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Salvador Dalí, Ausstellungsansicht

Salvador Dalí, Ausstellungsansicht

SALVADOR DALÍ Eine Reise mit dem Genie der Imagination

Dance of Time II mit der schmelzenden Uhr

Dance of Time II mit der schmelzenden Uhr

Im Studio F ist die Faszination von anderen Wirklichkeiten unmittelbar zu erleben

Wenn das Stichwort Surrealismus fällt, denken die meisten zuerst wohl an den einen, den größten dieser Kunstrichtung: Salvador Dalí. Der markante Schnurrbart ist das Markenzeichen dieses Künstlers, der weit mehr als nur Maler war. Er war selbst das Kunstwerk, aus dem Skulpturen, Filme, Gedichte, Möbeldesigns oder Filme entstanden sind. Einen Eindruck dieser Vielseitigkeit, mit der Dalí seine völlig unserer „normalen“ Wahrnehmung entrückte Welt reale Gestalt werden ließ, vermittelt auf eindringliche Weise eine ihm gewidmete Ausstellung im Studio F der Wiener Stadthalle (bis 12. Oktober 2025).

Salvador Dalí, Ausstellungsansicht

Salvador Dalí, Ausstellungsansicht

Salvador Dalí, Ausstellungsansicht

Salvador Dalí, Ausstellungsansicht

Allein das Dunkel des Untergeschosses lässt bereits eine Ahnung davon aufkommen, was die Besucher erwartet. Es erfüllt die Eintretenden mit einer bangen Erwartung vor Frauen, aus denen Schubladen wachsen, oder Uhren, die müde von der Zeit über die Äste eines verdorrten Baumes fließen. Dalí selbst wird zum Erklärer seiner Kunst, wenn an der schwarzen Wand in leuchtenden Großbuchstaben zu lesen ist: SURREALISMUS IST DESTRUKTIV, ZERSTÖRT ABER NUR, WAS ER FÜR EINE EINSCHRÄNKUNG UNSERER VORSTELLUNGSKRAFT HÄLT.“ Unterstrichen wird diese aufschlussreiche Ansage durch Werke, die bisher kaum in Museen zu sehen waren. Über 150 Arbeiten stammen aus der Privatsammlung von Beniamino Levi, einem engen Vertrauten Dalís und Gründer des Dalí Universe.

Michelins Sklave, 1966, Bronze, Wachsausschmelzverfahren

Michelins Sklave, 1966, Bronze, Wachsausschmelzverfahren

Muletas Lampe, Mae West Lips Sofa

Muletas Lampe, Mae West Lips Sofa

Zum genauen Hinschauen laden die Zeichnungen ein, die Dalí als Illustrationen für literarische Werke geschaffen hat. Es ist der Strich, der trotz seiner Klarheit einen irritierenden Inhalt vermittelt und zum Sinnieren anregt. Dazwischen thronen fantastische Plastiken auf ihren Sockeln.

Aus Bronze ist der „Mann mit dem Schmetterling“, der erstmals in der berühmten Tarot-Serie auftaucht und die Karte „Der Teufel“ darstellt. Es ist die Figur, die in das Unbekannte stürzt, während sie einen Schmetterling in die Höhe hält. Den Schmuckdesigner Dalí verrät die Miniatur „Dance of Time II“, in der die schmelzende Uhr förmlich zu tanzen beginnt. Sie besteht aus 18karätigem Gold und ist mit Diamanten und Rubinen besetzt. Mit dem Sofa als Lippenpaar und „Muletas Lampe“ wurden alltägliche Gegenstände in surreale Objekte verwandelt und so auch die Meublage ins Reich der Träume verlegt. Der Abschluss dieses Rundgangs vermag die gewonnenen Eindrücke noch zu vertiefen. Mit einer VR-Brille taucht man tief in das Herz von Dalís Fantasiewelt ein, um immer wieder auf den Künstler persönlich zu treffen und unter dessen Anleitung zu hochbeinigen Elefanten oder aus Steinplatten brechenden Bäumen geführt zu werden und auf das Reich einer Überwirklichkeit auch nach dem Verlassen der Ausstellung neugierig zu bleiben.

vorne: Toreador Halluzinogen, hinten: Grafiken

vorne: Toreador Halluzinogen, hinten: Grafiken

Cusch Jung (Hercule Poirot) © Nico Moser

Cusch Jung (Hercule Poirot) © Nico Moser

MORD IM ORIENTEXPRESS Fesselndes Bühnenerlebnis für Krimifans

Mord im Orientexpress, Ensemble © Nico Moser

Mord im Orientexpress, Ensemble © Nico Moser

Wenn das Ende auch bekannt ist, Agatha Christies Geniestreich bleibt ungebrochen spannend.

