Kultur und Wein

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Cusch Jung (Hercule Poirot) © Nico Moser

Cusch Jung (Hercule Poirot) © Nico Moser

MORD IM ORIENTEXPRESS Fesselndes Bühnenerlebnis für Krimifans

Mord im Orientexpress, Ensemble © Nico Moser

Mord im Orientexpress, Ensemble © Nico Moser

Wenn das Ende auch bekannt ist, Agatha Christies Geniestreich bleibt ungebrochen spannend.

Wer träumt nicht davon, einmal in einem Zug der Wagon-Lits zu reisen. Es ist Luxus der besonderen Art, von seinem kommoden Abteil bestens ausgeschlafen in den Speisewagen zu pilgern, um dort bei feinsten Gerichten gemeinsam mit erlesenen Reisegenossen das Vorbeifliegen verschiedenster Landschaften zu genießen und in angeregten Gesprächen zu vertiefen. Der Orientexpress war einst das Paradebeispiel, um zwischen dem geheimnisvollen Istanbul und der mondänen Stadt Paris auf derlei elegante Weise zu pendeln. Freilich ist auf solch einer Tour ein Mord in einem der Waggons absolut entbehrlich; was aber die gefeierte Krimiautorin Agatha Christie nicht davon abgehalten hat, eben diesen wunderbaren Zug als einen ihrer bekanntesten Tatorte zu beschreiben. Damit das Verbrechen auch verlässlich aufgeklärt wird, lässt sie den belgischen Detektiv, ihren großen Hercule Poirot, in die Passagierliste eintragen.

Sylvia Moss (Prinzessin Dragomiroff), Glenna Weber (Greta Ohlsson), Johannes Huth (Schaffner)

Sylvia Moss (Prinzessin Dragomiroff), Glenna Weber (Greta Ohlsson), Johannes Huth (Schaffner) © Nico Moser

Pamina Lenn (Mary Debenham), Sebastian Achilles (Oberst Arbuthnot) © Nico Moser

Pamina Lenn (Mary Debenham), Sebastian Achilles (Oberst Arbuthnot) © Nico Moser

Es wird nur mehr wenige Freunde dieses blutigen Genres geben, die weder ihren Roman gelesen noch einen der Filme, z. B. mit Peter Ustinov in der Hauptrolle, gesehen haben. Aber es geht ja längst nicht mehr darum zu wissen, wer den als Samuel Edward Ratchett reisenden Entführer und Mörder Cassetti ins Jenseits befördert hat. Der „Mord im Orientexpress“ lässt sich deswegen auch für das Theater wunderbar umsetzen. Die einzelnen Figuren und ihre Anliegen wie Hass und Rache werden speziell auf der Bühne durch den Live-Auftritt ihrer Darsteller unmittelbar spürbar. Den Beweis liefert die Gruppe „ShowSlot“, die bis 15. Juni 2025 mit diesem Stück in der Wiener Stadthalle gastiert. Regisseur Christoph Drewitz lässt diesen Express ungemein rasant durch die Halle F donnern, wobei ihm Adam Nee mit einer raffiniert wandelbaren Ausstattung wertvolle Hilfe leistet. Neben einer namhaften Besetzung wie Sylvia Moss als hochadelige Prinzessin Dragomiroff oder Johannes Huth als umsichtiger Schaffner gibt es zwei Hinweise auf Österreich.

Markus Schöttl, bekannt von zahlreichen Auftritten auf Wiener Bühnen und erster deutschsprachiger Harry Potter in Hamburg, ist Monsieur Bouc, gestresster Manager dieser Bahnlinie. Die auf afrikanische Babys fokussierte Greta Ohlson wird von Glenna Weber gegeben, die zwar in Deutschland geboren ist, einen guten Teil ihrer Arbeit aber hierzulande geleistet hat. Hinter dem schlauen Mann mit dem markanten Schnurrbart steckt Cusch Jung. Es ist berührend ihm dabei zuzuschauen, wenn er am Ende die Täter vorführt, aber aufgrund ihrer Tatmotive sein Sinn für Gerechtigkeit auf eine harte Probe gestellt wird.

Mord im Orientexpress, Ensemble © Nico Moser

Mord im Orientexpress, Ensemble © Nico Moser

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