Kultur und Weindas beschauliche MagazinLisette Model, Ausstellungsansicht LISETTE MODEL Klassenkampf mit humorvollem Blick 
 Elise Amelie Felicie Stern wurde 1901 in Wien geboren. Ihre Eltern waren Juden und Teil der großbürgerlichen Schicht, die damals in der Stadt und in der ganzen Monarchie sowohl wirtschaftlich als auch kulturell tonangebend war. Das Mädchen erhielt eine solide Schulausbildung, war vielseitig talentiert und wollte ursprünglich Sängerin werden. Als sie nach dem Tod des Vaters 1926 mit ihrer Mutter nach Paris übersiedelt, findet sie nicht zuletzt angeregt durch ihre Schwester Olga, einer ausgebildeten Fotografin, 1933 zu ihrer zweiten Begabung. Sie beginnt all das abzulichten, was sie leidenschaftlich interessiert. Es sind das zuerst schlafende Obdachlose und blinde Bettler, bis sie auf der Promenade des Anglais in Nizza auf das Gegenteil trifft. Die dort entstandenen Bilder zeigen wohlhabende Vertreter des Müßiggangs als die, wie sie im Begleittext dazu schreibt, „abscheulichsten Exemplare der Spezies Mensch“. 
 Als es 1938 in Europa für sie und ihren Ehemann, dem Maler Evsa Model, gefährlich wird, emigriert das Ehepaar nach New York. Als Lisette Model wirft sie sich in das pralle Leben der Stadt. Die Serie „Reflections“ (Spiegelungen) sind kunstvolle Collagen des Geschehens vor den Schaufenstern der großen Geschäfte, während ‚Running Legs“ (laufende Beine) den Blick statt hinauf zu den Wolkenkratzern von Manhatten nach unten auf das teils beängstigende Gewirr der Füße von hektisch durch die Fifth Avenue oder Wall Street eilenden Leuten richtet. 
 Erst 1979 erscheint die erste Monografie, vier Jahre vor dem Ableben von Lisette Model. In der Fotosammlung der Albertina befindet sich deren bisher noch nie präsentierter Entwurf mit Originalabzügen. Er ist Teil der Ausstellung in den Tietze Galleries, die bis 22. Februar 2026 als Retrospektive mit Werken von Lisette Model und den von ihr deutlich ins Bild gesetzten Gegensätzen von arm und reich, von hässlich und schön, aber auch gelangweilt oder voll in Aktion wie die Sängerin im Café Metropole in New York City, die es auf den Titel der Schau geschafft hat. Erschienen ist dazu auch ein Katalog, herausgegeben von Kurator Walter Moser; 
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