Kultur und Weindas beschauliche MagazinBlick in die Ausstellung „Showbiz Made in Vienna. Die Marischkas“ © KHM-Museumsverband, Theatermuseum WALK OF FAME Eine Intervention gegen das Vergessen
Graue Silhouetten empfangen die Besucher des Theatermuseums und begleiten sie in den ersten Stock, um sie dort in das helle Licht der bunten Ausstellung „Showbiz Made in Vienna. Die Marischkas“ mit all der Nostalgie zur Film- und Unterhaltungsindustrie zu entlassen. Auf den bescheiden aus Pappe gefertigten lebensgroßen Gestalten heben sich Gesichter ab. Zum Namen dieser Personen muss man sich jedoch ehrfürchtig tief bis zu deren Sockel bücken, bequemer hat man es bei der Information, die ein Blatt mit QR-Code in deren Mitte bietet. Dort finden sich (sofern vorhanden) auch Audio- und Videoaufnahmen zur jeweiligen Gestalt. Um das Geheimnis zu lüften: Es handelt sich um 14 Vertreter der kosmopolitischen Theatermoderne aus der Zeit zwischen 1900 und 1938, dem Jahr, das für viele von ihnen Vertreibung oder Tod bedeutet hat. Die Erinnerung an sie wurde (beinahe) ausgelöscht, ihr Wirken verdrängt und ihnen damit ein zweites Mal das Leben genommen.
Entstanden ist diese Intervention in einer Kooperation des Theatermuseums mit Studierenden und dem Archiv des Instituts der Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien. Unter dem Titel „Walk of Fame. Die Gleichzeitigkeit von Erfolg und Verfolgung“ (bis 1. April 2024) werden in „Wer waren...?“ in erster Linie Frauen aus dem Dunkel des Vergessens geholt.
Ausstellungsansicht Theatermuseum © KHM-Museumsverband MODE FÜR DIE BÜHNE Zeichnungen von Monika von Zallinger
Kostümentwürfe sind an sich Arbeitsmittel für die Theaterwerkstätten. Meistens sind es Skizzen, deren Information für die Schneiderinnen ausreichend ist, um das Ensemble den Vorstellungen des Regisseurs entsprechend einkleiden zu können. Weit über den Entwurfscharakter hinaus gehen jedoch die Zeichnungen der Kostüm- und Bühnenbildnerin Monika von Zallinger. Rudi Risatti vom Theatermuseum erzählt mit Vergnügen von seiner ersten Begegnung mit dieser Grand Dame der Ausstattung. Monika von Zallinger war bei ihm erschienen, um dem Museum ihren Bestand an Kostümzeichnungen anzubieten. Bei einem Besuch in ihrer Wohnung hatte sie die großformatigen Blätter auf dem Boden aufgelegt. Risatti erkannte auf den ersten Blick, dass jede dieser Zeichnungen ein eigenständiges Kunstwerk war. Ein gekonnter Strich und die fantasievolle Anordnung der Personen ließen die Szenen der jeweiligen Stücke lebendig werden. Von Zallinger hatte an eine Schenkung gedacht. 400 dieser grandiosen Entwurfszeichnungen gehören seit 2021 somit dem Theatermuseum. Aus der verständlichen Begeisterung ist mittlerweile eine Ausstellung entstanden, die gemeinsam von der Künstlerin und dem Kurator gestaltet wurde. Der Titel „Mode für die Bühne. Monika von Zallinger. Kostümzeichnungen“ (bis 6. November 2023) verrät jedoch nur wenig über die Faszination, die von den Werken und dem dazu in lebensgroßen Figurengruppen geschaffenen Rahmen ausgehen.
Die in Salzburg geborene Monika von Zallinger wurde zunächst als Gebrauchsgrafikerin ausgebildet. Bald wurde sie jedoch zur freischaffenden Künstlerin, die sich um Aufträge seitens der maßgeblichen Bühnen Europas nicht zu sorgen brauchte. Ihr Weg führte sie über die großen Häuser in München u. a. nach Hamburg, Berlin, Dresden, Leipzig und Wien. Dazu kamen Ausflüge nach Amsterdam, Athen, Basel, Mailand, Triest, Venedig und Zürich.
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