Kultur und Weindas beschauliche Magazin„amo ergo sum“ (2019) von Renate Bertlmann PUBLIC MATTERS Überraschende Begegnungen im Garten
Es gibt wohl kaum eine schönere Galerie für einen Skulpturenpark als die Gärten des Belvederes. Griechische Mythologie mit ihren Göttern und Helden beherrscht schon seit der Planung die überwältigenden freien Prospekte, die in Hecken versteckten Winkel mit ihren raffinierten Sichtachsen auf beide Schlösser und die erfrischend im Gelände verteilten Brunnen. 300 Jahre Bestehen dieser barocken Pracht forderten quasi die Kunst unserer Zeit heraus, sich mit den antik anmutenden Statuen zu messen und zu ergänzen. Generaldirektorin Stella Rollig gibt zu, dass mit größtem Respekt an dieses Vorhaben herangegangen wurde. Aber die Lösung läst sich sehen und ist eine unwiderstehliche Einladung, bei freiem Eintritt immer wieder die Gärten zu durchstreifen, sich zu erholen und an dreidimensionaler Kunst aus drei Jahrhunderten zu laben. Unter dem Titel „Public Matters“ sollen 33 Positionen von lokalen und internationalen Kunstschaffenden die Gartenanlagen des Museums verbinden oder besser, öffentlich sein und in Performances die Besucher dem historischen Hintergrund gedanklich näher kommen lassen. Aufgestellt wurden die Arbeiten in einer Art Versteckspiel. Manche, wie der Schriftzug „amo ergo sum“ (2019) von Renate Bertlmann beim Unteren Belvedere fallen direkt ins Auge.
Ausstellungsansicht "Klimt. Inspired by Van Gogh, Rodin, Matisse..." Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien INSPIRATION FÜR KLIMT Über den Einfluss seiner Zeitgenossen
2015 wurde dazu ein Forschungsprojekt gemeinsam von Belvedere und dem Van Gogh Museum in Amsterdam angestoßen. Darin geht es um die Frage, welche Werke internationaler moderner Kunst Klimt tatsächlich kennengelernt hat, ob bei seinen Auslandsreisen oder durch Reproduktionen in damals auch in Wien erhältlichen Katalogen. Ausstellungsorte wie die Secession, die Galerie Miethke und umfangreiche Privatsammlungen (Carl Reininghaus oder Familie Wittgenstein) wurden penibel untersucht, Publikationen ausgewertet und die Reisetätigkeit von Klimt wurde genau in Augenschein genommen. Wie weit wurde davon das Werk von Gustav Klimt beeinflusst, seine Entwicklung vorangetrieben und was kann – mit Verlaub – als sanfter Diebstahl von Ideen gewertet werden? Gustav Klimt, Wasserschlangen II, 1904/1906–07, Privatsammlung, courtesy of HomeArt Ein der Öffentlichkeit zumutbares Teilergebnis dieser Untersuchungen ist nun im Unteren Belvedere zu erleben. Wer schon bisher mit Kunstverstand durch Europa gereist ist und einen Teil dieser Zeit in den jeweiligen Museen verbracht hat, wird nicht allzu viel Neues finden. Allein die hier vertretenen Bilder der drei Genannten Vincent van Gogh, Auguste Rodin und Henri Matisse, aber auch die von Claude Monet oder einer der wenigen Frauen, Margaret Macdonald Mackintosh, sind Stammgäste diverser Besuchermagnete in legendären Museen. In der nun vorliegenden Konzentration werden sie jedoch kaum mehr nebeneinander hängen. Hier bietet sich die einzigartige Möglichkeit des Vergleichs, bei dem – nicht nur aus Patriotismus – Klimt in den meisten Fällen als das größere Genie erkannt wird. Die Studie für Madame Gautreau von John Singer Sargent aus 1884 mutet gegenüber dem neun Jahren später entstandenen Frauenbildnis von Klimt ungemein modern an, kann aber in Details wie Hautfarbe und Lebendigkeit schwerlich mithalten. Immer wieder wurde das Vorbild übertroffen, wie bei Jan Toorops bewegten Frauendarstellungen, die in den nach langer Zeit erstmals wieder zu bestaunenden „Wasserschlangen II“ von Gustav Klimt höchste Vollendung gefunden haben. Statistik |