Wer träumt nicht davon, einmal in einem Zug der Wagon-Lits zu reisen. Es ist Luxus der besonderen Art, von seinem kommoden Abteil bestens ausgeschlafen in den Speisewagen zu pilgern, um dort bei feinsten Gerichten gemeinsam mit erlesenen Reisegenossen das Vorbeifliegen verschiedenster Landschaften zu genießen und in angeregten Gesprächen zu vertiefen. Der Orientexpress war einst das Paradebeispiel, um zwischen dem geheimnisvollen Istanbul und der mondänen Stadt Paris auf derlei elegante Weise zu pendeln. Freilich ist auf solch einer Tour ein Mord in einem der Waggons absolut entbehrlich; was aber die gefeierte Krimiautorin Agatha Christie nicht davon abgehalten hat, eben diesen wunderbaren Zug als einen ihrer bekanntesten Tatorte zu beschreiben. Damit das Verbrechen auch verlässlich aufgeklärt wird, lässt sie den belgischen Detektiv, ihren großen Hercule Poirot, in die Passagierliste eintragen.

Sylvia Moss (Prinzessin Dragomiroff), Glenna Weber (Greta Ohlsson), Johannes Huth (Schaffner)

Sylvia Moss (Prinzessin Dragomiroff), Glenna Weber (Greta Ohlsson), Johannes Huth (Schaffner) © Nico Moser

Pamina Lenn (Mary Debenham), Sebastian Achilles (Oberst Arbuthnot) © Nico Moser

Pamina Lenn (Mary Debenham), Sebastian Achilles (Oberst Arbuthnot) © Nico Moser

Es wird nur mehr wenige Freunde dieses blutigen Genres geben, die weder ihren Roman gelesen noch einen der Filme, z. B. mit Peter Ustinov in der Hauptrolle, gesehen haben. Aber es geht ja längst nicht mehr darum zu wissen, wer den als Samuel Edward Ratchett reisenden Entführer und Mörder Cassetti ins Jenseits befördert hat. Der „Mord im Orientexpress“ lässt sich deswegen auch für das Theater wunderbar umsetzen. Die einzelnen Figuren und ihre Anliegen wie Hass und Rache werden speziell auf der Bühne durch den Live-Auftritt ihrer Darsteller unmittelbar spürbar. Den Beweis liefert die Gruppe „ShowSlot“, die bis 15. Juni 2025 mit diesem Stück in der Wiener Stadthalle gastiert. Regisseur Christoph Drewitz lässt diesen Express ungemein rasant durch die Halle F donnern, wobei ihm Adam Nee mit einer raffiniert wandelbaren Ausstattung wertvolle Hilfe leistet. Neben einer namhaften Besetzung wie Sylvia Moss als hochadelige Prinzessin Dragomiroff oder Johannes Huth als umsichtiger Schaffner gibt es zwei Hinweise auf Österreich.

Markus Schöttl, bekannt von zahlreichen Auftritten auf Wiener Bühnen und erster deutschsprachiger Harry Potter in Hamburg, ist Monsieur Bouc, gestresster Manager dieser Bahnlinie. Die auf afrikanische Babys fokussierte Greta Ohlson wird von Glenna Weber gegeben, die zwar in Deutschland geboren ist, einen guten Teil ihrer Arbeit aber hierzulande geleistet hat. Hinter dem schlauen Mann mit dem markanten Schnurrbart steckt Cusch Jung. Es ist berührend ihm dabei zuzuschauen, wenn er am Ende die Täter vorführt, aber aufgrund ihrer Tatmotive sein Sinn für Gerechtigkeit auf eine harte Probe gestellt wird.

Mord im Orientexpress, Ensemble © Nico Moser

Mord im Orientexpress, Ensemble © Nico Moser

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