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Franz Grabmayr, Ausstellungsansicht

Franz Grabmayr, Ausstellungsansicht

FRANZ GRABMAYR Materialkünstler der vier Elemente

Franz Grabmayr, Ausstellungsansicht

Franz Grabmayr, Ausstellungsansicht

Zentnerschwere Bilder aus der ungebändigten Natur des Waldviertels

Seine „fahrende Werkstatt“ befand sich auf einem Traktoranhänger. Um das solide Gerüst der Staffelei standen Kübel mit Farbpigmenten, angerührt mit Leinöl und Eiern zu einer zähflüssigen Paste, und mitten drin Franz Grabmayr. In einer Waldviertler Sandgrube loderte ein mächtiges Feuer, genährt von getrockneten Wurzelstöcken. Das Gefährt drehte eine Runde nach der anderen. Grabmayr beobachtete die Flammen, lange, eingehend, bis er zu „Malen“ begann, indem der die Farben auf die Unterlage klatschte. Das Material entwickelte seine eigene Dynamik, wie Lava sackte es langsam ab und erstarrte schließlich. Dennoch wurde bloßer Zufall ausgeschlossen. Ein „Feuerbild“ war entstanden, manchmal über 100 Kilo schwer, mit einer Kraft, die aus den abstrakten „Farbgebirgen“ strahlt und zum Hingreifen einlädt, um über die Augen auch mit den Händen dem Werk und der Seele der darin festgehaltenen Natur näherzukommen.

Franz Grabmayr, Kornmandl, 1975 Grabmayr Estate KG © Bildrecht, Wien 2024

F. Grabmayr, Kornmandl, Grabmayr Estate KG © Bildrecht, Wien 2024

Ganz das Gegenteil dieser wuchtigen Auseinandersetzung mit den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft stehen die Tanzblätter mit ihrer Leichtigkeit. Diese Arbeiten sind in seinem kleinen Atelier in Wien entstanden, als Ausdruck dynamischer Bewegung. Das Verbindende mit den Materialbildern ist das Spontane, der Rausch in der unverfälschten Wiedergabe des Erlebten. Franz Grabmayr hatte lange danach gesucht. 1927 wurde er als jüngstes von drei Geschwistern auf einem Bauernhof in Kärnten geboren, ergriff später den Beruf eines Hauptschullehrers. Entdeckt wurde er als Künstler 1952. Dieser erste Erfolg bewog ihn zu einem Studium als Werkstudent an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Ab 1962 widmete er sich ausschließlich der Malerei. Nach bestandenem Diplom bei Herbert Böckl zog sich Grabmayr mit seiner Frau in die inspirierende Einsamkeit des Waldviertels zurück.

Dort wurde ihm das „Pinserl“ bald zu wenig. Er wollte der ihn umgebenden Wildheit mit seiner eigenen Kraft begegnen und bediente sich anfangs der Spachtel und schließlich der Maurerkelle.

Franz Grabmayr, Ausstellungsansicht

Franz Grabmayr, Ausstellungsansicht

Die Ausstellung „FRANZ GRABMAYR“ (bis 13. Oktober 2024 in den Tietze Galleries) war ein zutiefst persönliches Anliegen von Klaus Albrecht Schröder. Damit wird ein Werk eines der pronociertesten und originellsten Materialkünstlers der Gegenwart gewürdigt, das, so der Generaldirektor, in dem Maße zeitgenössisch ist, dass es nie hinter die Errungenschaften der Verselbstständigung der Bildelemente zurückgegangen ist. „Die Selbstreferenz von Farbe und Form, dieses Axiom der Moderne, ist das theoretische Fundament einer Malerei, die allein aus dem Erleben heraus entstanden ist und diesem ursprünglichen Erlebnis ästhetische Gestalt gegeben hat.“ Franz Grabmayr selbst hat seine Gedanken auf kleinen Zetteln notiert. So wollte er „Die Natur in Form bringen (27.1.73)“ oder schrieb am 12.12.75 „Der Maler muß dorthin wo die Natur ein farbiges Schauspiel bereithält“ und als tiefes Eingeständnis den mit seinen Initialen gezeichneten Satz „In der Arbeit stehn, das ist das Schönste – für mich“.

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