Kultur und Wein

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Die Zirkusprinzessin, Ensemble © Christian Husar/Bühne Baden

Die Zirkusprinzessin, Ensemble © Christian Husar/Bühne Baden

DIE ZIRKUSPRINZESSIN als launige Antwort auf Who´s Who?

Bernhard Zandl, Susanna Hirschler © Christian Husar/Bühne Baden

Bernhard Zandl, Susanna Hirschler © Christian Husar/Bühne Baden

Ein erfrischend heutiger Operettenabend mit Schwung und Glanz von seinerzeit

Wer ist dieser geheimnisvolle Mister X, der in der Manege täglich ein halsbrecherisches Kunststück als Teufelsreiter zeigt? Was veranlasst diesen Mann, als Akrobat regelmäßig sein Leben aufs Spiel zu setzen? Da muss doch mehr hinter dieser Maskerade stecken als nur die Liebe zum Zirkus. Die Librettisten Julius Brammer und Alfred Grünwald haben für die Antwort eine Zeit bemüht, in der noch Adel und damit verbundene Standesdünkel an der Tagesordnung waren. 1926, als „Die Zirkusprinzessin“ von Emmerich Kálmán in Wien uraufgeführt wurde, waren die Titel von Grafen, Fürsten und Prinzen hierzulande bereits einige Jahre abgeschafft. Die Nostalgie war aber noch spürbar und hat sich bis heute gehalten. Den Beweis liefert ein Blick auf Adelsreportagen in unzähligen Hochglanz-Magazinen. Das erklärt auch, warum diese Operette über ein ganzes Jahrhundert seit ihrer Entstehung nichts von ihrem Charme und ihrer Zugkraft eingebüßt hat.

Beppo Binder, Bernhard Zandl © Christian Husar/Bühne Baden

Beppo Binder, Bernhard Zandl © Christian Husar/Bühne Baden

Verena Scheitz, Oliver Baier © Christian Husar/Bühne Baden

Verena Scheitz, Oliver Baier © Christian Husar/Bühne Baden

Freilich ist der Hauptgrund für den anhaltenden Erfolg die Musik. Wem die Arie „Zwei Märchenaugen“ nicht direkt ins Herz geht, der ist auch in Baden fehl am Platz. Aber damit versäumen derlei Ignoranten eine Inszenierung, die mit sanfter Bereinigung nicht mehr tragbarer Schwächen im Text diese Operette in altem Glanz und Gloria wieder auferstehen lässt. Regisseurin Isabella Gregor hat mit großem Respekt vor dem Original auf Schwung, Spaß und Unterhaltung gesetzt. Besonders angetan haben es ihr die Verwirrungen um verschiedene Identitäten der handelnden Personen.

Ricardo Frenzel Baudisch, Elisabeth Schwarz © Christian Husar/Bühne Baden

Ricardo Frenzel Baudisch, Elisabeth Schwarz© Christian Husar/Bühne Baden

Jonas Zeiler © Christian Husar/Bühne Baden

Jonas Zeiler © Christian Husar/Bühne Baden

Nicht nur Mister X, den Clemens Kerschbaumer in jedem Sinn kraftvoll anlegt und damit keinen Zweifel an einer bedeutenden Persönlichkeit aufkommen lässt, ist ganz wer anderer als er zu sein scheint. Buffo Ricardo Frenzel Baudisch verliebt sich als Toni Schlumberger in die reizende Artistin Miss Mabel Gibson. Er ist der Sohn vom Erzherzog Karl, einem Wiener Hotel, was aber den aus höchstem russischen Adel stammenden Prinz Sergius (Marco di Sapia) dazu verleitet, in aristokratischer Freundschaft mit dem vermeintlichen Habsburger-Spross Unmengen Wodka zu kippen. Toni selbst muss erfahren, dass die angebliche Engländerin eine für den Zirkus unbegabte Wienerin ist. Elisabeth Schwarz verleiht ihrer Mabel nicht nur eine wunderhübsche Stimme, sie wickelt vielmehr ihren Verehrer virtuos um den Finger. Geküsst wird erst nach der Hochzeit.

Um eine Heirat unter gefälschten Vorgaben geht es schließlich auch bei der reichen, aber unendlich stolzen Witwe Fürstin Fedora Palinski. Sieglinde Feldhofer hat sowohl Ausstrahlung als auch Stimme, um an die Diven großer Zeiten zu erinnern. Nicht gespart wurde in den komischen Nebenrollen. Susanna Hirschler führt mit großer Energie ihren Zirkus, der sogar einen freundlichen Elefanten aufbietet (Semin Duliman, Yassin Glöckner). Zu ihrem wirbeligen Ensemble aus Clowns und Akrobaten zählen Ballett und Chor; neben dem echten Artisten Bernhard Zandl, der so ganz nebenbei verblüffende Kostproben seines Könnens liefert. Beppo Binder sorgt als Adjutant in der Aufmachung von Kaiser Franz Joseph verlässlich für Heiterkeit. Wenn im dritten Akt Verena Scheitz (Carla Schlumberger) und Oliver Baier als ihr Oberkellner aneinandergeraten, bleibt kein Auge trocken, vor Lachen, dank einer umwerfenden Komik, mit der er vor Angst zitternd seiner grantigen Chefin zu erklären versucht, dass ausgerechnet ihr Sohn eine Dame aus dem Milieu geehelicht hat.

Sieglinde Feldhofer, Clemens Kerschbaumer © Christian Husar/Bühne Baden

Sieglinde Feldhofer, Clemens Kerschbaumer © Christian Husar/Bühne Baden

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