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Bruegel und seine Zeit, Ausstellungsansicht

Bruegel und seine Zeit, Ausstellungsansicht

BRUEGEL UND SEINE ZEIT Die Hochblüte niederländischer Zeichnung

Bruegel im Vorraum zu den Tietze Galleries

Bruegel im Vorraum zu den Tietze Galleries

Kunst des 16. Jahrhunderts in Meisterwerken aus der Schatzkammer der Albertina

Hieronymus Bosch hat bereits Ende des 15. Jahrhunderts die Zeichnung aus dem Joch der Malerei befreit. Der „Baummensch“ in all seiner fantastischen Grässlichkeit ist weder Skizze noch Studie. Er ist ein autonomes Kunstwerk mit einer an sich kantigen Botschaft, die uns Heutigen jedoch kaum mehr zugänglich ist. Seine Zeitgenossen, die das um 1500 entstandene Bild mit wohligen Gruseln bestaunt haben dürften, wussten wohl genau, wer und was mit dem aufgerissenen Arsch und der darin tafelnden Runde gemeint war. Es ist eine exzellente Karikatur, die mit virtuosem Federstrich neben der Hauptperson die flache Landschaft der Niederlande zeigt. Eben dort waren fast zeitgleich, wohl von Bosch dazu inspiriert, große Meister wie Hendrick Goltzius, Jacob Matham, Jan de Beer und alles voran Pieter Bruegel der Ältere am Werk. Jede seiner symbolträchtigen Figuren, jedes Ensemble grauser Monster und das hilflose Gewimmel verurteilter Seelen im Jüngsten Gericht bannen auch nach einem halben Jahrtausend noch die Augen des Betrachters.

Hieronymus Bosch Der Baummensch, um 1500 © ALBERTINA, Wien
Pieter Bruegel d. Ä., Maler und Käufer, Albertina Wien

o.: Pieter Bruegel d. Ä., Maler und Käufer, Albertina Wien

l.: Hieronymus Bosch Der Baummensch, © ALBERTINA, Wien

Mit der Ausstellung „Bruegel und seine Zeit“ (bis 24. Mai 2023) gewährt uns die Albertina in den Tietze Galleries eine der seltenen Möglichkeiten, Arbeiten auf sensiblem Papier aus dieser Zeit zu bestaunen. Nach Wien gekommen sind sie, so ist bei diesem faszinierenden Rundgang zu erfahren, durch das Sammlerehepaar Herzog Albert von Sachsen-Teschen und Gemahlin, Erzherzogin Marie Christine von Österreich, der Nachwelt bekannt als Lieblingstochter von Maria Theresia. Herzog Albert war ab 1780 habsburgischer Generalstatthalter der Österreichischen Niederlande und tauchte tief in den florierenden Kunstmarkt rund um seine Residenz in Brüssel ein. Um 1800 hatte er bereits 3.500 Meisterzeichungen zusammengetragen und damit das Herzstück der Albertina angelegt. Von Zeit zu Zeit wird diese Schatzkammer geöffnet, nicht nur um selten gezeigte Zeichnungen wie „Christus im Limbus (Fegefeuer)“ von Jacques de Gheyn II., „Indische Kaufleute huldigen Belgica“ von Joachim Antonsiz Wtewael oder den verachtenden Ausdruck im Gesicht des Künstlers in „Maler und Käufer“ von Pieter Bruegel d. Ä. der Öffentlichkeit hinzuhängen. Es geht auch, wie Kuratorin Laura Ritter über ihre Tätigkeit berichtet, um die Erhaltung, Erforschung und Restaurierung der bedeutendsten Kollektion niederländischer Zeichenkunst weltweit, derer sich die Albertina in aller Bescheidenheit rühmen darf.

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