Kultur und Wein

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Ausstellungsansicht Theatermuseum © KHM-Museumsverband

Ausstellungsansicht Theatermuseum © KHM-Museumsverband

MODE FÜR DIE BÜHNE Zeichnungen von Monika von Zallinger

Kostümentwurf Monika von Zallinger Eine Nacht in Venedig (Johann Strauss Sohn) Volksoper, Wien, 1989

Kostümentwurf Monika von Zallinger Eine Nacht in Venedig (Johann Strauss Sohn) Volksoper, Wien, © KHM-Museumsverband

Kunstwerke als Erinnerungen an große Inszenierungen

Kostümentwürfe sind an sich Arbeitsmittel für die Theaterwerkstätten. Meistens sind es Skizzen, deren Information für die Schneiderinnen ausreichend ist, um das Ensemble den Vorstellungen des Regisseurs entsprechend einkleiden zu können. Weit über den Entwurfscharakter hinaus gehen jedoch die Zeichnungen der Kostüm- und Bühnenbildnerin Monika von Zallinger. Rudi Risatti vom Theatermuseum erzählt mit Vergnügen von seiner ersten Begegnung mit dieser Grand Dame der Ausstattung. Monika von Zallinger war bei ihm erschienen, um dem Museum ihren Bestand an Kostümzeichnungen anzubieten. Bei einem Besuch in ihrer Wohnung hatte sie die großformatigen Blätter auf dem Boden aufgelegt. Risatti erkannte auf den ersten Blick, dass jede dieser Zeichnungen ein eigenständiges Kunstwerk war. Ein gekonnter Strich und die fantasievolle Anordnung der Personen ließen die Szenen der jeweiligen Stücke lebendig werden. Von Zallinger hatte an eine Schenkung gedacht. 400 dieser grandiosen Entwurfszeichnungen gehören seit 2021 somit dem Theatermuseum. Aus der verständlichen Begeisterung ist mittlerweile eine Ausstellung entstanden, die gemeinsam von der Künstlerin und dem Kurator gestaltet wurde. Der Titel „Mode für die Bühne. Monika von Zallinger. Kostümzeichnungen“ (bis 6. November 2023) verrät jedoch nur wenig über die Faszination, die von den Werken und dem dazu in lebensgroßen Figurengruppen geschaffenen Rahmen ausgehen.

Kostümentwurf Monika von Zallinger Die Kluge (Karl Orff) Staatstheater am Gärtnerplatz, München

Kostümentwurf Monika von Zallinger Die Kluge (Karl Orff) Staatstheater am Gärtnerplatz, München, 1995 © KHM-Museumsverband

Kostümentwurf Monika von Zallinger Schattenlinie (Tankred Dorst) Akademietheater, Wien, 1986

Kostümentwurf Monika von Zallinger Schattenlinie (Tankred Dorst) Akademietheater, Wien, 1986 © KHM-Museumsverband

Die in Salzburg geborene Monika von Zallinger wurde zunächst als Gebrauchsgrafikerin ausgebildet. Bald wurde sie jedoch zur freischaffenden Künstlerin, die sich um Aufträge seitens der maßgeblichen Bühnen Europas nicht zu sorgen brauchte. Ihr Weg führte sie über die großen Häuser in München u. a. nach Hamburg, Berlin, Dresden, Leipzig und Wien. Dazu kamen Ausflüge nach Amsterdam, Athen, Basel, Mailand, Triest, Venedig und Zürich.

Sie selbst erinnert sich gern an dieses Leben voller Reisen, aber auch an ihre Lehrtätigkeit an Max Reinhard Seminar, an die Überreichung des Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien und an die Zusammenarbeit mit bedeutenden Regisseuren. Dazu zählt auch die Oper „Hoffmanns Erzählungen“ 1996 an der Bayerischen Staatsoper, inszeniert von Otto Schenk, dem Monika von Zallinger noch heute Rosen streut. Die von ihr gewandeten Figuren haben in dieser Ausstellung nach vielen Jahrzehnten wieder ihren großen Auftritt, egal ob bei Mozarts „Le nozze di Figaro“ an der Semperoper oder der heute wieder unbekannten Oper „Daniel“, deren Uraufführung 1994 am Staatstheater am Gärtnerplatz gefeiert wurde, der Komödie „Katzenzungen“ 2002 in der Josefstadt und „Eine Nacht in Venedig“ an der Volksoper Wien 1989. Dem Gedächtnis der Besucher wird erfreulicherweise auf die Sprünge geholfen, denn bei jeder der 13 gezeigten Produktionen bietet ein Theaterzettel die dem Betrachter nützlichen Informationen mit Stücktitel, Jahreszahl, Regie und dem auf den Zeichnungen verewigten Ensemble.

