsleben auf kleinstem Raum erahnen lassen. Waschraum, Kombüse und Mannschaftskajüte sind freilich mehr als eng, aber bis ins letzte Detail absolut zweckmäßig eingerichtet.

Im alten Zollponton „Kranich“ gibt es dagegen genügend Platz, in der „Captain´s Lounge“ zu relaxen. In diesen schwimmenden Büroräumen logierten seinerzeit die Zollbeamten an der Grenze zum Eisernen Vorhang bei Hainburg. Gerettet wurde auch die letzte Fähre über den Donaukanal.

Sie wurde als Blumenschiff „Zoie“ ganz im Stil und Sinn von Friedensreich Hundertwasser vor seinem Haus im 3. Bezirk mit einem Grasdach begrünt. Um das Erlebnis „Schiffmuseum“ abzurunden, werden Fahrten mit den Schiffen „Josef“ (1949), „Isaac“ (1977) und der alten Dame „Ana“ (1894) angeboten. Auf dieser geht es mit dem Hintern über dem mächtig vibrierenden Motor hinauf zur Reichsbrücke und wieder retour, quasi als Referenz an die große Geschichte der Donauschifffahrt.

Die letzte Fähre vom Donaukanal, das Blumenschiff Zoie
Schiffmuseum Vienna Logo 300

Statistik