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Johann Strauss - Die Ausstellung, Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband, Theatermuseum,

Johann Strauss - Die Ausstellung, Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband, Theatermuseum, Foto: Jonas Thiller

JOHANN STRAUSS – DIE AUSSTELLUNG Eine Jackentasche voller Walzermotive

Johann Strauss - Die Ausstellung, Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband, Theatermuseum

Johann Strauss - Die Ausstellung, Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband, Theatermuseum, Foto: Jonas Thiller

Eine Schau, die viel Neues zur Person und Firma eines Genies der Tanzmusik bietet.

Autographe, Theaterzettel und andere Musikalien des Walzerkönigs sind längst Teil des „Gedächtnisses der Menschheit“ und werden sorgsam im Register der UNESCO aufgelistet. Gewacht wird darüber in der Wienbibliothek des Rathauses. Für das Theater Museum wurden nun ausgewählte Objekte freigegeben. Anlass ist die von Karin Neuwirth und Thomas Aigner kuratierte Ausstellung, die unser aller Strauss-Schani anlässlich seines 200. Geburtstages ausgerichtet wurde. Neben der Mehrzahl an Exponaten aus dem Fundus des Museums und einer Reihe von Archiven wird bisher Unbekanntes über den Jubilar bis 23. Juni 2025 allgemeinem Staunen vor Augen geführt. Vielleicht gelingt es dabei der einen oder dem anderen eine Ahnung von diesem Geheimnis zu erhaschen, das hinter dem Phänomen Johann Strauss Sohn und der ungebrochenen Faszination seiner Musik steht.

Originalpartitur "Die Fledermaus" (aufgeschlagen) von Johann Strauss © Wienbibliothek im Rathaus

o.: Originalpartitur "Die Fledermaus" (aufgeschlagen) von Johann Strauss © Wienbibliothek im Rathaus, Wien Foto: KHM-Museumsverband

r.: Fächer mit der Abbildung des Theaterzettels zur Operette "Indigo und die 40 Räuber" von Johann Strauss Theater an der Wien, 1871 © KHM-Museumsverband, Theatermuseum

Fächer mit der Abbildung des Theaterzettels zur Operette "Indigo und die 40 Räuber"

Für Leute, die zu den fünfzeiligen Linien auf Notenblättern eine innigere Beziehung als nur passiv Musik hörende Genießer haben, ist mit Garantie die Originalpartitur der Operette „Die Fledermaus“ ein spezieller Anziehungspunkt. Auf den beiden aufgeschlagenen Seiten schaut man dem Komponisten über die Schulter. Ein für ihn unbefriedigender Schluss wurde energisch durchgestrichen. Der geglückte Rest ist allerdings nicht zu sehen, nur die klare, gut leserliche Handschrift, mit der die Noten auf das Papier scheinbar geflogen sind. Ehrfürchtig steht man vor der Taschenuhr mit Kette, die Eisenstein bei der Uraufführung 1874 an seine maskierte Gattin Rosalinde mit fröhlichem Tik Tak verspielt hat. Inhalt ist die Rache des Dr. Falke, der als Fledermaus nicht gerade bella figura gemacht und sich dabei blamiert hat. Zwei Entwürfe zu diesem verhängnisvollen Kostüm fanden sich im Museum und zeigen deutlich den jeweiligen Geschmack dieses bisher zu allen Zeiten eifrig aufgeführten Meisterwerks.

Die drei Lieblingsstellungen des Kapellmeisters Strauß Karikatur aus der satirischen Zeitschrift

Die drei Lieblingsstellungen des Kapellmeisters Strauß Karikatur aus der Zeitschrift Kikeriki, 25.2.1864 © Österreichische Nationalbibliothek, Wien

Ein Faszinosum, das Johann Strauss die Massen mitreißen ließ, war seine Art zu dirigieren. Eine Karikatur aus der satirischen Zeitschrift „Kikeriki“ zeigt dessen drei Lieblingsstellungen und lag damit gar nicht so falsch. Er war, wie eine russische Musikzeitschrift es formulierte, „ein Tiger des Walzers“, der seine Posen von Jugend an penibel vor dem Spiegel einstudierte, so lange, bis er ein „Vorgeiger par excellence“ war. Sein Ideenreichtum für neue Melodien war schier unerschöpflich.

So hieß es, er hätte jederzeit die schönsten Walzermotive aus seiner Jackentasche ziehen können, um sie in Rekordzeit in einen Walzer zu verwandeln. Zu diesem Übermaß an Inspiration, verbunden mit der virtuosen Beherrschung des kompositorischen Handwerks, gesellte sich ein überragendes Talent als Geschäftsmann. Johann Strauss war nach heutigen Begriffen CEO einer bestens aufgestellten Firma, die von den Brüdern Joseph und Eduard wie von seinen Frauen unter seiner nicht immer einfühlsamen Führung betrieben wurde. Doch um dazu und zu seinem Leben die Hintergründe zu erfahren, ist die zur Ausstellung erschienene Publikation angeraten. Das in „Johann Strauss. Ein Leben für die Musik“ in kurzweiligen Texten aufbereitete Wissen sollte im günstigsten Fall den Rundgang durch das Œuvre des Jahresregenten begleiten. Es liefert die Geschichten zum Erschauten, das dank einer zugänglichen Gestaltung überdies an Hörinseln und einer Orchestrierstation spielerisch vertieft werden kann.

Johann Strauss,  1888, Museen der Stadt Wien, Wien Museum © Foto: TimTom, Wien Museum

Johann Strauss, 1888, Museen der Stadt Wien, Wien Museum © Foto: TimTom, Wien Museum

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