Kultur und Weindas beschauliche MagazinBarockstift Altenburg STIFT ALTENBURG Ein Doppeljubiläum als Grund zum Feiern
Seit 880(!) Jahren leben Mönche auf diesem Felsenplateau über dem Kamptal. Ihr Kloster war vom ersten Tag an ein Ort, von dem Kultur und Spiritualität ausstrahlte, die das umgebende Waldviertel in nicht geringem Maße prägte. Betritt man heute die wunderschöne und wohnliche Anlage, kann man sich schwer vorstellen, wie damals das Leben in einer Gegend, die ihren Bewohnern nichts ersparte, gemeistert wurde. Kalte Winter, karge Böden und feindselige Übergriffe waren der Alltag von Patres, die gemäß der Regel des Heiligen Benedikt gemeinsam beteten, auf ihren Feldern und Weingärten arbeiteten und nicht zuletzt in den Schriften einer bescheidenen Bibliothek zu ihrer Erbauung lasen. Gräfin Hildburg hatte Altenburg gut bestiftet, um den ersten zwölf Mönchen in der Abgeschiedenheit des Nordwaldes das Überleben zu sichern. Mit den Schwedenkriegen brach jedoch die große Katastrophe über das Kloster herein. Es wurde niedergebrannt und gänzlich verwüstet. An ein Aufgeben dachte jedoch niemand. Über dem Schutt des alten Gebäudes wurde im Stil der damaligen Zeit ein neues Zuhause für die Benediktiner erbaut. Die Äbte Benedikt Leiß und Maurus Boxler entschieden sich für das Barock, das unter Abt Placidus Much von Baumeister Josef Munggenast und dem Maler Paul Troger in der bis heute bestehenden „himmlischen“ Pracht umgesetzt wurde. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts blieben die Reste des ursprünglichen Klosters unter den barocken Mauern verborgen. Erst als Abt Bernhard Naber 1983 Archäologen engagierte und die mittelalterliche Anlage freilegen ließ, zeigte sich die Sensation schlechthin. Es fand sich das „Kloster unter dem Kloster“, das 1984, also vor 30 Jahren, erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Besucher dürfen tief in die Geschichte von Stift Altenburg eintauchen. Über dem Ossarium mit den Gebeinen der verstorbenen Mönche wurde um 1308 eine dem heiligen Vitus geweihte Kapelle errichtet, die bis Ende des 18. Jahrhunderts als Grablege der Konventualen verwendet wurde. Von dort erreicht man unter der „aussichtsreichen“ Altane weitere Räumlichkeiten des alten Klosters. Es fanden sich ein Kachelofen und Reste einer Heizungsanlage, was jedoch nicht zur Annahme verleiten darf, dass es die Mönche kuschelig warm gehabt hätten. Sie arbeiteten auch bei grausam eisigen Temperaturen im Skriptorium, erkennbar an den Büchernischen, trafen sich regelmäßig im Kapitelsaal und verbrachten ihre Gebetsstunden im Kreuzgang. Er wurde zur Gänze freigelegt und atmet über die Zeiten hinweg spürbar fromme Beschaulichkeit. Dank des Schutzes, den der Schutt den Wänden bot, haben sich bunte Wandmalereien erhalten, die eindrucksvoll die Theorie widerlegen, dass die Gotik farblos grau gewesen wäre.
Anlässlich der beiden Jubiläen (880 Jahre Stift Altenburg, 30 Jahre Kloster unter dem Kloster) darf mit großem Besucherinteresse gerechnet werden. Man ist bestens darauf vorbereitet. So wurde zur Vertiefung der Besinnlichkeit das Künstlerpaar Birgit und Peter Kainz engagiert.
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