Kultur und Weindas beschauliche MagazinAustropop. Von Mozart bis Falco, Ausstellungsansicht AUSTROPOP Musik - populär, subversiv und kritisch
„I am from Austria“ lässt sich so schön aus voller Kehle mitgrölen, wenn es gilt, dem nicht austriakischen Rest der Urlauber in der Strandbar oder der Schihütte unsere Herkunft lautstark zu vermitteln. Rainhard Fendrich hat uns damit ja wirklich eine heimliche Hymne geschrieben, ähnlich dem guten Strauß-Schani, der uns den Donauwalzer geschenkt hat. Im Gegensatz zum Walzerkönig darf sich der Liedermacher Fendrich durchaus als Austropopper fühlen, immerhin war er Teil von „Austria 3“, neben Wolfgang Ambros und dem leider viel zu früh verstorbenen Schurli Danzer. Aber schon dabei entzünden sich heiße Diskussionen, was denn nun unter Austropop zu verstehen ist. Im Theatermuseum versucht eine Ausstellung (bis 4. September 2023) Antworten darauf zu geben. Direktorin Dr. Marie-Theres Arnborn hat mit dem Kuratorenteam Ilse Eichberger, Roland Fischer-Briand, Daniela Franke, Christiane Mühlegger-Henhapel, Karin Neuwirth, Rudi Risatti und Angela Sixt den so populären Begriff abgeklopft und ist zu erstaunlichen Ergebnissen gekommen. „Von Mozart bis Falco“ lautet demnach auch der vollständige Titel. Die damit vorgegebene Reiseroute führt vom Rebell Wolfgang Amadé über Bühnenstars wie Nestroy oder Schikaneder bis zum Neujahrskonzert, das Frau Dr. Arnborn freiweg als das wohl größte Popkonzert unseres Landes bezeichnet. Man muss dazu nur in den Spiegel der Zeit blicken, um Verbindungen zu den Hits von Falco und dessen Zeitgenossen herzustellen.
Für Schauerlebnis ist üppig gesorgt. Sam Madwar, an sich Bühnenbildner, hat die schräge Welt dieser Popstars in den sieben Sälen des Museums nachgebaut und die entsprechende Stimmung geschaffen; von verrauchten Kellerlokalen, dem abgewetzten Plüsch des legendären Café Hawelka und Scheinwerfer bestrahlten Konzertbühnen, auf denen Besucher zu Karaoke eingeladen werden.
CHRISTINE DE GRANCY Fotos vom Bühnen-Auftritt der Fotografin
Mercedes Echerer weiß als Schauspielerin zu gut, wie vergänglich die Momente sind, in denen sie von ihrer Rolle überwältigt Großtaten geleistet hat. Es wird applaudiert, gelacht, eventuell geweint, aber wenn der Vorhang gefallen ist, dann ist das alles bestenfalls noch Erinnerung. Vielleicht spricht das Publikum noch eine Weile von diesem unvergleichlichen Erlebnis, die Darstellerin selbst mag davon noch ihren Enkelkindern erzählen, aber was ist davon sonst übrig geblieben? Damit wird auch Echerers Verehrung für Christine de Grancy verständlich. Die heute 80jährige Fotografin hat den richtigen Augenblick festgehalten, hat gerade dann auf den Auslöser gedrückt, wenn Mimik, Geste und persönlicher Ausdruck der Schauspieler zu höchster Wahrheit gelangt waren.
Von 1976 bis 1986 hatte der deutsche Theatermann Achim Benning die Direktion des Burgtheaters inne. Auch ihn störte die Flüchtigkeit der Theaterarbeit und er suchte nach neuen Darstellungsmöglichkeiten. Erika Pluhar schlug ihm deshalb vor, die von ihr hochgeschätzte Christine de Grancy als Fotografin zu Proben zuzulassen, mehr noch, ihr zu gestatten, sich auf der Bühne frei zu bewegen. De Grancy schaffte es trotz des Einwandes, dass ein solches Vorgehen als „grenzüberschreitend“ empfunden würde (damals gab es noch keine Livecam in den Inszenierungen), so unauffällig zu arbeiten, dass dabei die Proben in keiner Weise beeinträchtigt wurden. Man vergaß das neugierige Objektiv, dem sich damit einmalige Motive boten. Bald wurde sie als „Ensemblemitglied“ betrachtet, dem Regisseure blind vertrauten.
Das Ergebnis dieser Jahre ist nun im Theatermuseum unter dem Titel „Christine de Grancy. Sturm und Spiel. Theaterphotographie“ bis 7. November 2022 im wahrsten Sinn des Wortes zu begreifen. Die Dramaturgie dafür hat Mercedes Echerer geliefert. Sie erzählt in 14 Kapitel von legendären Produktionen in Burg- und Akademietheater – darunter Maxim Gorkijs Kinder der Sonne und Sommergäste, Schnitzlers Komödie der Verführung, Frank Wedekinds Frühlings Erwachen oder Nestroys Der Schützling – und einer Gastspielreise in die damalige UdSSR, die politisches Aufsehen erregen sollte. Die Fotos sind quer durch beide Räume im Erdgeschoss wie auf einer Wäscheleine in Paketen aufgehängt. Man muss hingehen und blättern, um einen jugendlichen Helmut Lohner, einen erstaunlich sympathisch wirkenden Paulus Manker, eine Orth mit Robert Meyer in Hotel Ultimus oder Erika Pluhar, Maria Bill und Kitty Speiser in Kalldewey Farce von Botho Strauß bei der Arbeit beobachten zu können. Statistik |