Ausstellungssujet © Theatermuseum

Ausstellungssujet, Theatermuseum © KHM-Museumsverband

Austropop, Ausstellungsansicht

Austropop. Von Mozart bis Falco, Ausstellungsansicht

AUSTROPOP Musik - populär, subversiv und kritisch

Ausstellungsansicht, Räume 4 & 5 © KHM-Museumsverband

Ausstellungsansicht, Café Hawelka © KHM-Museumsverband

Von Mozart bis Falco, eine Ausstellung zu Musik made in Austria

„I am from Austria“ lässt sich so schön aus voller Kehle mitgrölen, wenn es gilt, dem nicht austriakischen Rest der Urlauber in der Strandbar oder der Schihütte unsere Herkunft lautstark zu vermitteln. Rainhard Fendrich hat uns damit ja wirklich eine heimliche Hymne geschrieben, ähnlich dem guten Strauß-Schani, der uns den Donauwalzer geschenkt hat. Im Gegensatz zum Walzerkönig darf sich der Liedermacher Fendrich durchaus als Austropopper fühlen, immerhin war er Teil von „Austria 3“, neben Wolfgang Ambros und dem leider viel zu früh verstorbenen Schurli Danzer. Aber schon dabei entzünden sich heiße Diskussionen, was denn nun unter Austropop zu verstehen ist. Im Theatermuseum versucht eine Ausstellung (bis 4. September 2023) Antworten darauf zu geben. Direktorin Dr. Marie-Theres Arnborn hat mit dem Kuratorenteam Ilse Eichberger, Roland Fischer-Briand, Daniela Franke, Christiane Mühlegger-Henhapel, Karin Neuwirth, Rudi Risatti und Angela Sixt den so populären Begriff abgeklopft und ist zu erstaunlichen Ergebnissen gekommen. „Von Mozart bis Falco“ lautet demnach auch der vollständige Titel. Die damit vorgegebene Reiseroute führt vom Rebell Wolfgang Amadé über Bühnenstars wie Nestroy oder Schikaneder bis zum Neujahrskonzert, das Frau Dr. Arnborn freiweg als das wohl größte Popkonzert unseres Landes bezeichnet. Man muss dazu nur in den Spiegel der Zeit blicken, um Verbindungen zu den Hits von Falco und dessen Zeitgenossen herzustellen.

Johann Strauß und sein Orchester © KHM-Museumsverband

Johann Strauß und sein Orchester © KHM-Museumsverband

Austropop. Von Mozart bis Falco, Ausstellungsansicht

Austropop. Von Mozart bis Falco, Ausstellungsansicht

Für Schauerlebnis ist üppig gesorgt. Sam Madwar, an sich Bühnenbildner, hat die schräge Welt dieser Popstars in den sieben Sälen des Museums nachgebaut und die entsprechende Stimmung geschaffen; von verrauchten Kellerlokalen, dem abgewetzten Plüsch des legendären Café Hawelka und Scheinwerfer bestrahlten Konzertbühnen, auf denen Besucher zu Karaoke eingeladen werden.

Mit einigem guten Willen sind auch die lesenswerten Informationen zu entdecken, beispielsweise die frühen Ausflüge so manchen Austropoppers in die Theaterszene, die Verbindung zum Sport, aber auch die Probleme, die einige der erfolgreichsten Protagonisten mit Alkohol und Drogen hatten. Nicht uninteressant ist die „Hassliebe“ der Dialektsänger zum populärsten österreichischen Radiosender Ö3. Ausgerechnet der derzeitige Direktor der Staatsoper, Bogdan Roščić, soll dafür verantwortlich gewesen sein, dass Austropop nicht mehr weitreichend gesendet wurde. Sich ausführlich g´scheit machen darüber kann man in der Publikation, die zur Ausstellung erschienen ist, ebenso über den Mulatschag im Café Passé oder Arik Brauer als Popstar wider Willen, wie Danielle Spera eingehend ausführt. Dass Sisi ebenso wie Franz Schubert Platz im Austropop haben und Mannerschnitten die erste Gage von Marianne Mendt waren, ist ebenso spannende Lektüre wie die Suche nach Christian Kolonovits, ohne dessen musikalisches Genie so mancher Hit bei Weitem nicht derart ansprechend in die Rillen gelangt wäre.

Marianne Mendt in "Die Landstreicher" Foto: Josef Palffy Theatermuseum © KHM-Museumsverband

Marianne Mendt in "Die Landstreicher" Foto: Josef Palffy Theatermuseum © KHM-Museumsverband

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