Kultur und Weindas beschauliche MagazinDer erhabene Blick über den Karlsplatz © Certov / Winkler + Ruck Architekten WIEN MUSEUM NEU Zurück zum Karlsplatz!
Zwei Architektenteams haben es geschafft, über alle Widrigkeiten der letzten Jahre schon jetzt im Frühjahr das fertige Gerüst des Wien Museums zu präsentieren. Für das Büro Certov stand Ferdinand Certov und für Winkler & Ruck Roland Winkler einer neugierigen Runde von Journalisten am 30. März 2023 mit einer Fülle an Informationen zur Verfügung. Die erste bedeutende Botschaft lautete: „Das Wien Museum soll dem Karlsplatz zurück gegeben werden und an der Nordostecke des Resselparks neue Qualität schaffen.“ Mit dem vom Verkehr auf der Lothringerstraße abgewandten Vorplatz und dem gläsernen Pavillon mit einem um 90 Grad versetzten Eingang wurde zu ebener Erd´ ein entscheidender Schritt dazu gesetzt. Die Fassade scheint nur auf den ersten Blick unverändert. Sie wurde getreulich nach der Vorstellung von Oswald Haerdtl aus 1959 nachgeahmt. Metallrahmen und verwendete Steine sind neu, um den Anforderungen unserer Zeit zu entsprechen. So wurde statt dem rosa angehauchten Naturstein elegant grauer Marmor aus der Wachau unter den Fenstern verwendet, was man jedoch nur sieht, wenn man es gewusst hat.
In den Innenräumen wird bereits emsig am Aufbau der Dauerausstellung gewerkt. Gedacht sind dafür drei Etagen, die, sofern alles gut geht, ohne Ticket zu besuchen sein werden. Gezeigt wird die Geschichte Wiens von ihren frühesten Anfängen bis zur Gegenwart. Vorbei am „Walfisch Poldi“ steigt oder fährt man mit dem Aufzug nach oben bis zum Sonderausstellungsraum, der die wohl faszinierendste Erweiterung des Museums darstellt. Über das Gebäude hinaus ragt dieser ganz oben als ein mächtiger Quader aus Stahl und Beton, genannt das Schwebegeschoss. Dessen Grundfläche beträgt 1.200 m2 und stellt eine Meisterleitung der Statik dar. Er hängt an einem Prisma, dessen Sockel sicher bis tief in den Schwemmgrund des Wientals reicht. Getragen wird er von schräg eingezogenen Stahlplatten. Ein versteckter Lichtgaden und Glasplatten am Boden an den Rändern, durch die man, müde von der Betrachtung der Objekte, schaudernd in die Tiefe blickt, bringen eine Ahnung von Tageslicht in den sonst fensterlosen Raum. Wien Museum Neu März 2023 - Halle Foto: Kollektiv Fischka Wie sehr das oben genannte Vorhaben gelungen ist, lässt sich vom Terrassengeschoss aus ermessen. Es bietet sich ein wahrhaft erhabener Blick über den Karlsplatz hin zur Secession, weiter zum Künstlerhaus und dem Musikvereinsgebäude. Bei einer Schale Kaffee oder einem Drink lassen sich sowohl die architektonischen wie auch die in den Ausstellungen erlebten Eindrücke beschaulich verarbeiten. Die in der Planung berücksichtigte Nachhaltigkeit lässt sich jedoch nur erahnen. So wird das Gebäude von Wärmepumpen beheizt, das Dach ist begrünt, die Wände sind mit Lehm verkleidet und eine intelligente Haustechnik nutzt die Abwärme der Besucher, um das Raumklima im Dauerausstellungsbereich auszugleichen. So besehen könnte die Vision von Direktor Matti Bunzl pünktlich zur geplanten Eröffnung im Dezember bereits Wirklichkeit werden: „Das Wien Museum soll zum Raum der Begegnung und ein Wohnzimmer für alle werden!“ Statistik |