Kultur und Weindas beschauliche MagazinDie Zirkusprinzessin, Ensemble © Christian Husar/Bühne Baden DIE ZIRKUSPRINZESSIN als launige Antwort auf Who´s Who?
Wer ist dieser geheimnisvolle Mister X, der in der Manege täglich ein halsbrecherisches Kunststück als Teufelsreiter zeigt? Was veranlasst diesen Mann, als Akrobat regelmäßig sein Leben aufs Spiel zu setzen? Da muss doch mehr hinter dieser Maskerade stecken als nur die Liebe zum Zirkus. Die Librettisten Julius Brammer und Alfred Grünwald haben für die Antwort eine Zeit bemüht, in der noch Adel und damit verbundene Standesdünkel an der Tagesordnung waren. 1926, als „Die Zirkusprinzessin“ von Emmerich Kálmán in Wien uraufgeführt wurde, waren die Titel von Grafen, Fürsten und Prinzen hierzulande bereits einige Jahre abgeschafft. Die Nostalgie war aber noch spürbar und hat sich bis heute gehalten. Den Beweis liefert ein Blick auf Adelsreportagen in unzähligen Hochglanz-Magazinen. Das erklärt auch, warum diese Operette über ein ganzes Jahrhundert seit ihrer Entstehung nichts von ihrem Charme und ihrer Zugkraft eingebüßt hat.
Freilich ist der Hauptgrund für den anhaltenden Erfolg die Musik. Wem die Arie „Zwei Märchenaugen“ nicht direkt ins Herz geht, der ist auch in Baden fehl am Platz. Aber damit versäumen derlei Ignoranten eine Inszenierung, die mit sanfter Bereinigung nicht mehr tragbarer Schwächen im Text diese Operette in altem Glanz und Gloria wieder auferstehen lässt. Regisseurin Isabella Gregor hat mit großem Respekt vor dem Original auf Schwung, Spaß und Unterhaltung gesetzt. Besonders angetan haben es ihr die Verwirrungen um verschiedene Identitäten der handelnden Personen.
Nicht nur Mister X, den Clemens Kerschbaumer in jedem Sinn kraftvoll anlegt und damit keinen Zweifel an einer bedeutenden Persönlichkeit aufkommen lässt, ist ganz wer anderer als er zu sein scheint. Buffo Ricardo Frenzel Baudisch verliebt sich als Toni Schlumberger in die reizende Artistin Miss Mabel Gibson. Er ist der Sohn vom Erzherzog Karl, einem Wiener Hotel, was aber den aus höchstem russischen Adel stammenden Prinz Sergius (Marco di Sapia) dazu verleitet, in aristokratischer Freundschaft mit dem vermeintlichen Habsburger-Spross Unmengen Wodka zu kippen. Toni selbst muss erfahren, dass die angebliche Engländerin eine für den Zirkus unbegabte Wienerin ist. Elisabeth Schwarz verleiht ihrer Mabel nicht nur eine wunderhübsche Stimme, sie wickelt vielmehr ihren Verehrer virtuos um den Finger. Geküsst wird erst nach der Hochzeit.
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