Kultur und Wein

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Samt und Seide, Ensemble © Andreas Svirak

Samt und Seide, Ensemble © Andreas Svirak

ARSCHIN MAL ALAN, SAMT & SEIDE als Liebeserklärung auf Aserbaidschanisch

James Park (Äsgär), Bianca Basler (Gültschöhra) © Andreas Svirak

James Park (Äsgär), Bianca Basler (Gültschöhra) © Andreas Svirak

Fashion Week in Baku mit traditionellen Klängen zwischen Operette & Musical

Vor 140 Jahren wurde der Komponist Üsejir Hadschibäjlis in Aserbaidschan geboren. Ungewöhnlich für das von der schiitischen Richtung des Islam dominierten Landes baute er mit seiner Musik Brücken von Vorderasien in den Westen. Dazu zählt auch die Operette „Arschin mal alan“. Sie erzählt eine Liebesgeschichte à la Romeo und Julia, jedoch mit einem Happy End. Zwei seit Generationen verfeindete Clans aus der Textilbranche finden durch die rührende Beharrlichkeit zweier junger Menschen zu einander. Die Musik von Hadschibäjlis ist nun auch in Wien und in der Gegenwart angekommen. Regisseurin Rita Sereinig hat die Handlung mit einem flotten Musical in die Gegenwart gebeamt; mit allem Drum und Dran wie Social Media, internationalen Reporterscharen und einem Ballett auf dem Catwalk. Nicht nur in Mailand, Paris und New York City, auch in der Hauptsstadt Baku gibt es eine Fashion Week, an der ein Newcomer aus der einen Familie inkognito den großen Durchbruch mit seinen Kreationen just in der Veranstaltung des Gegners feiert. Dass sich dessen Tochter unsterblich in den geheimnisvollen Modeschöpfer verliebt, ist nichts als eine spannende Draufgabe dieser interkulturellen Begegnung.

David Mannhart (Väli), Murielle Stadlmann (Tante Dschahan), James Park (Äsgär), Lukas Karzel

David Mannhart (Väli), Murielle Stadlmann (Tante Dschahan), James Park (Äsgär), Lukas Karzel (Süleyman) © Andreas Svirak

Lucia Miorin (Telli), Bianca Basler (Gültschöhra), Caroline Hat (Asya) © Andreas Svirak

Lucia Miorin (Telli), Bianca Basler (Gültschöhra), Caroline Hat (Asya) © Andreas Svirak

Das Theater Akzent war Schauplatz der Premiere, bei der Michael Schnack die musikalische Leitung innehatte. Leider war das wackere Orchester, das live das Ensemble begleitete, erst beim Schlussapplaus zu sehen. Von Schnack stammen auch die deutschen Songtexte (Übersetzung: Elgün Niftali), die sich die einzelnen Nummern einträchtig mit Aserbaidschanisch teilen.

Bianca Basler als liebreizende Gültschöhra, Tochter des knallharten Stofffabrikanten Soltan Bey (Ramin Dustar) oder ihr Herzblatt Äsgär (Musicalstar James Park) switchen virtuos zwischen den einander doch sehr unähnlichen Sprachen. Murielle Stadlmann darf selbstlos als betuliche und dennoch vitale Tante Dschahan ihre Komik ausspielen, während Lukas Karzel den auf allen aktuellen Kanälen surfenden Influencer Süleyman gibt. Da in einem solchen Fall eine Hochzeit nicht genug ist, verknallen sich ausnahmslos alle Beteiligten in ein heiratswilliges Gegenüber. Dazu zählen auch Gültschöhras Freundinnen Asya (Caroline Hat) und Telli (Lucia Miorin) oder David Mannhart als Äsgärs fröhlicher Assistent Väli. Zu verdanken ist diese neue musicalische Bekanntschaft über die Grenzen hinweg dem Aserbaidschanischen Kulturzentrum, das seinem großen Sohn Üsejir Hadschibäjlis damit ein postumes Geschenk zu seinem runden Geburtstag und uns dank fleißig bespielter Videowände als Kulissen einen bunten Besuch in dessen Heimat beschert hat.

Hotelpage mit Tante Dschahans heißem Fahrrad © Andreas Svirak

Hotelpage mit Tante Dschahans heißem Fahrrad © Andreas Svirak

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